Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Pergamon. Im Hochgefühl seiner aufsteigenden Macht eignet er sich binnen kurzer Zeit weite Teile Westphrygiens an und dehnt das Pergamenische Reich derart aus, dass es mit seiner Ostgrenze an Galatia stößt.
241 v. Chr. stirbt Eumenes I. von Pergamon und ein junger Mann, noch ehrgeiziger als Eumenes, tritt an seine Stelle. Sein Name ist Attalos.
Kaum 28 Jahre alt, hat er es sich offenbar in den Kopf gesetzt, der erste Fürst von Pergamon und damit der erste Herrscher der Region überhaupt zu werden, der sich den Zahlungsforderungen der Galater ernsthaft widersetzen will.
Mit Erfolg. Nach fünf Jahren wird die Situation für die Galater prekär. Attalos hat es geschafft, dass seine Untertanen seiner Stärke so sehr vertrauen, dass sie die »Friedensgeldzahlungen« einstellen. Als Erstes reagieren die direkt betroffenen Tolistobogier. Doch Attalos ist auf der Hut. Er empfängt die Angreifer bei den Quellen des Flusses Kaikos und fegt sie bereits im ersten Anrennen von der kleinen Hochebene.
Sowohl die Trocmer als auch die Tectosagier befürchten nun offenbar, dass das Beispiel Schule machen und ihnen ebenfalls die »Friedensgelder« wegbrechen könnten. Sie beschließen, den jungen Pergamener zu disziplinieren. Ein vereintes Heer aus Kriegern aller Stämme, verstärkt durch die Streitmacht eines syrischen Verbündeten, dem sie in der Vergangenheit als Söldner einmal »einen Gefallen getan haben«, zieht kurz entschlossen gegen den pergamenischen Stadtberg. Mit verheerenden Folgen.
Das Heer des Attalos lässt die Galater gar nicht erst herankommen. Er ist sich seiner Sache so sicher, dass er von seinem Stadtberg herabsteigt (auf dem er die Angelegenheit problemlos hätte aussitzen können) und die offene Feldschlacht sucht. Diese trägt er dann in der Nähe des Heiligtums der Aphrodite vorrangig mit Fernwaffen aus. Seine Bogenschützen mähen die Kelten reihenweise nieder. So nachhaltig ist sein Sieg über die Galater, dass sich das Machtgefüge in Kleinasien grundlegend verschiebt. Von nun an unterstehen die Galater nicht mehr Syrien, sondern Pergamon.
Dieser Zustand hält etwa 40 Jahre an. Attalos nutzt seine Stärke, um den Einfluss Pergamons auszudehnen. Es blüht auf, wird Zentrum der Wissenschaft und der Kunst. Und ohne, dass es ihnen bewusst ist, haben auch die Kelten dazu beigetragen.
Behaglich lehnt sich Doraktos in die weichen Polster zurück. Er spürt, wie der Wein in seinem Kopf zu kreisen beginnt, und die Wärme des strahlenden Feuers sich wie ein Gewicht auf seine Augenlider legt. Ein träger Blick zur Seite sagt ihm, dass es seinem Begleiter Avaricus nicht anders geht.
Es ist nicht der erste Besuch der beiden tolistobogischen Händler bei den Pergamenern. Aus dem anfänglich noch bescheidenen Handel entwickelten sich zwischen pergamenischen und galatischen Geschäftsleuten feste Handelsbeziehungen. Vorsichtige Freundschaften zwischen den ehemaligen Feinden entstanden. Rasch fielen auch die Sprachbarrieren, Griechisch ist inzwischen längst die normale Handelssprache der Galater geworden.
Aus seinen halb geschlossenen Augen sieht Doraktos, wie einer der Pergamener die Sklavin mit dem Weinkrug heranwinkt. Oh nein! Nicht noch mehr! Er muss endlich schlafen. Doch ihre Gastgeber kennen kein Erbarmen.
»Auf … auffas trinken wir chetzt?«, lallt der Pergamener Nikolaos mit schwerer Zunge.
Die beiden Tolistobogier tun so, als wären sie nicht angesprochen. Wenn man keinen Grund mehr zum Trinken findet, vielleicht kommen sie dann doch noch ins Bett …?
Doch Aresteides, Nikolaos’ Freund, zerstört Doraktos’ Hoffnung.
»Auf die Kunst!«
»Genau!«, grölt Nikolaos. »Auffie Kunst, die ohne un… unsere gali ... galatischen Freunde nur halb so schön wäre!«
Avaricus verdreht die Augen. Was ist das jetzt schon wieder für ein Blödsinn?
Nikolaos ist jetzt beleidigt. »Sieh mal, Aresteides, sie glauben uns nich. Los, wir beweisen es ihnen!« Er macht Anstalten aufzustehen.
»Nicht doch, Nikolaos, wir glauben dir!«, versucht Doraktos das Unvermeidliche abzuwenden. Bloß nicht mehr bewegen heute!
Nikolaos steht inzwischen, schwankend und mit Hilfe von Aresteides, aber er steht. »Nein!«, lallt er mit trunkener Bockigkeit in der Stimme. »Ihr glaubt mir nicht! Ich muss es beweisen! Ich bestehe darauf!«
Ein Hilfe suchender Blick geht zu Aresteides, doch der zuckt nur mit den Schultern. Schicksalsergeben drücken Doraktos und Avaricus ihre schmerzenden, müden und unendlich schweren
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