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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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betätigte mit dem Ellbogen den Sendeknopf. »Ja.«
    »Sie wollten mit Walter Hatchell in White Sands sprechen. Er ist immer noch nicht erreichbar. Soll ich es in zwanzig Minuten nochmals versuchen?«
    »Ja, tun Sie das bitte.«
    Der Bildschirm verlosch. Margaret schaltete ab und nahm ihre Tätigkeit wieder auf. Die Leute von der Wochenschau hatten sie mehrmals beim Abwaschen aufgenommen. Sie fragte sich, wie sie und ihre Familie im Film wirken würden. Der Reporter hatte Rita eine zukünftige Entomologin genannt und David als »blindes Wunderkind auf dem Piano« bezeichnet, als eines der wenigen Opfer des Drum -Virus, das von dem unbewohnbaren Planeten A-4 eingeschleppt worden war.
    Rita kam aus dem Garten herein. Sie war neun Jahre alt, hoch aufgeschossen und blickte mit ihren großen, blauen Augen in die Welt, deren Geheimnisse nur darauf zu warten schienen, von ihr gelöst zu werden.
    »Ich bin fürchterlich hungrig«, verkündete sie. »Wann essen wir?«
    »Wenn es fertig ist«, antwortete Margaret und bemerkte zu ihrem Mißbehagen Teile eines Spinnennetzes in Ritas Haar und einen Schmutzfleck auf ihrer linken Wange.
    Was konnte ein kleines Mädchen so an Insekten faszinieren, fragte sie sich. Das konnte doch nicht normal sein. Laut fragte sie: »Wie kommt das Spinnennetz in dein Haar?«
    »O je.« Rita strich sich über den Kopf.
    »Wie?« wiederholte Margaret.
    »Mutter! Wenn man sein Wissen über die Welt der Insekten erweitern will, sind solche Dinge unvermeidlich! Ich bin nur darüber bestürzt, das Netz zerrissen zu haben.«
    »Und ich bin darüber bestürzt, daß du so schmutzig bist. Geh dich waschen, damit du ordentlich aussiehst, wenn wir mit deinem Vater sprechen!«
    Rita wandte sich zum Gehen.
    »Und stell dich auf die Waage! Ich muß morgen wie jede Woche das Gewicht der Familie einschicken.«
    Rita huschte aus der Küche. Die Geräusche ihrer Schritte verhallten auf der Treppe. Im Obergeschoß wurde eine Tür zugeschlagen. Kurz darauf rannte Rita wieder die Stiegen herunter und stürzte in die Küche. »Mutter, du ...«
    »In der kurzen Zeit hast du dich unmöglich waschen können«, sagte Margaret, ohne sich umzudrehen.
    »David schaut so sonderbar aus, und er sagt, daß er kein Abendessen mag.«
    Margaret wandte sich um und versuchte, die aufkommende Furcht zu verbergen. Sie wußte aus Erfahrung, daß Rita buchstäblich alles als sonderbar bezeichnen konnte. »Was meinst du mit sonderbar, mein Liebling?«
    »Er ist so bleich. Er sieht so aus, als hätte er kein Blut in sich.«
    Aus irgendeinem Grund erinnerten diese Worte Margaret an den dreijährigen David, wie er so still in seinem Spitalbett lag. In seiner Nase steckte ein Ernährungsschlauch, und er war so bleich wie der Tod.
    Sie trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch. »Komm, wir wollen nachsehen! Wahrscheinlich ist er nur müde.«
    David lag ausgestreckt auf seinem Bett mit einem Arm über dem Gesicht. Die Vorhänge waren zugezogen, und das Zimmer lag im Halbdunkel. Als Margarets Augen sich an den Helligkeitsunterschied gewöhnten, fragte sie sich, ob die Blinden deswegen die Dunkelheit vorzogen, weil sie ihnen gegenüber den Sehenden einen Vorteil verschaffte. Sie trat an das Bett heran. Der Knabe war klein und besaß die dunkle Haarfarbe seines Vaters. Das spitze Kinn und die ausdrucksvolle Mundpartie hatte er von seinem Großvater Maurice geerbt. Nun wirkte er winzig und hilflos. Und Rita hatte recht: Er war schrecklich blaß.
    Margaret spielte die perfekte Krankenschwester, nahm Davids Arm von seinem Gesicht und fühlte ihm den Puls.
    »Ist dir nicht gut, Davey?« fragte sie.
    »Ich möchte nicht, daß du mich so nennst. Das ist ein Kindername.« Er machte ein störrisches Gesicht.
    Sie machte einen hastigen, kurzen Atemzug. »Tut mir leid, ich habe es vergessen. Rita sagte mir, du wolltest kein Abendessen.«
    Rita kam aus dem Gang herein. »Er sieht wirklich beunruhigend aus, Mutter.«
    »Muß sie mir denn dauernd auf die Nerven gehen?« fragte David.
    »Ich glaube, ich habe das Visifon läuten hören«, sagte Margaret. »Willst du bitte nachsehen, Rita?«
    »Du bist beleidigend durchsichtig. Wenn du nicht willst, daß ich mich hier im Zimmer aufhalte, so brauchst du es nur zu sagen.«
    Sie wandte sich um und verließ langsam den Raum.
    »Tut es dir irgendwo weh, David?«
    »Ich bin nur müde«, murmelte er. »Warum kannst du mich nicht allein lassen?«
    Margaret betrachtete ihn und war wie schon so oft von der Ähnlichkeit

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