Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
daß die Zeit verging. Ich muß geschlafen haben. Er schloß die Augen. Seine Sinne stumpften ab, seine Gedanken begannen zu wandern.
    Er dachte: Ich hoffe, er hat mich nicht weggehen sehen.
    Er riß die Augen auf und sah für einen Augenblick den Eingang einer Rohrbahnstation auf der Decke über seinem Kopf. Er schüttelte den Kopf.
    »Was für ein verrückter Gedanke. Woher kam er nur?« fragte er sich. »Ich habe zu viel gearbeitet.«
    Er drehte sich auf die Seite, versank wieder in den Dämmerzustand und schloß die Augen. Im selben Augenblick hatte er das Gefühl, sich in einem Gewirr von Drähten zu befinden. Ein so starkes Haßgefühl durchströmte ihn, daß er von Panik befallen wurde, weil er es weder erklären noch es gegen jemanden richten konnte. Er biß die Zähne zusammen, schüttelte den Kopf und öffnete die Augen. Das Gefühl verschwand und ließ nur Schwäche zurück. Er schloß die Augen. Der Geruch von Gardenien war in seinem Geist. Er riß die Augen auf, setzte sich im Bett auf und stützte den Kopf in die Hände.
    Olfaktorische Stimulation, optische Stimulation, akustische Stimulation ... Reaktionen fast im gesamten Wahrnehmungsbereich. Das hatte etwas zu bedeuten. Aber was? Er schüttelte den Kopf und sah auf die Uhr: 10:10.
     
    Außerhalb von Karatschi hockt ein Hindu-Heiliger im Staub neben einer uralten Straße. An ihm vorbei fährt eine Karawane von Lastwagen des Roten Kreuzes, die ausgewählte Kranke der Epidemie zum Flugfeld im Indusdelta transportieren. Morgen werden sie in einer neuen Klinik in Wien studiert werden. Die Motoren der Fahrzeuge dröhnen, der Boden bebt. Der alte Mann malt mit dem Finger ein heiliges Zeichen in den Staub. Der Fahrtwind eines vorbeirollenden Autos verändert das Zeichen des Brahmaputra. Der Heilige schüttelt traurig den Kopf.
     
    Die Glocke an der Eingangstür läutete, als jemand draußen auf den Fußabstreifer stieg. Er schaltete die Außenkamera ein, und auf dem Hauptbildschirm des Schlafzimmers erschien Colleens Gesicht. Er drückte den Türöffner, verfehlte ihn, drückte nochmals. Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar, schloß den Overall an der Brust und ging in die Halle.
    Colleen wirkte klein und verloren. Als er sie sah, wurde ihm warm ums Herz. Er dachte: Mein lieber Junge, bereits nach einem Tag steckst du schon so tief drin!
    »Eric«, sagte sie.
    Ihr Körper war weich und warm in seinen Armen. Ihr Haar duftete. »Ich habe dich vermißt«, sagte er.
    Sie machte sich los und sah zu ihm auf. »Hast du von mir geträumt?«
    Er küßte sie. »Nur einen normalen Traum.«
    »Doktor!« Sie lächelte und schlüpfte aus ihrem pelzgefütterten Cape. Aus einer Innentasche zog sie ein blaues Heft. »Hier sind die Pläne. Pete schöpfte nicht den geringsten Verdacht.«
    Plötzlich taumelte sie gegen ihn und packte ihn keuchend am Arm.
    Er stützte sie erschreckt. »Was ist los, Liebling?«
    Sie schüttelte den Kopf und machte tiefe, bebende Atemzüge. »Es ist nichts – nur ein wenig Kopfweh.«
    »Was heißt, nur ein wenig Kopfweh!« Er berührte mit dem Handrücken ihre Stirn. Die Haut war fiebrig heiß. »Fühlst du dich nicht wohl!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es geht schon vorüber.«
    »Mir gefällt dies nicht. Hast du gegessen?«
    Etwas ruhiger geworden, sah sie zu ihm auf. »Nein. Aber ich frühstücke selten ... die Linie.«
    »Unsinn! Du kommst jetzt herein und ißt etwas Obst!«
    Sie lächelte ihn an. »Ja, Herr Doktor – Liebling.«
     
    Der Widerschein von den Metallflächen im Innern verlieh Petes Gesicht ein dämonisches Aussehen. Seine Hand ruhte auf einem Schalter des Musikrons. Colleen, ich wünschte, ich könnte deine Gedanken kontrollieren, könnte dir sagen, was du tun sollst. Jedesmal, wenn ich es versuche, bekommst du Kopfschmerzen. Ich wünschte, ich wüßte, wie diese Maschine wirklich funktioniert.
     
    Die Unordnung in Erics Labor war Zeuge seiner nächtlichen Aktivität. Eric half Colleen auf einen Hocker am Ende der Werkbank und schlug das mitgebrachte Heft auf. Sie warf einen Blick auf die Seiten.
    »Was bedeuten diese lustigen Schnörkel?«
    Er lächelte. »Das sind Skizzen von Stromkreisen.« Er studierte die Schaltungen. Nach einer Weile runzelte er die Stirn. »Das kann nicht stimmen.« Er nahm Bleistift und Papier und stellte Berechnungen an.
    »Was ist los?«
    »Es stimmt nicht.«
    »Was meist du damit?«
    »Die Pläne stimmen nicht mit dem überein, was die Maschine tun soll.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher