Herrscher der Erde
Reymanns Verknüpfung von Pi-Wellen und abstraktem Denken; Poulsons Theta-Wellen und die Sorge, um nur einige wenige aufzuzählen.
Der Zweck meiner Arbeit besteht darin, diese charakteristischen Reaktionen zu verfolgen und ...«
Eric hatte aufgrund der vorgeschrittenen Stunde erwartet, von Müdigkeit übermannt zu werden, doch machte ihn das Lesen noch angespannter. Obwohl er den Text schon oft gelesen hatte, stimulierten ihn die Worte immer aufs neue. Er erinnerte sich an eine Stelle am Ende des Buches und ließ den Film im Schnellauf abspulen. Als er zu der Stelle kam, hielt er ihn an und las: »Während ich mit mehreren geistesgestörten Patienten mit der Telesonde arbeitete, entdeckte ich, daß die Atmosphäre stark emotionell geladen war. Andere, die mit meiner Arbeit nicht vertraut sind, haben dieselbe Erfahrung gemacht. Dies weist darauf hin, daß die charakteristischen Emanationen eines gestörten Geistes in Menschen Reaktionen hervorrufen können, die sich im unabgeschirmten Feld der Telesonde befinden. Sonderbarerweise tritt die Störung erst Minuten oder selbst Stunden danach ein, das heißt, nachdem die Untersuchung beendet wurde.«
Entschlossen schaltete Eric den Projektor ab und zog sich an. Die Uhr zeigte 3:28, Samstag, 15. Mai 1999. In seinem ganzen Leben hatte er sich nicht so wach gefühlt. Er eilte in sein Labor im Keller hinunter, indem er immer zwei Stufen auf einmal nahm, schaltete alle Lichter ein und rollte die Telesonde in die Mitte des Raumes.
Das Problem der Epidemie ist zu dringend, als daß ich Zeit mit Schlafen verschwenden kann.
Er betrachtete seine Telesonde, eine offene Ansammlung von Röhren und Drähten auf einem tragenden Gestell mit einem Lehnsessel in der Mitte und einer Metallhaube direkt darüber. Er dachte: Das Musikron ist zur Lautwiedergabe konstruiert. Das bedeutet einen sekundären Resonanzkreis irgendeiner Art.
Aus einem Fach unter der Arbeitsbank holte er ein Tonbandgerät, das er nicht mehr benützte, und baute den Wiedergabeteil aus. Er nahm die Schaltpläne des Geräts zur Hand und zeichnete die nötigen Änderungen ein. Dann legte er sich die Teile zurecht und begann zu schneiden und löten. Nach zwei Stunden war er fertig.
Danach baute er aus der Telesonde die Aufnahmeeinheit als Ganzes aus, rollte das Gerät zur Werkbank und verband die Wiedergabeeinheit mit dem Gerät, während er sorgfältige Berechnungen anstellte und andauernd mit dem skizzierten Schaltplan verglich. Immer wieder testete er die einzelnen elektronischen Einheiten, bis er zuletzt endlich nach dem Augenmaß Widerstände einbaute, um die Impedanz auszubalancieren.
Nach über einer Stunde trat er zurück und betrachtete die Maschine. Er dachte: Das Ding muß ja stark zu oszillieren beginnen. Wie dämpft er die Schwingungen? Nun, wir wollen sehen, was es kann.
Die Wanduhr über der Werkbank zeigte 6:45. Eric atmete tief und schaltete ein. Im Aufnahmekreis glühte ein Draht auf, und eine Sicherung brannte durch. Eric schaltete ab, nahm ein Voltmeter und trat an die Maschine. Er konnte keinen Fehler finden. Dann betrachtete er wieder die Schaltpläne.
»Wenn ich nur einen Blick auf das Musikron werden könnte!«
Er betrachtete die Maschine. »Ein Resonanzkreis, was sonst?« Er versuchte, sich das Zusammenspiel der Komponenten zu vergegenwärtigen, sich in die Maschine zu versetzen.
»Es fehlt etwas, und ich habe das Gefühl, daß ich es bereits kenne, daß ich davon gehört habe! Ich muß einfach die Zeichnungen des Musikrons sehen.«
Er verließ das Labor und ging die Stufen zur Küche hoch. Aus einem Schrank nahm er eine Kaffeekapsel und legte sie neben den Ausguß. Da läutete das Visifon. Es war die Angestellte vom Reisebüro. Eric nahm ihren Bericht auf, dankte ihr und unterbrach die Verbindung. Er führte eine Reihe von Subtraktionen durch, sah auf.
»Eine Verzögerung von achtundzwanzig Stunden«, dachte er. »Überall. Das kann kein Zufall mehr sein.«
Kurzzeitig wurde er von einem Schwindelgefühl befallen, dem Müdigkeit folgte. »Ich lege mich lieber hin und mache weiter, wenn ich ausgeruht bin.«
Er ging ins Schlafzimmer, setzte sich an den Bettrand und schlüpfte aus den Sandalen. Er legte sich nieder, zu müde, um sich zu entkleiden. Aber der Schlaf kam nicht. Er öffnete die Augen und sah auf die Uhr: 7:00. Er seufzte, schloß die Augen und döste. Irgend etwas ließ ihm keine Ruhe. Wieder blickte er auf die Uhr. Es war neun Uhr fünfzig. Aber ich habe gar nicht gemerkt,
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