Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
ab.
Der Ort bot einen begeisternden Anblick. Die Einwohner verhungerten, obwohl es im Zentralen Dominium lag, in Elant Wagers »geschütztem« Gebiet. Sie hatten diesen wundervollen, von allen Schrecken heimgesuchten Gesichtsausdruck derjenigen, die alle Hoffnung hatten fahren lassen. Die Straßen wurden kaum mehr gesäubert; die Häuser – früher einmal die Behausungen von Adligen, nun aber gefüllt mit hungrigen Skaa – waren von Asche bedeckt, die Gärten abgeerntet und die Bäume umgehauen, um Feuerholz für den Winter zu geben.
Marsch lächelte zufrieden bei diesem prächtigen Anblick. Hinter ihm regten sich die Leute endlich; sie flohen und verrammelten die Türen. Vermutlich lebten an diesem Ort sechs-oder siebentausend Menschen. Marsch kümmerte sich nicht um sie. Nicht im Augenblick.
Er war nur an einem einzigen, besonderen Gebäude interessiert. Es sah etwas anders als die anderen aus, war ein Herrensitz in einer Flucht feiner Häuser. Dieses Städtchen war einmal ein Haltepunkt für Reisende gewesen und zu einem bevorzugten Ort des Adels geworden, an dem sie sich Zweitwohnsitze erbaut hatten. Einige wenige Adelsfamilien lebten dauerhaft hier und beaufsichtigten die vielen Skaa, die auf den Plantagen und Feldern draußen gearbeitet hatten.
Das Gebäude, das Marsch auserwählt hatte, war etwas besser erhalten als diejenigen in seiner unmittelbaren Umgebung. Der Garten bestand natürlich mehr aus Unkraut als aus planmäßigen Anpflanzungen, und die Außenmauer war seit vielen Jahren nicht mehr geschrubbt worden. Doch nur an wenigen Stellen sah es so als, als hätte man Brennholz geschlagen, und tatsächlich stand ein Wächter vor dem Tor.
Marsch tötete ihn mit einem der rasiermesserscharfen Dreiecke,
die früher bei den Zeremonien des Obersten Herrschers eingesetzt worden waren. Marsch drückte es mit seiner allomantischen Kraft in die Brust des Wächters, als er gerade den Mund öffnen und den Fremden aufhalten wollte. Es war seltsam still hier, als die Stimme des Wächters verstummte und er zur Seite auf die Straße fiel. Die Skaa, die ihn aus ihren Behausungen beobachteten, waren nicht so dumm, sich einzumischen; sie regten sich nicht.
Marsch summte vor sich hin, als er durch den vorderen Garten auf das Herrenhaus zuging und dabei einige kleine Raben aufschreckte, die hier brüteten. Früher mochte dieser Weg ein angenehmer, durch Steinplatten markierter Lustpfad durch den Garten gewesen sein. Nun war er nur noch ein Trampelpfad durch ein von Unkraut überwuchertes Feld. Der Mann, dem dieses Anwesen gehörte, konnte sich offensichtlich nicht mehr als den einsamen Wächter am Vordertor leisten, denn niemand schlug Alarm, als sich Marsch dem Haus näherte. Er kam unbehelligt bis zur Vordertür. Lächelnd klopfte er.
Eine Dienerin öffnete. Sie erstarrte, als sie Marsch sah: seine durchstochenen Augen, seine unnatürlich große Gestalt, seine dunkle Robe. Dann erbebte sie.
Marsch streckte die Hand mit dem Rücken nach unten aus; in der Handfläche lag ein weiteres Dreieck. Er drückte es unmittelbar gegen ihr Gesicht. Es schoss aus ihrem Hinterkopf hervor, und die Frau brach zusammen. Er schritt über ihren Leichnam und betrat das Haus.
Es war viel hübscher hier drinnen, als er aufgrund der Umgebung erwartet hätte. Er sah kostbare Möbel, frisch gestrichene Wände, feine Keramiken. Marsch hob eine Braue und betrachtete den Raum mit seinen Nagelaugen. Es fiel ihm wegen seiner besonderen Wahrnehmungsweise schwer, Farben zu erkennen, doch er war inzwischen mit seinen Kräften so vertraut, dass er sie bestimmen konnte, wenn er wollte. Die allomantischen Linien,
die von den Metallen in den meisten Gegenständen ausgingen, waren recht beeindruckend.
Für Marsch war dieses Haus ein Ort makelloser Weiße und heller Flecken aus teuren Farben. Marsch durchsuchte es, verbrannte dabei Weißblech zur Verstärkung seiner körperlichen Fähigkeiten und konnte sich dadurch viel leichtfüßiger bewegen, als es sonst der Fall gewesen wäre. Er tötete zwei weitere Diener im Verlauf seiner Untersuchung und begab sich schließlich in den zweiten Stock.
Er fand den Mann, den er suchte, an seinem Schreibtisch in einem Zimmer des obersten Geschosses. Er war fast kahl und trug einen teuren Anzug.
Er hatte einen schmalen Bart im runden Gesicht, war in sich zusammengesackt, hatte die Augen geschlossen, und eine Flasche mit hochprozentigem Alkohol stand leer zu seinen Füßen. Marsch sah dies mit Missfallen.
»Ich
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