Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
bin den ganzen Weg bis hierher gekommen, um dich zu suchen«, sagte Marsch. »Und als ich dich endlich gefunden habe, muss ich feststellen, dass du dich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hast.«
Natürlich war der Mann Marsch nie zuvor begegnet. Doch das hielt Marsch nicht davon ab, verärgert darüber zu sein, dass er den Ausdruck des Schreckens und der Überraschung in den Augen des Mannes über die Anwesenheit eines Inquisitors in seinem Hause nicht sehen würde. Marsch würde die Angst entgehen, die Vorahnung des Todes. Daher war er kurz versucht zu warten, bis der Mann wieder so weit nüchtern war, dass seine Tötung ordentlich durchgeführt werden konnte.
Doch Ruin wollte nichts davon wissen. Marsch seufzte über diese Ungerechtigkeit, stieß den Bewusstlosen zu Boden und rammte ihm einen kleinen Bronzestachel mitten ins Herz. Er war nicht so lang und dick wie ein Inquisitorenstachel, doch er tötete genauso gut. Marsch riss dem Mann das Herz heraus und
ließ den früheren Adligen tot auf dem Boden liegen, während das Blut um ihn herum eine Pfütze bildete.
Dann verließ Marsch das Gebäude. Der Adlige – Marsch kannte nicht einmal seinen Namen – hatte vor kurzem Allomantie benutzt. Er war ein Raucher gewesen, ein Nebeling, der Kupferwolken erschaffen konnte, und indem er diese Fähigkeit eingesetzt hatte, hatte er Ruins Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Ruin wollte, dass die Allomanten ausgelöscht wurden.
Und so war Marsch hergekommen, um die Kraft des Mannes abzuernten und in dem Stachel zu speichern. Ihm schien das eine Verschwendung zu sein. Die Hämalurgie – insbesondere, wenn sie von Allomantie durchtränkt war – war viel mächtiger, wenn man den Stachel durch das Herz des Opfers und gleichzeitig in den wartenden Gastkörper treiben konnte. Auf diese Weise ging nur sehr wenig von der allomantischen Kraft verloren. Doch wenn zuerst der Allomant getötet und der Stachel mit seiner Kraft aufgeladen wurde, um diese dann an einem anderen Ort weiterzugeben, erhielt der neue Körper sehr viel weniger Macht.
Aber in diesem Fall gab es keinen anderen Weg. Marsch schüttelte den Kopf, als er abermals über den Leichnam der Dienerin schritt und den ungepflegten Garten betrat. Niemand sprach ihn an oder schenkte ihm auch nur einen Blick, als er zum Vordertor in der Mauer ging. Dort aber fand er überraschenderweise zwei Skaa-Männer vor, die auf dem Boden knieten.
»Bitte, Euer Gnaden«, sagte der eine, als Marsch an ihnen vorbeiging. »Bitte schickt die Obligatoren zurück zu uns. Diesmal werden wir besser dienen.«
»Ihr habt eure Gelegenheit gehabt und sie verstreichen lassen«, sagte Marsch und schaute sie mit seinen Stachelaugen an.
»Wir werden wieder an den Obersten Herrscher glauben«, sagte der andere. »Er hat uns ernährt. Bitte. Unsere Familien haben nichts mehr zu essen.«
»Also gut«, sagte Marsch, »darum werdet ihr euch nicht mehr kümmern müssen.«
Die Männer blieben verwirrt knien, als Marsch an ihnen vorüberging. Er tötete sie nicht, obwohl ein Teil von ihm es wollte. Leider forderte Ruin dieses Privileg für sich selbst.
Marsch ging über die Ebene vor dem Ort. Nach etwa einer Stunde blieb er stehen, drehte sich um und betrachtete die Ansammlung von Häusern und den Ascheberg dahinter.
In diesem Augenblick explodierte der Kegel des Berges und spuckte eine wahre Sintflut aus Staub, Asche und Fels aus. Die Erde erbebte, und Marsch durchfuhr ein ungeheures Grollen. Dann floss flammend heiß und rot ein großer Magmastrom an der Flanke des Berges herunter und auf die Ebene zu.
Marsch schüttelte den Kopf. Nahrung war wohl kaum das größte Problem dieses Ortes. Die Einwohner sollten endlich lernen, das Unwichtige vom Wichtigen zu unterscheiden.
Die Hämalurgie ist eine Macht, von der ich mir wünschte, weniger über sie zu wissen. Für die Macht bezahlt Ruin einen unangemessen hohen Preis. Es muss anziehend sein, sie zu benutzen, doch ihre Erlangung muss Chaos und Vernichtung säen.
Im Prinzip ist es eine sehr einfache Kunst. Eine parasitische. Die Hämalurgie wäre nutzlos, wenn man sie nicht anderen stehlen könnte.
Kapitel 35
I st das hier in Ordnung für dich?«, fragte Spuki.
Weher wandte den Blick von der hell erleuchteten Taverne ab und hob eine Braue. Spuki hatte ihn – sowie einige von Goradels Soldaten in Straßenkleidung – zu einem der größeren, besser beleumundeten Gasthäuser gebracht. Von drinnen drang Stimmengewirr heraus.
»Ja, völlig«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher