Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
diese ursprünglich nicht besaßen. Denn beide Kräfte konnten losgelöst von den Geistern existieren, die sie beherrschten.
Kapitel 55
F ür den Rückweg aus dem Dorf brauchte Elant viel länger als für den Hinweg. Zum einen hatte er eine Menge Münzen bei den Dorfbewohnern zurückgelassen. Er wusste nicht, ob ihnen das Geld in den kommenden Wochen etwas nützen würde, aber er hatte das Gefühl gehabt, irgendetwas tun zu müssen. In der nächsten Zeit würde es ihnen nicht gut ergehen. Ihre Nahrungsvorräte waren fast aufgebraucht, ihre Häuser von den Kolossen abgebrannt worden, ihre Quellen von der Asche vergiftet und ihre Hauptstadt – sowie ihr König – von Elant belagert …
Ich muss mich beschränken, sagte er zu sich selbst. Ich kann nicht jedem Dorf helfen. Ich muss mich um das große Ganze kümmern.
Und dazu gehörte es, eine Koloss-Armee zur Zerstörung einer
fremden Stadt einzusetzen. Elant biss die Zähne zusammen und ging weiter. Die Sonne kroch auf den Horizont zu, und der Nebel zog bereits auf, erhellt vom lodernden roten Sonnenlicht. Hinter ihm trotteten etwa dreißigtausend Kolosse dahin. Seine neue Armee.
Das war der andere Grund, warum sein Rückweg etwas länger dauerte. Er wollte mit der Koloss-Armee gehen, anstatt vor ihr herzuspringen, falls ihr Inquisitor versuchen sollte, sie zurückzubekommen. Noch immer konnte er nicht glauben, dass eine so große Gruppe nicht unter irgendeiner Leitung gestanden hatte.
Ich habe ganz allein eine Koloss-Armee angegriffen, dachte er, als er durch einen Flecken hüfttiefer Asche stapfte. Ich habe es ohne Vins Hilfe getan und wollte ihren Inquisitor allein besiegen.
Wie hatte er das schaffen wollen? Selbst Kelsier war es kaum gelungen, einen von ihnen zur Strecke zu bringen.
Vin hat inzwischen drei getötet, dachte er. Wir haben zusammen gegen sie gekämpft, aber sie war diejenige, die sie umgebracht hat.
Er neidete ihr nicht ihre Fähigkeiten, doch manchmal wäre er gern genauso stark wie sie gewesen. Das belustigte ihn. Solange er ein gewöhnlicher Mann gewesen war, hatte er nie solche Gefühle gehegt, aber jetzt, wo er ebenfalls zum Nebelgeborenen geworden war, stellte er fest, dass es ihn nach ihren Fähigkeiten gelüstete.
Doch trotz all ihrer Fähigkeiten war sie gefangen genommen worden. Elant trottete weiter und spürte ein Gewicht auf seinen Schultern, das er nicht abschütteln konnte. Alles erschien ihm falsch. Vin war eingekerkert, und er war frei. Nebel und Asche erstickten das Land. Elant vermochte trotz all seiner Kräfte weder die Bevölkerung noch die Frau zu schützen, die er liebte.
Und das war der dritte Grund, warum er zusammen mit seinen Kolossen durch das Land zog, anstatt sofort ins Lager zurückzukehren. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Zeit für sich
allein. Vielleicht war es das, was ihn fort von den anderen getrieben hatte.
Er hatte gewusst, dass sie sich in Gefahr begaben, aber er hatte nie wirklich geglaubt, er könnte Vin verlieren. Sie war schließlich Vin. Sie kam immer durch. Sie überlebte immer.
Aber was war, wenn sie es diesmal nicht tat?
Er war immer der Verletzliche gewesen – der gewöhnliche Mensch in einer Welt aus Nebelgeborenen und Kolossen. Der Gelehrte, der nicht kämpfen konnte und dessen Schutz von Vin abhing. Selbst während der Kämpfe des letzten Jahres war sie immer in seiner Nähe geblieben. Wenn sie in Gefahr war, dann war auch er in Gefahr, und er hatte keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was geschehen würde, wenn er überlebte und sie nicht.
Er schüttelte den Kopf und kämpfte sich weiter durch die Asche voran. Er hätte die Kolosse dazu benutzen können, ihm einen Pfad zu bahnen. Aber im Augenblick wollte er sogar von ihnen Abstand halten. Also ging er allein voraus, eine einsame Gestalt in Schwarz inmitten eines Feldes aus fester Asche, erhellt von der untergehenden roten Sonne.
Der Ascheregen wurde immer schlimmer. Bevor er das Dorf verlassen hatte, hatte er die Kolosse einen ganzen Tag lang die Straßen reinigen und einige der Häuser wieder aufbauen lassen. Doch angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Asche fiel, wurden der Nebel und sogar die Gefahr durch weitere umherwandernde Kolosse nebensächlich. Die Asche – sie allein würde die Menschen töten. Schon bedeckte sie Bäume und Hügel. An manchen Stellen reichte sie ihm bis zur Hüfte.
Wenn ich in Luthadel geblieben wäre und mit meinen Gelehrten zusammengearbeitet hätte, hätten wir vielleicht eine
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