Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
ihr! Wir sollten zu ihr gehen. Wenn dies wirklich das Ende aller Dinge ist, dann wird Auflösung bald kommen. Sie wird …«
»Es reicht!«, brüllte KanPaar.
Es wurde wieder still im Raum.
TenSoon stand da und atmete schwer. Ein ganzes Jahr, während er in der Grube gefangen gewesen war, hatte er überlegt, wie er diese Information verkünden sollte. Sein Volk hatte tausend Jahre – zehn Generationen – damit verbracht, den Lehren des Ersten Vertrages zu folgen. Sie hatten es verdient zu hören, was ihm zugestoßen war.
Dennoch fühlte es sich so … unpassend an, es einfach herauszuschreien wie irgendein tobender Mensch. Würde auch nur ein Mitglied seines Volkes ihm wirklich glauben? Konnte er überhaupt etwas bewirken?
»Du hast selbst zugegeben, dass du uns verraten hast«, sagte KanPaar. »Du hast den Vertrag gebrochen, du hast einen aus deiner eigenen Generation ermordet, und du hast einem Menschen verraten, wie er über uns herrschen kann. Du hast dir einen Richterspruch gewünscht. Er wird kommen.«
TenSoon drehte sich schweigend um und schaute hoch zu den Nischen, in denen die Mitglieder der Ersten Generation ihn beobachteten.
Vielleicht … vielleicht erkennen sie die Wahrheit dessen, was ich gesagt habe. Vielleicht entsetzen meine Worte sie, und sie erkennen, dass wir Vin unsere Dienste anbieten müssen, anstatt in diesen Höhlen herumzusitzen und darauf zu warten, dass die Welt um uns herum untergeht.
Aber nichts geschah. Keine Bewegung, kein Laut. Manchmal fragte sich TenSoon, ob da oben überhaupt noch jemand lebte. Seit Jahrhunderten hatte er nicht mehr mit einem Mitglied der Ersten Generation gesprochen – sie beschränkten ihre Mitteilungen ausschließlich auf die Zweiten.
Falls sie noch lebendig waren, dann ergriff niemand von ihnen die Gelegenheit, um TenSoon Milde zu erzeigen. KanPaar lächelte. »Die Erste Generation hat deine Erklärungen nicht beachtet, Dritter«, sagte er. »Deshalb werden wir von der Zweiten
Generation als ihre Diener für sie das Urteil sprechen. Die Verkündung wird binnen Monatsfrist erfolgen.«
TenSoon runzelte die Stirn. Erst in einem Monat? Warum warten sie so lange?
Wie dem auch sei, es war vorbei. Er neigte den Kopf und seufzte. Er hatte gesagt, was er hatte sagen wollen. Nun wussten die Kandras, dass ihr Geheimnis verraten war – die Zweiten konnten diese Tatsache nicht länger verbergen. Vielleicht würden seine Worte das Volk zu Taten anspornen.
Vermutlich würde TenSoon es nie erfahren.
Offensichtlich hat Raschek die Quelle der Erhebung bewegt.
Das war sehr klug von ihm – vielleicht das Klügste, was er je getan hat. Er wusste, dass die Macht eines Tages zu der Quelle zurückkehren würde, denn solche Macht – die grundlegende Macht, durch welche die Welt geformt wurde – vergeht nicht einfach. Sie kann benutzt und daher auch verbreitet werden, aber sie wird sich immer erneuern.
Da Raschek wusste, dass es Gerüchte und Geschichten darüber gab, veränderte er das Antlitz der Erde. Er setzte Berge in das Land, das zum Norden wurde, und nannte es Terris. Dann flachte er sein Heimatland ab und errichtete dort seine Hauptstadt.
Er errichtete seinen Palast um jenen Raum in der Mitte – den Raum, in dem er meditieren konnte, den Raum, der ein Nachbau seiner alten Hütte in Terris war. Es war ein Zufluchtsort, den er in den letzten Augenblicken erschuf, bevor seine Macht versickerte.
Kapitel 12
I ch mache mir Sorgen um ihn, Elant«, sagte Vin, während sie auf ihrem Schlafsack saß.
»Um wen?«, fragte Elant und wandte den Blick vom Spiegel ab. »Um Sazed?«
Vin nickte. Wenn Elant erwachte, war sie immer schon auf den Beinen, hatte gebadet und sich angezogen. Manchmal machte er sich um sie Sorgen, da sie so hart arbeitete. Nun, da er selbst ein Nebelgeborener war, machte er sich sogar noch größere Sorgen, denn er begriff die Grenzen des Weißblechs. Dieses Metall stärkte den Körper und vertrieb zunächst die Müdigkeit – doch zu einem hohen Preis. Wenn das Weißblech ausging oder absichtlich gelöscht wurde, kehrte die Erschöpfung
zurück und brach über einem zusammen wie eine einstürzende Wand.
Doch Vin machte immer weiter. Auch Elant verbrannte Weißblech und trieb sich unbarmherzig an, aber sie schien nur halb so oft zu schlafen wie er. Sie war härter als er – auf eine Art und Weise, die er nie verstehen würde.
»Sazed wird mit seinen Schwierigkeiten zurechtkommen«, sagte Elant und zog sich weiter an. »Bestimmt hat er
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