Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
irgendwann doch zuschlage.
Das schien ihm ein guter Plan zu sein. Und Marsch wusste genau, was er tun würde, wenn die Zeit gekommen war. Er würde Ruins nützlichstes Werkzeug unschädlich machen. Er würde den Stachel aus seinem Rücken ziehen und sich selbst töten. Nicht aus Enttäuschung und auch nicht aus Verzweiflung. Er wusste, dass er eine wichtige Rolle in Ruins Plänen spielte. Wenn er sich zur rechten Zeit ausschaltete, verhalf er den anderen zu dem Vorteil, den sie brauchten.
Mehr konnte er nicht tun. Doch es schien das Richtige zu
sein, und seine neue Zuversicht rief in ihm den Wunsch hervor, aufzustehen und der Welt stolz entgegenzutreten. Kelsier hatte Selbstmord begangen, um den Skaa die Freiheit zu sichern. Marsch würde das Gleiche tun – und er hoffte, dass er damit die Welt vor der Vernichtung bewahren konnte.
Zweiter Teil
Stoff und Glas
Ruins Bewusstsein war in der Quelle der Erhebung gefangen und geschwächt. Als wir in jener Nacht die Quelle zum ersten Mal sahen, fanden wir dort etwas vor, das wir nicht verstanden. Es war ein schwarzer Rauch, der sich in einer der Kammern zusammenballte.
Obwohl wir später viel darüber geredet haben, konnten wir nicht herausfinden, was es war. Wie hätten wir es auch wissen sollen?
Der Körper eines Gottes – oder eher die Macht eines Gottes, denn das ist wirklich ein und dasselbe. Ruin und Bewahr bewohnten Macht und Energie, so wie eine Person Fleisch und Blut bewohnt.
Kapitel 14
S puki fachte sein Zinn an.
Er ließ es in sich brennen – hell und kräftig. Er löschte es nie. Er ließ es einfach immer lodern, ein Feuer in seinem Inneren. Zinn war eines der am langsamsten verbrennenden allomantischen Metalle, und es war in den Mengen, die für die Allomantie nötig waren, leicht zu beschaffen.
Er ging die stille Straße hinunter. Selbst nach der inzwischen berühmten Verkündigung Kelsiers, die Skaa müssten den Nebel nicht fürchten, begaben sich nur wenige Leute nachts hinaus. Denn nachts kam der Nebel. Dunkel und rätselhaft, düster und allgegenwärtig, war er einer der großen Konstanten des Letzten Reiches. Jede Nacht zog er auf. Er war unnatürlich dick und dicht und wirbelte in deutlich erkennbaren Mustern umher – fast als wären die unterschiedlichen Ufer, Ströme und Fronten des Nebels lebendige Dinge. Beinahe spielerisch, doch immer unergründlich.
Doch für Spuki stellten sie kaum mehr ein Hindernis dar. Er war immer davor gewarnt worden, sein Zinn nicht zu stark anzufachen und davon abhängig zu werden. Es hieß, Zinn sei gefährlich für den Körper. Und das entsprach tatsächlich der Wahrheit. Ein ganzes Jahr hatte er sein Zinn ununterbrochen verbrannt und seinen Körper in einem unnatürlich empfänglichen Zustand gehalten, und es hatte ihn verändert. Er befürchtete sogar, dass diese Veränderungen gefährlich waren.
Aber es war notwendig für ihn, denn das Volk von Urteau brauchte ihn.
Die Sterne leuchteten über ihm wie eine Million winziger Sonnen. Sie schienen durch den Nebel, der während des letzten Jahres schwach und durchsichtig geworden war. Zuerst hatte Spuki angenommen, die Welt selbst würde sich verändern. Doch dann hatte er erkannt, dass es nur seine eigene Wahrnehmung war. Durch das stetige Verbrennen von Zinn hatte er seine Sinne dauerhaft so geschärft, wie es bei keinem anderen Allomanten der Fall war.
Beinahe hätte er ganz damit aufgehört. Das angefachte Zinn war zunächst eine Reaktion auf Keulers Tod gewesen. Er fühlte sich immer noch schrecklich wegen der Art, wie er aus Luthadel geflohen war und seinen Onkel dem Tod überlassen hatte. Während der ersten Wochen hatte Spuki seine Metalle fast aus Buße verbrannt – er hatte alles um ihn herum spüren und in sich aufnehmen wollen, auch wenn es schmerzhaft war. Vielleicht gerade weil es schmerzhaft war.
Doch dann hatte er sich allmählich verändert, und das hatte ihm Sorgen bereitet. Andauernd sprach die Mannschaft darüber, wie sehr Vin sich antrieb. Sie schlief nur selten und benutzte Weißblech, um sich wach und wachsam zu halten. Spuki wusste nicht, wie das funktionierte – er war kein Nebelgeborener und konnte nur ein einziges Metall verbrennen –, aber er war der Ansicht, dass er jeden Vorteil nutzen sollte, den ihm das
Verbrennen seines Metalls verschaffte. Denn sie würden jeden Vorteil nötig haben.
Das Sternenlicht war wie Tageslicht für ihn. Bei Tag musste er sich zum Schutz ein Stück Stoff vor die Augen binden, und selbst dann
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