Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
wurde er manchmal geblendet, wenn er vor die Tür ging. Seine Haut war so empfindlich geworden, dass er jeden Kiesel auf dem Boden, jede Ritze, jedes winzige Steinchen wie ein Messer spürte, das ihm durch die Sohlen seiner Schuhe fuhr. Die kühle Frühlingsluft war wie Frost für ihn, und deshalb trug er einen dicken Mantel.
Doch er war zu dem Schluss gekommen, dass diese Unannehmlichkeiten ein geringer Preis für das waren, zu dem er geworden war – was immer das war. Während er die Straße entlangging, hörte er sogar durch die Wände, wie sich die Menschen in ihren Betten regten und bewegten. Schritte nahm er aus großer Entfernung wahr, und in dunkler Nacht konnte er sehen wie kein zweiter Mensch.
Vielleicht fand er einen Weg, wie er den anderen nützlich sein konnte. Bisher war er immer das unwichtigste Mitglied der Mannschaft gewesen. Er war der ersetzbare Junge gewesen, der Botengänge gemacht und Wache gehalten hatte, während die anderen ihre Pläne schmiedeten. Das verübelte er ihnen nicht – es war richtig gewesen, dass sie ihm so einfache Aufgaben übertragen hatten. Wegen seiner Gossensprache war er schwer zu verstehen gewesen, und während die anderen Mitglieder der Mannschaft von Kelsier handverlesen waren, hatte man Spuki nur aufgenommen, weil er Keulers Neffe war.
Spuki seufzte und steckte die Hände in die Hosentaschen, während er über die allzu helle Straße schritt. Er spürte jeden einzelnen Faden im Stoff.
Es geschahen gefährliche Dinge; das wusste er. Der Nebel blieb auch bei Tag, der Boden erzitterte, als wäre er ein schlafender Mensch, der in regelmäßigen Abständen von Alpträumen
gequält wurde. Spuki befürchtete, dass er in den schwierigen Tagen, die vor ihnen lagen, keine große Hilfe sein würde. Vor etwas über einem Jahr war sein Onkel gestorben, nachdem Spuki aus der Stadt geflohen war. Spuki war wegen seiner Angst weggelaufen, aber auch wegen des Bewusstseins um seine eigene Unfähigkeit. Während der Belagerung wäre er ziemlich nutzlos gewesen.
In einer solchen Lage wollte er nie wieder sein. Er wollte irgendwie helfen. Er würde nicht in den Wald laufen und sich dort verstecken, während die Welt überall um ihn herum unterging. Elant und Vin hatten ihn nach Urteau geschickt, damit er dort so viele Informationen wie möglich über die Einwohner und ihre Regierung sammelte, und Spuki wollte sein Bestes tun, um diese Aufgabe zu erfüllen. Wenn das bedeutete, dass er seinen Körper bis zur unmittelbaren Gefahr belastete, dann sollte es eben so sein.
Er näherte sich einer großen Kreuzung und schaute die beiden Straßen hinauf und hinunter – er konnte so klar und deutlich sehen wie bei Tag. Ich bin zwar kein Nebelgeborener, und ich bin auch nicht der Herrscher, dachte er, aber ich bin trotzdem jemand. Jemand Neues. Kelsier wäre stolz auf mich.
Vielleicht kann ich diesmal helfen.
In keiner Richtung bemerkte er eine Bewegung. Er begab sich nach Norden. Manchmal fühlte es sich seltsam an, leise über eine Straße zu huschen, die hell erleuchtet schien. Doch er wusste, dass sie für jeden anderen dunkel war, der nur das Sternenlicht hatte, das überdies vom Nebel stetig gedämpft wurde. Zinn half einem Allomanten, den Nebel zu durchdringen, und Spukis immer empfindlicher werdende Augen waren sogar noch besser. Er eilte durch den Nebel und bemerkte ihn kaum noch.
Er hörte die Patrouille, lange bevor er sie sah. Wie konnte jemand dieses Klappern der Rüstungen und dieses Trappeln der
Füße auf dem Kopfsteinpflaster nicht hören? Er erstarrte, stand mit dem Rücken zur Lehmwand, welche die Straße begrenzte, und hielt nach der Patrouille Ausschau.
Sie hatte eine Fackel dabei – für Spukis geschärfte Augen wirkte sie wie ein Leuchtfeuer von beinahe blendender Helligkeit. Die Fackel wies sie als Narren aus. Ihr Licht würde ihnen nicht helfen – im Gegenteil. Der Nebel warf es zurück und hüllte die Wachen in eine kleine helle Blase, die ihnen jede Sicht nahm.
Reglos blieb Spuki stehen. Die Patrouille klapperte an ihm vorbei die Straße hinunter. Sie waren nur wenige Fuß von ihm entfernt gewesen, hatten ihn aber nicht bemerkt. Es hatte etwas … Belebendes, andere zu beobachten, sich dabei schutzlos und gleichzeitig vollkommen unsichtbar zu fühlen. Er fragte sich, warum sich die neue Regierung von Urteau überhaupt die Mühe machte, Patrouillen aufzustellen. Natürlich hatten die Skaa-Machthaber nur sehr wenig Erfahrung mit dem Nebel.
Als die
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