Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
solange er nicht abgezogen war. Hamm meinte, es sei nicht nötig, die Männer dem Nebel auszusetzen, aber Vins Instinkt sagte ihr, dass Elant bei seinem Plan blieb, die Soldaten irgendwann in den Nebel zu schicken. Sie mussten immun gemacht werden.
Warum?, dachte Vin, als sie hoch in den sonnenerhellten Nebel blickte. Warum hast du dich so verändert? Was ist anders geworden? Der Nebel umtanzte sie und bewegte sich in seinem üblichen seltsamen Muster aus treibenden Strömen und Wirbeln. Auf Vin machte es den Eindruck, als seien sie schneller geworden. Zitternder. Vibrierender.
Die Sonne brannte heißer, und schließlich zog sich der Nebel zurück; er verschwand wie Wasser, das in einer heißen Pfanne verdunstete. Das Sonnenlicht traf sie gleich einer Woge. Vin drehte sich um, sah dem Nebel nach, dessen Tod wie ein widerhallender Schrei war.
Er ist nicht natürlich, dachte Vin, als die Wachen meldeten, dass die Gefahr vorüber war. Sofort regte und bewegte es sich im Lager. Männer kamen aus ihren Zelten hervor und machten sich mit dem Gehabe der Dringlichkeit an ihre morgendlichen Aktivitäten. Vin stand am vorderen Ende des Lagers, die Straße befand sich unter ihren Füßen und der reglose Kanal zu ihrer Rechten. Nun, da der Nebel abgezogen war, wirkten beide wirklicher.
Sie hatte Sazed und Elant nach ihren Meinungen über den Nebel gefragt – ob er natürlich oder … etwas anderes sei. Beide Männer hatten nach Art der Gelehrten, die sie nun einmal waren, verschiedene Theorien vorgebracht, die beide Möglichkeiten stützten. Wenigstens Sazed hatte schließlich eine Entscheidung getroffen. Er war zu der Auffassung gelangt, der Nebel sei etwas Natürliches.
Sogar die Tatsache, dass der Nebel einige Menschen erstickt und andere leben lässt, kann erklärt werden, Herrin Vin, hatte er gesagt. Es ist so wie bei Insektenstichen, die manche Menschen töten und für andere lediglich unangenehm sind.
Vin war nicht besonders interessiert an Theorien und Argumenten. Sie hatte den größten Teil ihres Lebens hindurch den Nebel für eine gewöhnliche Wettererscheinung gehalten. Reen
und die anderen Diebe hatten meistens über all die Geschichten gespottet, die den Nebel als übernatürlich beschrieben. Doch als Vin zur Allomantin geworden war, hatte sie den Nebel besser kennengelernt. Sie spürte ihn, und dieses Gefühl war stärker geworden, seit sie die Macht bei der Quelle der Erhebung berührt hatte.
Er löste sich zu rasch auf. Wenn er im Sonnenlicht verbrannte, dann zog er sich wie ein Mensch zurück, der sich in Sicherheit flüchtet. Wie … ein Mensch, der seine ganze Kraft im Kampf eingesetzt hat und schließlich aufgibt. Außerdem erschien der Nebel nicht in Innenräumen. Ein einfaches Zelt reichte aus, um die Menschen darin zu schützen. Es war, als ob der Nebel irgendwie verstünde, dass er ausgeschlossen und unwillkommen war.
Vin schaute hoch zur Sonne, die wie eine scharlachrote Kohle hinter dem dunklen Dunst der oberen Atmosphäre hing. Sie wünschte, TenSoon wäre hier, damit sie mit ihm über ihre Sorgen reden konnte. Sie vermisste den Kandra sehr – mehr als sie je erwartet hätte. Seine einfache Offenheit hatte gut zu ihr gepasst. Ihr war immer noch nicht bekannt, was mit ihm geschehen war, nachdem er zu seinem eigenen Volk zurückgekehrt war. Sie hatte versucht, einen anderen Kandra zu finden, der für sie eine Botschaft übermitteln sollte, aber in letzter Zeit waren diese Kreaturen sehr selten geworden.
Sie seufzte, drehte sich um und ging rasch zurück ins Lager.
Es war beeindruckend, wie schnell es den Männern gelang, ihre Armee zur Abreise bereitzumachen. Den Morgen verbrachten sie in ihren Zelten, kümmerten sich um Rüstungen und Waffen, und die Köche bereiteten so viel vor wie möglich. Als Vin erst eine kurze Strecke hinter sich gebracht hatte, waren schon die Kochfeuer entzündet, erste Zelte wurden abgeschlagen, und die Soldaten bereiteten sich eilig auf die Abreise vor.
Einige Männer salutierten vor ihr. Andere neigten ehrerbietig
den Kopf. Wieder andere schauten unsicher weg. Vin nahm es ihnen nicht übel. Selbst sie war sich über ihren Platz in der Armee nicht sicher. Als Elants Frau war sie eigentlich ihre Herrscherin, aber sie trug keinerlei Zeremonialgewand. Für viele war sie eine religiöse Gestalt – die Erbin des Überlebenden. An beiden Titeln lag ihr nichts.
Sie traf Elant und Hamm im Gespräch vor dem Herrscherzelt an, das sich ebenfalls in einem frühen Stadium
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