Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Gefühl, die Herrschaft zu haben«, fuhr Quellion fort. »Wager ist nicht zufrieden mit den Ländern, die er schon besitzt – er wird nie zufrieden sein. Er wird immer weiter erobern. Bis er zu uns kommt.«
Es wurde still im Zimmer.
»Es heißt, er schickt einen Botschafter nach Urteau«, sagte die dritte Stimme. »Ein Mitglied aus der persönlichen Mannschaft des Überlebenden.«
Spuki horchte auf.
Quellion schnaubte. »Einer von diesen Lügnern kommt her?«
»Die Gerüchte besagen, er will uns ein Abkommen anbieten«, teilte Olid mit.
»Ach ja?«, fragte Quellion. »Warum erwähnst du das, Olid? Glaubst du, wir sollten einen Pakt mit dem Tyrannen eingehen? «
»Wir können ihn nicht besiegen, Quellion«, wandte Olid ein.
»Der Überlebende konnte den Obersten Herrscher nicht besiegen«, sagte Quellion. »Aber er hat es doch getan. Er ist gestorben, dennoch hat er gewonnen und den Skaa den Mut verliehen, zu rebellieren und den Adel zu stürzen.«
»Bis dieser Bastard von Wager die Kontrolle übernommen hat«, sagte die dritte Stimme.
Wieder wurde es still im Zimmer.
»Wir dürfen Wager nicht nachgeben«, sagte Quellion schließlich. »Ich werde diese Stadt nicht einem Adligen übergeben, nicht nach alldem, was der Überlebende für uns getan hat. Im ganzen Letzten Reich ist es nur Urteau gelungen, Kelsiers Ziel von einer Nation unter der Herrschaft der Skaa zu verwirklichen. Nur wir haben die Häuser des Adels niedergebrannt. Nur wir haben unsere Stadt von ihnen und ihrer Gesellschaft gesäubert. Nur wir haben gehorcht. Der Überlebende wird über uns wachen.«
Spuki zitterte still. Es war ein merkwürdiges Gefühl, Männer, die er nicht kannte, in solchem Ton über Kelsier reden zu hören. Spuki war mit Kelsier losgezogen und hatte von Kelsier gelernt. Welches Recht hatten diese Männer, so zu reden, als hätten sie den Mann, der zu ihrem Überlebenden geworden war, persönlich gekannt?
Nun wandte sich das Gespräch unbedeutenderen Themen zu. Es wurden neue Gesetze besprochen, die eine gewisse Art von Kleidung verbieten sollten, welche früher vom Adel bevorzugt worden war. Danach erfolgte die Entscheidung, dem Komitee zur Ahnenforschung größere Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Es musste jeder in der Stadt ausgerottet werden, der noch immer seine adlige Abstammung verbarg. Spuki machte sich
Notizen, die er später den anderen übergeben konnte. Doch es fiel ihm schwer, sich davon abzuhalten, immer wieder zu der jungen Frau im Garten hinüberzuschauen.
Was macht ihr solchen Kummer?, fragte er sich. Ein Teil von ihm wollte sie einfach fragen, wollte so frech sein, wie es der Überlebende in dieser Lage gewesen wäre. Er wollte hinunterhüpfen und dieses einsame Mädchen fragen, warum sie den Busch mit so großer Traurigkeit anstarrte. Er war bereits aufgestanden, als er bemerkte, was er da tat.
Er war zwar vielleicht einzigartig und mächtig, aber – wie er sich in Erinnerung rufen musste – er war kein Nebelgeborener. Seine Wege waren die des Schweigens und der Heimlichkeit.
Also setzte er sich wieder. Für den Augenblick war er damit zufrieden, sich vorzubeugen, sie zu betrachten und irgendwie das Gefühl zu haben, dass er – trotz ihrer Entfernung und seines Unwissens – das Gefühl in ihrem Blick verstand.
Die Asche.
Ich glaube, die Menschen haben nicht wirklich verstanden, wie glücklich sie waren. Während der tausend Jahre vor dem Zusammenbruch haben sie die Asche in die Flüsse geschaufelt, sie vor den Städten aufgehäuft und sich ansonsten nicht um sie gekümmert. Sie haben nie begriffen, dass das Land ohne die Mikroben und Pflanzen, die Raschek entwickelt hatte, um die Ascheteilchen aufzulösen, rasch begraben worden wäre.
Aber genau das ist schließlich doch geschehen.
Kapitel 15
D er Nebel brannte. Grell, lodernd, erhellt vom roten Sonnenlicht, war er wie ein Feuer, das sie einhüllte.
Nebel während des Tages war unnatürlich. Doch selbst der Nachtnebel schien nicht mehr der zu sein, den Vin gekannt hatte. Früher hatte er sie im Dunkel geborgen und beschützt. Doch nun empfand sie ihn als immer fremdartiger. Wenn sie Allomantie einsetzte, hatte sie den Eindruck, dass der Nebel ein wenig von ihr wich – wie ein wildes Tier, das vor hellem Licht zurückscheut.
Sie stand allein vor dem Lager, in dem Stille herrschte, obwohl die Sonne schon vor Stunden aufgegangen war. Bisher schützte Elant seine Armee vor dem Nebel, indem er ihr befahl, in den Zelten zu bleiben,
Weitere Kostenlose Bücher