Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
beugst dich ihnen immer noch?«, zischte MeLaan und drückte ihr schmales Gesicht gegen die Gitterstäbe. »Nach allem, was du gesagt hast? Trotz dem, was oben passiert?«
TenSoon schwieg kurz und fragte dann: »Oben?«
»Du hattest Recht, TenSoon«, sagte sie. »Asche hüllt das Land in einen schwarzen Mantel. Der Nebel zieht bei Tag auf und tötet Menschen und Ernte. Die Menschen rüsten zum Krieg. Ruin ist zurückgekehrt.«
TenSoon schloss die Augen. »Sie werden etwas unternehmen«, sagte er. »Die Erste Generation.«
»Sie sind alt«, wandte MeLaan ein. »Alt, vergesslich, unfähig.«
TenSoon öffnete die Augen wieder. »Du hast dich sehr verändert. «
Sie lächelte. »Sie hätten es nie zulassen dürfen, dass die Dritte Generation Kinder erzieht. Es gibt viele von uns Jüngeren, die kämpfen würden. Die Zweiten können nicht auf ewig regieren. Was können wir tun, TenSoon? Wie können wir dir helfen?«
O Kind, dachte er. Glaubst du, sie wissen nichts über dich?
Die Angehörigen der Zweiten Generation waren keine Narren. Sie waren vielleicht träge, aber sie waren alt und gewitzt. TenSoon wusste das, denn er kannte jeden von ihnen recht gut. Sie hatten ihre Kandra-Spione hier und erfuhren alles, was an seinem Käfig gesagt wurde. Vielleicht stand ein Kandra aus der Vierten oder Fünften Generation, der den Segen der Wachsamkeit empfangen hatte, in einiger Entfernung und vermochte doch jedes Wort zu verstehen, das in der Nähe des Käfigs gesprochen wurde.
TenSoon war ein Kandra. Er war zurückgekehrt, um seine Bestrafung zu erhalten, weil das richtig war. Es ging um mehr als Ehre oder Verträge. Es ging um das, was er war.
Aber wenn das, was MeLaan sagte, der Wahrheit entsprach …
Ruin ist zurückgekehrt.
»Wie kannst du einfach hier sitzen?«, fragte MeLaan. »Du bist stärker als sie, TenSoon.«
TenSoon schüttelte den Kopf. »Ich habe den Vertrag gebrochen, MeLaan.«
»Um einer höheren Sache willen.«
Zumindest sie habe ich überzeugt.
»Ist es wahr, TenSoon?«, fragte sie sehr leise.
»Was?«
»Das mit OreSeur. Er hatte die Segnung der Kraft. Du musst
sie geerbt haben, als du ihn getötet hast. Aber sie haben sie bei deiner Ergreifung nicht an deinem Körper gefunden. Was hast du damit gemacht? Kann ich sie für dich holen? Kann ich sie dir bringen, damit du kämpfen kannst?«
»Ich werde nicht gegen mein eigenes Volk kämpfen, MeLaan«, sagte TenSoon. »Ich bin ein Kandra.«
»Jemand muss uns anführen!«, zischte sie.
Zumindest diese Bemerkung war richtig. Allerdings war das nichts TenSoons Recht. Eigentlich war es auch nicht das Recht der Zweiten Generation – und auch nicht das der Ersten. Es war das Recht desjenigen, der sie erschaffen hatte. Doch er war tot. Aber jemand anderes hatte seinen Platz eingenommen.
MeLaan schwieg für eine Weile und kniete währenddessen weiterhin neben seinem Käfig. Vielleicht wartete sie auf eine Ermunterung von ihm, oder sie hoffte, dass er sich als der Führer anbot, nach dem sie suchte. Doch er sagte nichts.
»Du bist also nur zurückgekommen, um zu sterben«, sagte sie schließlich.
»Ich wollte mitteilen, was ich herausgefunden habe. Was ich verspürt habe.«
»Und dann? Du bist hergekommen, hast die schlimmen Neuigkeiten verkündet und willst uns mit der Lösung der Probleme alleinlassen?«
»Das ist ungerecht, MeLaan«, wandte er ein. »Ich bin zurückgekommen, weil ich derjenige bin, der Lösungen kennt.«
»Dann kämpfe!«
Er schüttelte den Kopf.
»Es stimmt also«, sagte sie. »Die anderen aus meiner Generation haben gesagt, dein letzter Meister hätte dich gebrochen. Dieser Mensch Zane.«
»Er hat mich nicht gebrochen«, sagte TenSoon.
»Ach nein?«, meinte MeLaan. »Und warum bist du in diesem … Körper ins Heimatland zurückgekommen?«
»In den Hundeknochen?«, fragteTenSoon. »Ich habe sie nicht von Zane, sondern von Vin erhalten.«
»Also hat sie dich gebrochen.«
TenSoon stieß leise die Luft aus. Wie konnte er es nur erklären? Einerseits erschien es ihm seltsam, dass MeLaan – die absichtlich einen nichtmenschlichen Wahren Körper trug – seinen Hundekörper so abstoßend fand. Andererseits konnte er sie verstehen. Es hatte einige Zeit gedauert, bis er die Vorzüge dieser Knochen erkannt hatte.
Er dachte nach.
Nein, er war nicht gekommen, um die Revolution zu bringen. Er war gekommen, um zu erklären und den Interessen seines Volkes zu dienen. Und das würde er tun, indem er sein Urteil annahm, so wie es
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