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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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gebildet wurde, wirkte ungeschickt und roh im Vergleich zu diesen Ruinen.
    Die Vorstellung, daß er unter die Erde steigen sollte, gab ihm erneut Kraft, sich gegen den Willen, der ihn lenkte, aufzulehnen, doch sie reichte nicht aus, den Bann vollständig zu brechen. Er konnte nicht einmal die Hand heben, um das Band zu fassen, das er so unachtsam weggesteckt hatte.
    Sander war bei der Öffnung angelangt. Dort bemerkte er eine Leiter, und gehorsam begann er, hinunterzusteigen. Für Rhin mußte dies sehr mühevoll gewesen sein, aber unzweifelhaft war er diesen Weg gekommen, denn Sander spürte noch den strengen Tiergeruch in dem engen Raum.
    Es war nicht dunkel hier unten, und Sander sah, als er am Fuß der Leiter angekommen war, vor sich einen langen Gang liegen.
    Die weißgestrichenen Wände zeigten Risse, doch nirgends hatten sie sich zu Spalten erweitert. In Abständen waren an diesen Wänden Stäbe oder Röhren befestigt, die Licht ausstrahlten. Nicht alle brannten, einige waren verbogen und matt. Doch ihre Zahl reichte aus, um den Gang zu beleuchten.
    Außer diesen Lampen gab es nichts in dem Raum, keine Umrisse einer Tür, und der Gang schien sich endlos zu erstrecken. Allerdings bemerkte er halbwegs den Gang hinunter den gleichen feinen Nebel, der ihm bereits auf der Hügelkuppe die Sicht versperrt hatte, so daß er nicht sagen konnte, was dahinter liegen mochte.
    Es wurde ihm keine Pause gegönnt, denn wieder führten ihn seine Füße weiter; weiter und weiter. Als er ein paar Augenblicke später den Kopf wandte, um zu sehen, wo er hergekommen war, entdeckte er auch hinter sich den feinen Nebel, der ihm vollständig die Sicht auf die Leiter versperrte.
    Der Gang war breit genug, um einem halben Dutzend Männern nebeneinander Raum zu bieten, und so hoch, daß Rhin mühelos hindurchlaufen konnte. Die Wände sahen jetzt feucht und schleimig aus, doch der Weg war nicht glitschig. Er bestand aus kleinen roten Steinen, die dicht beieinander lagen.
    Die Luft, die Sander einsog, war frisch und hatte nicht den leicht abgestandenen Geruch wie in dem Tunnel unter der Stadt. Hin und wieder glaubte er einen feinen Luftzug im Gesicht zu spüren. Schließlich endete der Weg in einer hell erleuchteten Halle, von der zwei Gänge ausgingen. Doch auch hier verbarg der Nebel ihren Verlauf.
    Sander hatte keine Möglichkeit zu einer freien Entscheidung: sein Weg war ihm vorgeschrieben. Automatisch wandte er sich nach links und ging gleichmäßig und zügig weiter.

Der unterirdische Raum

    Links und rechts des Ganges befanden sich Öffnungen, doch Sander wurde weiter geradeaus geführt. Endlich erreichte er eine Treppe, die nach unten führte. Offenbar war hier ein Teil der Decke eingestürzt, denn man hatte Metallstreben gegen Wände und Decken gerammt, um das brüchige Mauerwerk zu stützen. Sander stieg hinunter. Hatten einige der Vergangenen Menschen die Finstere Zeit in verborgenen, unterirdischen Gelassen überlebt? Die Geschichten, die er von den schrecklichen Erdbeben gehört hatte, ließen ihm diesen Plan nicht sehr aussichtsreich erscheinen. In diesem zerstörten Teil brannte nur ein ganz kleiner Teil der Lampen. Sonst glich dieser Gang dem ersten. Er zählte die Stufen – zwanzig. Er konnte nur raten, wie tief er nun unter der Erde war. Die rohen Stützen waren sehr sorgfältig aufgerichtet worden, und es mußte eine Menge Arbeit gekostet haben; also war offenbar irgend jemand daran gelegen, daß die Gänge weiterhin passierbar blieben.
    Aber für wen? Für die Händler? Alle Fundstellen von Metall, die Sander kannte, befanden sich ohne Ausnahme auf der Erdoberfläche. Außerdem gaben ihm die Stützen und Streben, die aus massivem Metall gefertigt waren, ein Rätsel auf. Es paßte nicht zu den Händlern, daß sie einen so wertvollen und begehrten Tauschgegenstand einfach ungenutzt ließen, – und dieses Metall hier war stark und nicht verrostet.
    Der Nebel, der im oberen Teil die Sicht beeinträchtigt hatte, fehlte hier unten. Aber weiterhin zwang ihn ein Wille, der nicht sein eigener war.
    Er kam an einem kleinen Wagen vorbei – falls man dieses Ding Wagen nennen konnte, denn es besaß keine Vorrichtung, um Tiere davorzuspannen. Vorne hatte er zwei Sitze, und ein fünftes Rad, das den Boden nicht berührte, ragte an einem Stab vor einem der Sitze auf. Das Ding war vollständig aus Metall. In seiner Erregung, hier ein rares Material so verschwendet zu sehen, vergaß er beinahe, daß er ein Gefangener war.
    Der

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