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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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zu wagen. Noch immer die Hände auf den heißen Stellen, begann er, laut die Sprüche der Schmiedezunft zu rezitieren, die jene Wörter enthielten, die er, davon war er überzeugt, soeben gehört hatte.
    Und die Mauer! Die Mauer bewegte sich! Sie drehte sich samt dem Boden, auf dem Sander stand um die eigene Achse, so daß er sich auf der anderen Seite wiederfand. Dies übertraf alles, was er bisher erlebt hatte, und er konnte sich einen Moment lang nicht rühren, um zu sehen, wo er nun war.
    Zitternd zwang er sich endlich, sich umzudrehen. Er stand in einem Raum, der ein wenig größer als der erste zu sein schien.
    Aber er war nicht leer. Es gab einen Tisch mit einer glasklaren Platte, die auf Metallfüßen ruhte. Noch nie hatte er ein so großes Stück Glas gesehen! Es gab pas send dazu zwei Stühle. Mitten auf dem Tisch lag eine Kiste, lang wie sein Arm und breit wie sein Unterarm, und oben ragten einige kleine Knöpfe in verschiedenen Farben heraus. Auch hier gab es keine Tür. Und als er die Mauer, die ihn auf so sonderbare Weise hierher gebracht hatte, untersuchte, fand er die warmen Stellen nicht mehr.
    Verwirrt näherte er sich nun vorsichtig dem Tisch. Jeder Knopf trug ein Zeichen, das aussah wie Schrift, die Fanyi vorgab, lesen zu können. Doch welchem Zweck das Kistchen dienen sollte, wußte er nicht. Beunruhigt beugte er sich über die Knöpfe, um sie genauer zu betrachten. Vielleicht konnten sie eine Tür öffnen. Hier schien nichts unmöglich. Zweifellos hatte Fanyi das Ziel ihrer Suche gefunden: hier gab es Wunder, wie man sie nirgends sonst fand.
    Eine Reihe Knöpfe war rot – von dunkelrot bis rosa. Die zweite Reihe war in abgestuften Grüntönen gehalten, die dritte in Gelb, die letzte in Braun, und sie endete mit einem beinahe weißen Knopf. Sander berührte jede Reihe vorsichtig mit den Fingern. Sie waren nicht warm. Trotzdem zweifelte er nicht, daß sie eine ganz besondere Bedeutung hatten. Und unsicher versuchte er herauszufinden, wie viele Farbkombinationen wohl möglich waren.
    Seit er nicht mehr unter dem fremden Willen stand, fühlte er sich sehr müde, und der Hunger setzte ihm stark zu. Wenn er diesem Kistchen nicht das Geheimnis entriß, konnte er vielleicht ewig hier gefangen bleiben. Wie lange es wohl dauern mochte, bis man verhungerte?
    Doch er würde sich nicht geschlagen geben. Wenn er mit Hilfe dieser Maschine durch die Wand kommen konnte, so würde er es herausfinden!
    Er wollte mit der ersten Reihe beginnen, dann die zweite probieren und schließlich beide miteinander kombinieren. Dann sollte die dritte, zum Schluß die vierte Reihe versucht werden. Sander verdrängte den Gedanken, daß es Stunden dauern konnte, bis er alles durchprobiert hatte.
    Er setzte sich auf einen der Stühle, lehnte sich nach vorn und drückte den ersten Knopf in der roten Reihe. Als er diese Reihe ungefähr halb durchprobiert hatte, erhielt er eine Reaktion. Doch war es nicht die erhoffte. Keine Wand öffnete sich oder versank im Boden oder erhob sich. Sondern der Knopf ließ sich hineindrücken, sprang aber nicht mehr zurück.
    Hoffnungsvoll blickte Sander auf die Mauern. Erst ein leises Klicken veranlaßte ihn, sich wieder der Maschine zuzuwenden. An einem Ende hatte sie sich geöffnet, und heraus fielen zwei braune Vierecke, ungefähr so lang wie sein kleiner Finger. Dann sprang der Knopf nach oben, so daß er wieder in einer Reihe mit den anderen stand. Verblüfft starrte Sander die beiden Dinger auf dem Tisch an. Am meisten verwirrte ihn der Geruch, der von ihnen aufstieg. Fleisch, sorgfältig geröstet, wie es kein Koch besser könnte. Aber warum – was sollte das? Vorsichtig hob er ein Stück auf. Es war warm und mit einer schönen braunen Kruste bedeckt. Er konnte dem Geruch nicht länger widerstehen und biß hinein.
    Er konnte nicht genau sagen, was er aß. War es eine Art Brot? Nein, denn es schmeckte, wie es roch: nach leckerem Fleisch. Und doch war es ganz offensichtlich nicht das, wonach es roch und schmeckte.
    Und selbst wenn es mit einer Droge oder einem giftigen Kraut versetzt war, Sander konnte nicht anders: er aß das erste Stück auf und verschlang auch das zweite. Sonderbarerweise fühlte er sich daraufhin gesättigt, obgleich es doch nicht mehr als nur ein, zwei Bissen gewesen waren. Allerdings hatte er jetzt Durst. Mißtrauisch beäugte er die Knöpfe und fragte sich, ob dieser Kasten auch dafür Abhilfe schaffen konnte.
    Wieder ging er systematisch vor. Ein weiterer roter Knopf

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