Herrscher über den Abgrund
helle Licht blendete ihn. Was er sah, verstand er nicht: Netze aus Metall, aus Glas; Sockel, aus denen heraus diese Netze wuchsen, Lichtblitze. Es gab nur eins, was ihm bekannt war: Rhin lief auf ihn zu und bellte, als sei er glücklich, ihn endlich zu sehen. Seine rauhe Zunge fuhr Sander über die Wange, und Sander umarmte ihn.
In diesem Augenblick ertönte wieder die Stimme aus der Luft. Aber er verstand diesmal nicht ein einziges Wort. Die Maschinen – falls man die Gespinste so nennen konnte – standen an den Wänden entlang, so daß in der Mitte Raum blieb. Die Hand auf Rhins Rücken gelegt, ging Sander langsam weiter. Es gab nichts, was im entferntesten vertraut war, und doch mußte Sander die geschickte Arbeit der Anlage bewundern.
Was für einen Zweck hatte sie? Jetzt konnte er sie als Ganzes überblicken und merkte, daß nicht alle Fäden und Streben leuchteten. Manche lagen zerbrochen am Boden, während andere Gerausche von sich gaben, die ihn zurückschrecken ließen und auf die der Kojote mit entsetztem Bellen reagierte.
Es gab keine Spur eines lebenden Wesens. Sander rief Fanyis Namen, doch als Antwort ertönte nur das Dröhnen und Klappern der Maschinen.
„Wer bist du?“ Zum erstenmal wagte er es, der Stimme zu antworten, doch er erhielt keine Erwiderung.
Rasch nach rechts und links blickend, ob nicht ein Angreifer plötzlich hinter den Maschinen auftauchte, durchquerte Sander mit Rhin den Raum. Er kam zu einer zweiten Öffnung, und dahinter erwartete ihn eine völlig andere Szenerie.
In der Mitte des Zimmers war ein Oval ausgespart, um das herum zwei Reihen gepolsterter Stühle standen. Das Oval war in den Boden eingelassen und schien mit Wasser gefüllt zu sein, wie Sander zunächst annahm. Doch dann merkte er, daß es ebenfalls Glas war oder ein anderes durchsichtiges Material.
Er ließ Rhin zurück und drängte sich zwischen zwei Stühlen hindurch. Auch sie ließen sich nicht verrücken. Reglos starrte er auf die glasartige dunkelblaue Fläche. Wie die Nahrungskiste hatte auch sie eine bestimmte Bedeutung, davon war Sander überzeugt. Die Anordnung in diesem Raum schien ihm darauf hinzudeuten, daß sich einst Leute hier versammelt hatten, um in dieses Oval zu blicken.
Es war kein Spiegel, denn es spiegelte sein Gesicht nicht wider. Auch gab es keinerlei Knöpfe, wie an dem Kasten. Langsam ging er von Stuhl zu Stuhl, bis er den einen an der Linkskurve erreichte. Hier bemerkte er zum erstenmal eine Veränderung. Der Stuhl hatte sehr breite Armstützen, die mit Knöpfen verziert waren. Auf jedem Knopf war eines der Zeichen, die Fanyi Buchstaben genannt hatte.
Langsam setzte sich Sander in den Stuhl. Er war sehr bequem, beinahe hatte er den Eindruck, als passe sich der Sitz sofort seiner Körperform an. Er studierte die Knöpfe. Sicher hatten sie etwas mit der gläsernen Fläche zu tun. Aber was?
Es gab zwei Knopfreihen auf jeder der breiten Armstützen, die so angeordnet waren, daß der, der im Sessel saß und sich ganz natürlich mit den Ellenbogen aufstützte, sie bequem bedienen konnte. Es gab nur eine Möglichkeit, ihren Zweck zu erfahren – man mußte sie ausprobieren. Er legte den rechten Zeigefinger auf den Knopf, der ihm am nächsten war, und drückte ihn ein.
Zu seiner Enttäuschung erfolgte keine Reaktion. Aber schließlich war das nur ein Knopf von vielen – manches mochte auch längst nicht mehr funktionieren. Er hoffte, daß trotzdem noch intakte Knöpfe übrigblieben, damit er erfahren konnte, weswegen Leute sich hier versammelt hatten, um in eine Glasfläche zu blicken, die kein Abbild reflektierte.
Er drückte auf den nächsten Knopf. Wieder geschah nichts. Doch ein dritter reagierte. Lichtpunkte erschienen auf der Glasfläche, Linien, die sich wie Lauffeuer rasch ausbreiteten, zeichneten große Flächen von unregelmäßigen Umrissen. Gespannt beugte Sander sich nach vorn und versuchte, eine Bedeutung herauszulesen.
Es gab vier, nein fünf umrandete Formen. Zwei davon waren durch eine dünne Linie verbunden, die zwei größeren hatten eine stärkere Verbindung. Es gab auch noch kleinere Formen, die nahe bei den größeren lagen oder weiter verstreut waren. Die hellen Punkte waren ohne System über die Formen verteilt.
Obgleich Sander das Bild ganz genau studierte, konnte er es nicht deuten. Er drückte den nächsten Knopf, und die Punkte und Linien verschwanden. Aber andere Linien bewegten sich nun und bildeten andere Formen. Die hellen Punkte allerdings waren
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