Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
Augenblick lang wirkte er verloren und leer, als wäre er selbst das Opfer seiner Waffen geworden, die den Willen eines Menschen vernichten können.
    „Wir lebten“, wiederholte er. „Wir lebten länger als je ein Mensch zuvor. Und nach uns lebten unsere Kinder … Wie alt, glaubst du, bin ich, Barbar?“ fragte er.
    Sander weigerte sich, zu raten, denn jede falsche Antwort konnte den Zorn dieses Verrückten erregen.
    „Jedes Volk“, sagte er daher vorsichtig, „hat seine eigene Lebensspanne. Deine weiß ich nicht.“
    „Natürlich nicht!“ Der Alte nickte. „Ich bin eines der Kinder. Ich lebe seit beinahe zweihundert Jahren.“
    Das konnte sogar zutreffen, dachte Sander. Wie viele weitere dieser Erben des Vergangenen Wissens – oder doch des schlechtem Teils davon – mochten noch leben?
    „Fast zweihundert Jahre“, wiederholte Maxim. „Ich war klug, siehst du. Ich habe mein Leben nicht draußen bei den Barbaren riskiert. Ich habe ihnen gesagt, daß sie nicht weise handelten. Lang – ich habe Lang gesagt, was passieren würde.“ Er lachte. „Und ich behielt recht. Barbar, weißt du, wie Lang starb? An Bauchschmerzen! An etwas, das auch der schlechteste Arzt hätte heilen können. Sie hat mir das gesagt – sie, die behauptet, sie wäre Längs Tochter. Sie lügt natürlich. Niemand würde eine Barbarin zur Frau haben wollen. Sie hat gelogen, aber ich konnte sie dafür nicht ‚bestrafen, denn sie hat Längs Sender. Wir sind von Anfang an so programmiert, daß wir untereinander nicht streiten. Wir waren so wenige, und vielleicht würden wir Generationen lang hier eingeschlossen sein. Also durfte es keine Streitigkeiten geben. Wir hatten alle einen Sender, der uns schützte. Verstehst du, Barbar, wie gut alles eingerichtet war? Daß es nichts gab, was wir nicht hätten bewältigen können? Und die Kinder. Wie Lang hatten sie ihren Sender seit der Geburt. Es war so klug ausgearbeitet. Das Große Gehirn in dem versiegelten Raum – es wußte alles. Es weiß alles. Es hat seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr hergestellt, aber dazu besteht auch kein Grund. Ich, Maxim, weiß alles Notwendige.“
    „Das Mädchen, das dir von Längs Tod erzählt hat“ – Sander zweifelte nicht daran, daß es Fanyi war –, „wo ist sie jetzt?“
    Maxim lachte. „Sie hat mich belogen, weißt du. Niemand darf Maxim anlügen. Ich kann die Gedanken der Menschen lesen, wenn ich will. Ich kann deine Gedanken lesen, Barbar! Als sie kam, wußte ich, daß andere folgen würden. Ich habe immer …“ Er verstummte wieder und beäugte Sander aufmerksam. „Ich habe dich hierhergebracht, Barbar. Es war sehr unterhaltsam. Diese alten Räume der Prüfung! Es war interessant zu beobachten, wie du den Weg gefunden hast. Sie brauchte das nicht zu tun, nicht mit Längs Sender. Du hast Schlauheit gezeigt, zwar nicht die eines Menschen, aber es war sehr unterhaltend. Ich mußte dich hierhaben. Die anderen deiner Rasse – sie suchen meine Schätze, aber sie kann man aufhalten. Aber weil du meine Barrieren überwunden hast, wußte ich, daß ich dich hierhaben mußte, um sicherzugehen.“
    „Ich bin hier“, erklärte Sander. „Aber das Mädchen – was hast du mit ihm gemacht?“
    „Mit ihm gemacht?“ Er kicherte. „Aber ich habe nichts getan, gar nichts. Das war nicht nötig. Das Große Gehirn hat seinen eigenen Weg der Verteidigung. Ich habe sie angehört, ihr die Richtung gewiesen und sie gehen lassen. Für mich gab es keinen Grund, mich weiter mit ihr zu beschäftigen. Ich …“ Erstaunen zeigte sich auf seinem faltigen Gesicht. „Etwas war um sie. Aber nein, kein Barbar vermag etwas, was Maxim nicht meistern könnte! Ich kann auch die Tiere beherrschen. Sieh, wie diese Bestie mich fürchtet. Aber das Problem ist nun, was man am besten mit dir macht. Du hast keinen Sender, also kann man dich bezwingen.“
    „Aber sicher habe ich einen!“ Ob es stimmte oder nicht, wußte Sander nicht, aber etwas mußte er sagen, tun, um diesem Zerrbild eines Menschen gegenüberzutreten.
    „Das ist unmöglich!“ Der Alte sprach wie ein trotziges Kind. „Lang war der letzte, der fortging. Er verließ mich; obwohl ich ihn immer und immer warnte, verließ er mich. Er war dumm. Weil er der jüngste der Kinder war, mußte das Erbgut wohl dünn und kraftlos geworden sein. Und Lang besaß nur einen Sender. Sie dauern ohnehin nicht ewig – fünfzig Jahre, aber nicht länger. Dann muß man sie wieder aufladen. Wenn du also einen hast, dann funktioniert

Weitere Kostenlose Bücher