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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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er nicht. Es könnte der von Robar sein. Und er ist lange vor Lang aufgebrochen. Versuche nicht, mich anzulügen, Barbar! Denke daran, ich bin Maxim, und das Wissen der Vergangenen Zeit ist in mir!“
    „Ich werde ihn dir zeigen.“ Vorsichtig suchte er in seiner Felljacke. Er sah, daß der Stab noch immer auf ihn gerichtet war, aber er mußte das Risiko eingehen. Er zog das Stirnband heraus.
    Maxim gluckste. „Das ist kein Sender, Barbar! Du bist wirklich nicht intelligenter als dieses Tier. Ein Sender! Du weißt nicht einmal, was das Wort bedeutet. Sie wußte es auch nicht. Sie dachte, das wäre Magie – Magie, wie die Wilden es glauben. Und du zeigst mir Draht und nennst es Sender!“
    Sander, der eine Reaktion von Maxim beabsichtigte, setzte sich den Reif wieder auf. Vielleicht half es ihm, wenn der Überlebende der Vergangenen Menschen ihn auch für kindisch und abergläubisch hielt.
    „Das ist Kaltes Eisen“, sagte er ernst. „Ich gehöre zu denen, die das Eisen bearbeiten, und deshalb gehorcht es mir.“ Er begann, den Gesang der Schmiede zu singen.
    Der andere schien plötzlich interessiert. „Das – das ist eine Formel“, sagte Maxim. „Aber sie stimmt nicht. So sollte sie lauten.“ Er rezitierte Worte in derselben Weise, wie die Weisen es taten. „So ist es richtig. Ihr habt also doch noch Reste des alten Wissens, Barbar. Aber was ist Kaltes Eisen? Dieser Ausdruck hat keine Bedeutung. Überhaupt – ich habe genug Zeit verschwendet. Komm mit!“
    Er preßte etwas an der Seite des Stabs. Im gleichen Augenblick stürzte Sander nach vorn: der gleiche Zwang, der ihn hergebracht hatte, zog ihn nach vorn. Aber er klammerte sich an einem Stuhl fest.
    Eisen – Kaltes Eisen. Der Glaube eines Schmieds an die alten Weisheiten war nun seine einzige Waffe.
    Er konzentrierte sich darauf, den Stuhl festzuhalten, und preßte die Zähne aufeinander, um die unerträgliche Hitze auf der Stirn zu ertragen. Nein – nein – NEIN!
    Maxims Gesicht rötete sich, sein Mund klappte auf und entblößte seine blasse Zunge und seine löchrigen, gelben Zähne.
    „Du wirst kommen!“ kreischte er.
    Sander klammerte sich am Stuhl fest. Bald hatte der Kampf einen Punkt erreicht, an dem er aufgeben mußte. Aber wenn er es tat, war er verloren. Er konnte nicht erklären, warum er dies glaubte, nur, daß es so war.
    Sander klammerte sich an den Stuhl, bis er kein Gefühl mehr in den Fingern hatte. Sein Kopf schien in Flammen zu stehen. Er mußte …
    Eine gelb-braune Gestalt flog durch die Luft und landete mit den Pfoten auf Maxims Schultern. Der dünne Mann wurde zu Boden geschleudert und rührte sich nicht mehr. Rhin hatte ihm die Vorderpfoten auf die Brust gesetzt und schnappte nach seinem Hals.
    Als der Stab Maxim aus der Hand fiel, wich der unerträgliche Druck von Sander. Er krächzte mühsam Rhin einen Befehl zu, nicht zu töten. Er konnte nicht zulassen, daß der Kojote den anderen kaltblütig zerriß. Schließlich war er verrückt und alt. Viel wichtiger war im Moment, Fanyi zu finden und sie zu warnen. In welche Falle Maxim das Mädchen gelockt hatte, wußte Sander nicht. Doch vermutete er, daß am Ende der Tod auf sie warten würde.
    Er fesselte Maxim, hob ihn in einen Stuhl und band ihn mit einem Riemen fest.
    Dann drehte er sich zu Rhin um: „Such Fanyi!“ befahl er.
    Der Kojote knurrte immer noch den Bewußtlosen an, als wollte er nichts sehnlicher, als ihn töten. Sander tätschelte seine Schulter und zupfte ihn am Ohr.
    „Fanyi!“ wiederholte er.
    Auch an einem Ort wie diesem mußte die Witterung des Mädchens irgendwo in der Luft liegen, und Rhin war der beste Spurensucher, den er kannte. Mit einem letzten bösen Grollen wandte sich Rhin von Maxim ab und blickte Sander an. Er winselte und rieb sich an ihm. Er war ganz offensichtlich verwirrt, denn er sah keinen Grund, warum er Maxim am Leben lassen sollte. Aber Sander brachte es nicht über sich, den Wehrlosen zu töten.
    Man mochte töten, um sein Leben zu verteidigen oder um Verwandte zu schützen. Er würde die Wasserwesen oder die Weißhäutigen angreifen, ohne sein Gewissen zu spüren. Das Ungeheuer, das er auf der Lichtung gesehen hatte, oder das Monster auf der alten Insel waren so entsetzlich, daß sie in Sander die tiefste Furcht weckten. Doch es war nicht seine Sache, das Leben dieses vertrockneten Wesens zu beenden, das auf den Stuhl gefesselt vor ihm saß.
    Sander hob den Stab auf, der Maxims Hand entglitten war. An den Seiten gab es fünf

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