Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
Spuren mit Kiefernästen. Wenn sie Glück hatten, löschten Schnee und Wind die Fährte gänzlich aus.
    Sevren war noch nicht zu ihnen gestoßen. Dar wusste nicht, wie die Lage sich entwickelt hatte. Wo ist Kol?, fragte sie sich. Hat die Invasion schon angefangen? Haben Lama-tok und Ven-goth den Pass schon hinter sich gebracht oder müssen wir vor Kols Heer fliehen? Jede Frage warf weitere Fragen auf. Sie zwang sich, nur über die unmittelbare Zukunft nachzugrübeln, denn diese war schon entmutigend genug. Bald mussten sie eine Rast einlegen. Dar wägte das Risiko ab, ein Feuer anzuzünden. Wenn man sie sichtete, war es gefährlich – aber das waren Erfrierungen auch.
    »Wir müssen einen Lagerplatz finden, an dem man unser Feuer nicht sieht«, sagte sie zu Zna-yat.
    Er lugte in die Finsternis hinein. »Einen solchen Ort sehe ich nicht.«
    »Dann gehen wir weiter, bis du einen sichtest.«
    Zna-yat marschierte weiter, bis Dar glaubte, sie müsse zusammenbrechen. Endlich hörte sie ihn sagen: »Da ist, glaube ich, ein geeigneter Platz.«

    »Dann werden wir dort rasten.« Dar sah in der Dunkelheit kaum mehr als grauweiße Schneeflocken.
    Zna-yat bog scharf nach rechts ab. Bald konnte Dar zu beiden Seiten eines Hügeleinschnitts schneebedeckte Bäume erkennen. Der Einschnitt entpuppte sich als kurvenreiche Klamm. Zna-yat blieb stehen. »Ist das ein guter Platz, Muth Mauk?«
    »Hai, er ist vollkommen«, sagte Dar. »Wir bleiben heute Nacht hier«, rief sie. »Sammelt Feuerholz. Baut die Unterstände auf.«
    Die Orks fanden eine ebene Fläche und bauten ihre konischen Pyramiden ähnelnden Unterstände auf, die nur einem im Schneidersitz hockenden Sohn Raum boten. Orks schliefen im Sitzen, doch für Girta war dies unmöglich. Wie sollte sie ruhen? Dar begab sich zur Trage, um zu prüfen, wie es der Königin ging. Sie war eingewickelt. Kovok-mah stand neben ihr.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Dar.
    »Ich habe ihr ein großes Nayimgat-Blatt zum Kauen gegeben«, erwiderte Kovok-mah. »Bis Morgen wird sie schlafen. Bei Sonnenaufgang weiß ich besser, wie es um ihre Gesundheit steht.«
    »Sie kann in dieser Kälte nicht im Freien schlafen.«
    »Deine Schwester war schon hier. Sie sagt, die Königin soll im Quartier deines Bruders schlafen.«
    »Der arme Zna«, sagte Dar. »Weiß er, wie schlimm diese Washavoki riechen?«
    Kovok-mah verzog ironisch das Gesicht. »Das weiß doch jeder.«
    »Muth Mauk«, meldete sich Zna-yat. »Wir machen gleich Grütze. Wie sollen wir sie rationieren?«
    »Unser Proviant muss noch fünf Tage reichen«, erwiderte
Dar. Schon diese Worte entmutigten sie. Wo werden in fünf Tagen unsere Feinde sein? Auf unserem Familiensitz?
    Wie schon den ganzen Tag über bemühte sie sich, diesen Gedanken aus ihrem Kopf zu verdrängen. Es war unmöglich. Ihr fiel mit erschreckender Lebendigkeit die Vision der brennenden Feste ein. Diese Erinnerung hatte ihr während des ganzen Marsches zu schaffen gemacht. Sie fühlte sich von unguten Vorahnungen förmlich erschlagen. Ohne ein weiteres Wort schlenderte Dar vom Lager fort und verschwand hinter der nächsten Wegbiegung außer Sichtweite.
    Als sie allein war, gab sie sich ihrer Trauer hin. Heiße Tränen strömten über ihre eiskalten Wangen. Dann hörte sie leise Schritte, und als sie sich umwandte, kam Nir-yat auf sie zu. Dar wischte sich eilig die Augen ab. Nir-yat sagte nichts; sie nahm Dar einfach nur in die Arme. Als ihre Schwester sie hielt, schluchzte Dar los.
    Die beiden standen eine ganze Weile da. Schließlich hatte Dar sich ausgeweint und atmete bebend und tief durch. »Muthuri hatte recht«, sagte sie. »Ich hätte das Fathma an eine andere weitergeben sollen.«
    »Dann würde in dieser kalten Nacht kein Urkzimmuthi leiden«, erwiderte Nir-yat. »Wir wären zufrieden wie Lämmer, die man vor einem Festmahl mästet. Dann hätten wir eine andere Große Mutter, aber der Schwarze Washavoki wäre trotzdem da, und wir wären zum Untergang verurteilt. «
    »Ich glaube, meine Taten haben uns zum Untergang verurteilt. «
    »Dann bist du also für alles Böse dieser Welt verantwortlich? «, sagte Nir-yat. »Kann ich dich auch für dieses Unwetter verantwortlich machen? Hast du die Washavoki grausam gemacht?«

    »Ich habe die Dinge nicht verbessert. Ich habe sie verschlechtert. «
    »Das glaube ich nicht. Jedenfalls kennen wir jetzt die Gefahr, in der wir schweben. Und das gilt auch für die Washavoki-Königin. «
    »Ich fürchte, unser Gegner ist mir

Weitere Kostenlose Bücher