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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sofort aufbrechen mussten, als sie noch einmal überlegte. Wenn Kols Männer den Pass vor ihnen erreichten, war die Katastrophe unabwendbar. Dann haben die Urkzimmuthi keine Königin mehr und werden nicht vor der Invasion gewarnt. Sie versuchte die Chance zu berechnen, dass ihnen auf dem Rückweg nichts zustieß: Da Kol von der Entführung wusste, hatte er seine Leute vielleicht aus der Kaserne abgezogen, um den Pass zu besetzen. Die Möglichkeit bestand, doch ein Beweis dafür existierte nicht. Nur eins stand fest: Sie war sicher, dass Kol immer alles im Voraus plante.
    Dar war gezwungen, eine Entscheidung zu fällen, auch
wenn es ihr schwerfiel. Sie musste die Möglichkeit nutzen, den Pass zu blockieren, so gering sie auch war. »Lama-tok! Ven-goth!«, rief sie »Ich brauche euch.« Die beiden Orks eilten zu ihr. »Ihr müsst so schnell wie möglich eine Botschaft zum Sitz der Yat-Sippe bringen. Warnt sie vor dem Angriff der Washavoki. Sagt den Tok-Söhnen, ich möchte, dass der Pass sofort verschlossen wird.«
    Die Orks verneigten sich.
    »Was ich von euch erbitte, ist gefährlich. Ich glaube, dass die Washavoki ebenfalls zum Pass unterwegs sind. Wenn sie vor euch dort sind, erwarten sie euch mit Pfeil und Bogen.«
    »Dann brechen wir sofort auf, Muth Mauk«, sagte Lama-tok.
    Dar sprach zu ihnen, als sei sie nicht ihre Königin, sondern ihre Muthuri. »Lama und Ven, ihr seid mir lieb und wert. Seid vorsichtig. Wenn ihr den Washavoki begegnet, werft euer Leben nicht weg.«
    Die beiden verbeugten sich, schlüpften in ihre Umhänge und eilten zur Tür.
    »Wartet!«, rief Dar. »Wollt ihr keine Rüstung anlegen?«
    »Ohne Rüstung können wir schneller laufen.«
    »Hai«, erwiderte Dar. »Das erscheint mir klug.« Sie schaute ihnen schweren Herzens hinterher. Als die Tür geschlossen war, merkte sie, dass Kovok-mah neben ihr stand.
    Er verneigte sich. »Togu-mah ist tot, Muth Mauk.«

39

    NIEMAND HATTE ZEIT zum Trauern. Jeden Moment konnten Söldner eintreffen. Dar musste rasch einen Rückzug organisieren. Sie wies die Orks an, ihre Rüstungen anzulegen und eine Trage für Girta zu bauen. Außerdem musste Proviant aus der Kasernenkantine besorgt werden. Vom Sommerfeldzug waren noch einige Strohmatten übrig geblieben. Dar sandte Leute aus, um in den restlichen Baracken weitere zu suchen.
    Als sie gingen, sprach Sevren sie an. »Was soll ich tun?«, fragte er. »Ich möchte euch helfen.«
    »Weißt du das genau? Die Sache hier könnte auch enden wie die Schlacht im Tal der Kiefern.«
    »Das Heer des neuen Königs ist in Wahrheit Othars Heer. Ich werde nicht in so einem Verbrecherheer dienen.«
    »Dann freue ich mich über deine Hilfe«, sagte Dar. »Girta braucht Stiefel und warme Kleider. Außerdem muss ich wissen, was in Taiben los ist.«
    »Ich werde mein Bestes tun. Wenn ihr nicht zum Pass geht, wo kann ich euch finden?«
    »Die Alte Straße verläuft in westlicher Richtung am Vorgebirge
entlang und dann neben einem Fluss her Richtung Berge. Mit einem Pferd kannst du uns schnell einholen.«
    »Dann sehen wir uns so schnell wie möglich wieder«, sagte Sevren. »Und zwar mit Kleidung und Nachrichten. Geht schnell fort von hier. Möge Karm mit dir sein, Dar.«
    »Fasak Muth’la vashak tha, Sevren.« Möge Muth’la dich segnen, Sevren.
    Sevren ging. Lama-tok und Ven-goth waren schon fort. Die Orks schnallten sich die Strohmatten und Tornister auf den Rücken, als Zna-yat zu Dar kam. Er hob den Goldanhänger hoch. »Soll ich das schwere Ding einpacken, Muth Mauk?«
    Dar begutachtete die Kette mit Widerwillen, denn ihrer Ansicht nach symbolisierte sie die Sinnlosigkeit ihres Unternehmens. Sie wollte gerade sagen, er solle das Schmuckstück zurückzulassen, als sie an plündernde Söldner dachte. »Hai. Die Washivoki lieben gelbes Eisen. Es würde ihnen bestimmt große Freude machen, wenn sie es finden.«
    Zna-yat grinste. »Dann wird es mir große Freude bereiten, es zu tragen.«
    Als er die Kette gerade in den Tornister legte, meldete jemand, dass die Küchenmägde umgebracht worden waren. Für Dar war dies ein Vorgeschmack auf Kols Brutalität und eine weitere Tragödie auf einer zunehmend länger werdenden Liste. Ihr Instinkt warnte sie: Hier war etwas Abscheuliches und Bösartiges im Gange. Im Moment konnten sie zwar nur vor dem Bösen fliehen, doch sie wusste, dass ihre Flucht nicht automatisch Sicherheit brachte. Ich muss mich diesem Bösen stellen. Deswegen hat Muth’la mein Leben geschützt.
     
    General Kol

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