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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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zurückkehrte. Dann sagte er: »Die Orks flüchten in diesem Schneesturm. Sie glauben, sie sind in ihren warmen Festen sicher. Kriege sind im Winter nicht leicht zu führen. Das Wetter ist schlecht, die Straßen sind rutschig. Doch für die Orks wird alles noch schwieriger werden. Wenn wir sie aus ihren Festen vertreiben, haben sie keinen Zufluchtsort mehr. Man kann im Schnee nicht wohnen. Man kann ihn auch nicht verzehren.«
    Der Prinz machte große Augen. »Krieg?«
    »Ja, Majestät. Oder sollen wir sie ungestraft davonkommen lassen?«

    »Niemals!«
    »Deine Mutter hat mir von deinem Vorfahr Theodric, dem Orktöter erzählt. Sie hat gesagt, dass er in deinem Alter war als er die Menschen zu einem Orknest führte. Sie haben alle erschlagen – Bullen, Säue und Welpen – und so dazu beigetragen, einem verwüsteten Land den Frieden zu bringen. Theodrics Blut strömt in deinen Adern. Ich spüre auch, dass du so mutig bist wie er.«
    Kol kniete sich spontan vor den Prinzen hin. »Bald wirst du mein König sein. Dann wird das ganze Reich vor dir knien, wie jetzt ich. Wenn es so weit ist, denke daran, wie Theodric den Tod deiner Mutter rächen würde. Alle echten Menschen teilen deine Trauer und deinen Zorn. Du brauchst nur ein Wort zu sagen, dann kämpfen sie für dich. Erkläre den Krieg! Wir reiten zusammen und befreien das ganze Reich von den Orks!«
    »Auch von ihrer Königin?«
    »Ja, Majestät. Sie wird für ihren Verrat brennen.«
     
    Die ersten Truppen trafen am frühen Nachmittag in Taiben ein. Kol befahl ihnen, in den Palasthof zu marschieren, wo sie sich in Reih und Glied aufstellten und einer Rede lauschten, die der frisch gekrönte König Kregant III. hielt.
    Die kindliche Stimme des Königs wurde vom Sturm verschluckt, sodass die Söldner erst erfuhren, dass sie nun in den Krieg zogen, als sie es von den Offizieren hörten, die ihnen zu jubeln befahlen. Da man den Männern für ihren Jubel Branntwein versprach, jubelten sie sehr laut. Dann marschierten sie zu der inzwischen verlassenen Kaserne vor den Toren der Stadt.
    Dar hatte Kols Planung richtig eingeschätzt: Er hatte sofort nach der Ernennung zum General angefangen, Männer
und Vorräte für eine Invasion zusammenzuziehen. Da in der Hauptstadt keine Söldner stationiert waren, hatte er die Truppenmassierungen leicht vor Girta geheim halten können. Die meisten Einheiten hatten sich in abgelegenen Kasernen gesammelt. Um zu verschleiern, dass Kol in die Sache verwickelt war, hatte General Voltar die Befehle erteilt. Die Männer auf dem verschneiten Platz wussten seit Wochen, dass etwas im Schwange war. Sie hatten zwar nicht gewusst, wann sie in den Krieg ziehen würden, doch nur wenige waren deswegen überrascht.
    Nach den Krönungsfeierlichkeiten überreichte Kol König Kregant III. eine Rüstung. Der schwarze Helm war mit Gold verziert; sein Kettenhemd passte vollkommen zu seiner schmächtigen Gestalt. Kol war nun nicht mehr Stellvertreter der Königin, sondern Kommandant des Heeres Seiner Majestät. Die schwarz gekleideten Gardisten hießen nun »Männer des Königs«, doch ihre Pflicht war die Gleiche geblieben. Die Angehörigen des Eisernen Kreises wurden durch Kols Beförderung und die Aussichten, bald selbst befördert zu werden und plündern zu dürfen, zufriedengestellt. Als sie ihren neuen König hochleben ließen, stimmten alle überein: Die Arbeit dieser einen Nacht hatte sich bestens für sie ausgezahlt.
     
    Während Kol feierte, führte Dar die Orks durch das Schneegestöber. Sie war erschöpft und fühlte sich elend, doch sie schleppte sich, zu ängstlich, um zu rasten, durch den fast kniehohen Schnee. Zna-yat ging vor ihr her und bahnte eine Schneise für sie. Als es dunkel wurde, verließ Dar sich auch auf seine Augen, um den richtigen Weg zu finden. Weder Zna-yat noch ein anderer Ork hatte die Alte Straße je benutzt. Zna-yat verließ sich auf Dars Wegbeschreibung,
die sie wiederum von der Wissenshüterin erhalten hatte.
    Der Schnee verhüllte die meisten Markierungen der längst aufgegebenen Straße. Die Sicht war jämmerlich. Die Hügel des Vorgebirges wirkten eher wie verschwommene Wesen statt wie Wegmarken aus Erde und Gestein. Doch da die Straße ein Flussbett kreuzte, bevor sie ins Gebirge führte, hatte Dar keine Sorge, dass sie sich verlaufen konnten. Weitaus unangenehmer war die Vorstellung, sie könnten von Söldnern überfallen werden.
    Um dies zu verhindern, bewegten sich die Orks im Gänsemarsch und verwischten ihre

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