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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sagen. Nachdem er gestorben war, erwies Lama-tok ihm die Ehre. Er trug seinen Leichnam fort vom Pass, bis er einen Baum fand, der sich an den steilen Hügel klammerte. Unter diesem Baum trat er Muth’las Umarmung in den Schnee. Dann zog er seinen Freund aus, damit er die Welt so verlassen konnte, wie er sie betreten hatte. Zum Schluss legte er Ven-goth in den heiligen Kreis.
    Nachdem all dies getan war, hinkte Lama-tok langsam wieder zum Pass hinauf, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass niemand ihn sah.
    Er hatte keine Eile. Die Washavoki sollen ruhig glauben, dass ich tot bin, dachte er.
    Er lächelte, denn ihm fiel ein, dass Dar ihn gelehrt hatte, wie ein Wolf zu denken.
    Heute Nacht würde er das anwenden, was sie ihm beigebracht hatte. Hoffentlich ließ sein Körper ihn nicht im Stich. Seine blutdurchtränkten Beinlinge waren steif gefroren, und auch sein Schenkel versteifte sich. Lama-tok hielt sich dicht am Fels und näherte sich dem Durchgang, den seine Sippe durch den Berg getrieben hatte.
    Als er ihn erreichte, war Mitternacht längst vorüber. Er legte eine Pause ein, um sich auszuruhen und Mut zu sammeln. Dann zog er sein Schwert und stürmte auf den finsteren Eingang zu.

40

    GENERAL KOL wachte auf und zuckte hoch; im Nu hatte er seinen Dolch gezückt und war abwehrbereit.
    Eine dunkle Gestalt stand in seiner Schlafkammer; aber sie war zu weit entfernt, als dass er sie abstechen konnte.
    »Bewundernswerte Reflexe, General.«
    »Gorm! Wie bist du hier reingekommen?«
    »Mach deiner Wache keinen Vorwurf. Nur wenige Eindringlinge verfügen über meine Fähigkeiten.«
    Kol dachte voller Unbehagen über die Art der erwähnten Fähigkeiten nach. Gorms folgende Worte fielen in etwa so aus, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Ihnen ist nichts passiert. Wenn ich gehe, belebe ich sie wieder.«
    »Dann hast du dich also eingeschlichen, um mir zu gratulieren? «, fragte Kol ironisch,
    »Dir gratulieren? Wozu denn?«
    »Othar hat doch jetzt seinen Krieg. Er müsste zufrieden sein.«
    »Du setzt zu viel voraus«, erwiderte Gorm kalt. »Mein Herr ist alles andere als zufrieden. Erklärungen vergießen
kein Blut. Schwerter tun es! Erst wenn sie zuschlagen, kannst du dir eine Pause gönnen, nicht vorher.«
    »Bis dahin dauert es nicht mehr lange.«
    »Wann ist es so weit?«
    »Sobald ich all meine Truppen zusammengezogen habe. Sie sind verstreut und kommen nur langsam voran.«
    »Verzögerungen! Nichts als Verzögerungen!«
    »Will Othar, dass ich Ohrfeigen verteile, oder sollen Köpfe rollen? Ich kann die Orks schikanieren oder massakrieren. Wenn ich ein Gemetzel veranstalten will, brauche ich ein riesiges Heer, und das muss ich ordnen. Kannst du meine Truppen herbeizaubern, oder müssen sie durch hohen Schnee marschieren?«
    »Du wirst allmählich hochnäsig, General.«
    »Ich bin schlau, nicht eingebildet. Ein Gemetzel erfordert Klingen. Ich ziehe sie zusammen, so schnell ich kann.«
    »Dann marschieren wir also erst, wenn alle hier sind«, sagte Gorm, der über diese Nachricht sichtlich nicht erfreut war.
    »Was meinst du mit wir ?«
    »Mein Herr und ich werden dich begleiten.«
    »Und wie erkläre ich dem König seine Anwesenheit?«
    »Du brauchst den Jungen nicht zu erschrecken. Wir folgen euch einfach. Bevor ihr aufbrecht, schicke neun Männer zu Baltens Residenz. Solange sie nur kräftig und gesund sind, können sie ruhig zum Pöbel gehören.« Gorm lächelte grimmig. »Othar wird sie schon zum Gehorsam erziehen.«
    »Warum tut Othar sich die Leiden eines Winterfeldzugs überhaupt an?«, fragte Kol, dem die Vorstellung gar nicht gefiel, dass der Zauberer ihn begleitete; auch nicht, wenn er sich von ihm fernhielt.
    »Je näher er dem Gemetzel ist, umso mehr hat er davon.
Mein Herr hat nun schon zu lange gefastet. Er hat großen Hunger.«
    Wie schon zuvor glaubte Kol, in Gorms Stimme einen Anflug von Angst zu erkennen. »Du wirst deine Männer kriegen«, sagte er. »Und Othar sein Festessen.«
    »Wehe, du scheiterst«, erwiderte Gorm. »Es gibt eine Macht, die stärker ist als die Zauberei eines einzelnen Menschen. Wenn man sie reizt, rettet einen nicht einmal der Tod vor ihrer Bösartigkeit.«
    »Dar hat deinen Herrn gereizt, nicht ich. Ich werde sie ihm schon bald ausliefern.«
     
    Dar erwachte gewärmt in Kovak-mahs Armen. Sie hörte den Wind vor dem Unterstand heulen, doch in ihren Umhang gewickelt war es an Kovok-mahs Brustkorb mollig warm. Sie streckte zögernd den Arm aus und schob die Strohmatte

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