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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sie am Waldrand, und sie sah, dass die Menschen die Jagd abbrachen.
     
    Sie marschierten nach Norden. Sie hatten zwei Söhne verloren. Beide hatten ohne Rüstung gekämpft. Schon zwei Tote !, dachte Dar. Sie nahm an, dass die Orks mehrere Dutzend Menschen getötet hatten, doch in der grauenvollen Mathematik des Krieges spielte dies keine Rolle: Kol befehligte Tausende von Angreifern, sie hingegen kaum dreihundert Verteidiger. Fliehen und verstecken war nun wohl die klügste Vorgehensweise, solange sich ihnen keine bessere Möglichkeit bot. Auch wenn die Washavoki sich auf fremdem Gelände befanden: Vielleicht setzte Othar Zauberei ein. Die Niederlassung der Mah-Sippe war zwei Tagesmärsche entfernt. Wenn Kol ihre Vorratskammern eroberte, waren die Orks dem Untergang geweiht.
    Dar dachte angestrengt über ihre Lage nach, doch ihre Unwissenheit über den Feind verhinderte die Aufstellung eines Plans. Ich weiß nicht, ob Othar das Heer führt. Diese Information war lebenswichtig. Es erschien ihr geradezu tollkühn, einen Plan zu schmieden, der nur auf Spekulationen basierte. Nach weiterem Nachdenken kam sie zu einem Schluss. Sie ließ die Kolonne anhalten und befahl allen Söhnen ohne Rüstung, schnellstens zu den auf der Flucht befindlichen Müttern aufzuschließen. Nachdem die Betroffenen aufgebrochen waren, blieben Zna-yat und vier andere Mintari zurück.
    »Wohin führst du uns, Muth Mauk?«, fragte Zna-yat.
    »Zu den Washavoki-Söldnern zurück.«

46

    DER WIND ZERRTE am Umhang des Sustolums, während sein Pferd durch den Schnee stapfte. Der junge Offizier fror, hatte Hunger und war enttäuscht. Letzteres verschlimmerte die beiden anderen Übel. Bedrückt spähte er zu der Ork-Feste hinauf, die auf der Bergkuppe brannte.
    Die Flammen erzeugten einen unheimlichen Lichtschein, der die Nacht rot färbte. Da oben ist mein Beuteanteil. Und meine Verpflegung. Alles nur noch Asche.
    Dass der General so ein Dickschädel war, machte das Leben nicht leichter. Unter General Voltar brauchten Angehörige des Stabes nie Lagerplätze inspizieren, dachte der Sustolum. Das ist eine Aufgabe für einen Murdanten. Als jüngster Offizier hatte er das Pech, seine Runde vor Tagesanbruch drehen zu müssen, da war die Nacht am kältesten.
    Gerade hatte er die Nordflanke des Berges hinter sich gelassen, als er eine Gestalt aus dem Wald kommen sah. Im düsteren Feuerschein konnte er einen dunklen Umriss sehen, der sich näherte. Für einen Ork wirkte die Gestalt zu klein. Der Sustolum zügelte das Pferd und beobachtete sie.
    Der Fremde überquerte die Wiese und hob sich auffällig vom Schnee ab. Taumelte er? Dann sank er in der Nähe einiger verschneiter Erdknollen zusammen und rief: »Bitte, hilf mir!«
    Der Sustolum staunte. Eine Frauenstimme. Er hatte Geschichten über Mädchen gehört, die sich wie Soldaten kleideten. Wahrscheinlich eine Regimentshure. Der Offizier grinste. Das Luder soll mehr Hilfe kriegen, als es erwartet.
    Die Frau hatte sich wieder aufgerappelt, blieb aber, wo sie war und wankte leicht. »Bitte, Herr, hilf mir!«
    Der Offizier lenkte das Pferd in ihre Richtung. Ihn bewegte mehr als bloße Neugier. Wenn sie schön ist, behalte ich sie vielleicht für mich. Nun schwankte die Frau nicht mehr. Sie wartete reglos auf seine Ankunft. Als der Sustolum sich näherte, konnte er sie etwas besser erkennen. Allem Anschein nach war sie gegen die Kälte gut gerüstet: Sie trug einen Kapuzenumhang und hatte einen weißen Schal ums Kinn gewickelt.
    Als nur noch wenige Schritte sie trennten, bemerkte er etwas Sonderbares auf ihrer Stirn. Doch er erkannte die wie eine Krone aussehende Narbe erst, als er die Frau erreichte und sie ihn anschaute.
    »Heda, du bist ja eine Gebrandmarkte.«
    »Reingefallen!«, schrie die Frau. Die verschneiten Erdhügel zerstoben. Orks, die sich unter schneebedeckten Tüchern versteckt hatten, sprangen auf. Der Sustolum griff nach seinem Schwert, doch eine riesige Pranke umklammerte sein Handgelenk. Im nächsten Augenblick flog er durch die Luft. Er prallte schwer er auf den Boden. Sofort war er von Orks umgeben. Eine Hand bedeckte seine untere Gesichtshälfte und verschloss ihm den Mund. Ein anderer Ork entwaffnete ihn, ein Dritter hielt ihn fest, während ein
Vierter seine Hände fesselte. Danach beugte sich die Frau über ihn und hielt einen Dolch an seine Kehle.
    »Einen Laut«, warnte sie ihn mit einer Stimme, die alles andere als mädchenhaft war, »und ich lasse dich von den Orks umbringen. Sie

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