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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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stellte sie erleichtert fest, dass ihre Vermutung stimmte: Die Söldner gruppierten sich rund um den Hügel. Schon flammten auf den unteren Terrassen erste Lagerfeuer auf. Bald war der Hügel von Feuern umgeben.
    Die Vorstellung, dass die Mütter sicher fliehen konnten, freute Dar. Aber wir kommen hier nicht ungesehen weg, dachte sie. Wir müssen uns den Fluchtweg freikämpfen.
    Dar zog sich mit den Orks in ein Hanmuthi im innersten Teil der Feste zurück. Dort zündete sie ein Feuerchen an und
briet etwas Pashi. Da sie den ganzen Tag über nichts gegessen hatte, war sie sehr hungrig. Der Duft der kochenden Wurzeln ließ ihren Magen knurren. Als das Pashi fertig war, sprach sie die rituellen Worte: »Dies ist Muth’las Geschenk«, und tischte es auf. Alle Anwesenden aßen schweigsam und wirkten wie in Gedanken versunken. Dar durchlebte erneut die Erinnerung einer Königin: Nir-yats Großmutter. Ihr inneres Auge füllte den Raum für eine Weile mit fröhlich essenden Orks. Dar wusste, dass einige der Kinder, die an diesem lange zurückliegenden Abend gelacht hatten, nun alte Mütter waren, die sich, während sie hier saß und aß, durch die Schneelandschaft kämpften.
    Den Rest der Mahlzeit verbrachte sie damit, ihren Plan zu überdenken, die Feste anzuzünden. Ein Scheiterhaufen in der Mitte des Gebäudekomplexes sollte als Erster angezündet werden: Sie hoffte, dass das Feuer sich schon ausgebreitet hatte, bevor der Feind den Brand wahrnahm. Wenn der erste Holzstapel brannte, sollten sich die Söhne aus dem Zentrum der Feste zurückziehen und dabei alle anderen Scheiterhaufen anzünden.
    Wenn alle Feuer brannten, konnte man sich an der Nordostseite der Feste treffen. Dort hatte man zurechtgeschnittenes weißes Leinen deponiert, das sie als Umhang tragen konnten. Wenn sie sich damit getarnt hatten, würden sie den Hügel über einen anderen Weg verlassen als die Mütter. Irgendwo mussten sie dann die feindlichen Linien durchbrechen …
     
    Mitternacht war vorüber. Dar zündete das erste Feuer an. Sie hielt eine Fackel an einen mit Öl getränkten Lappen, der sofort blau-orange aufloderte und schnell die zerschlagenen Möbelstücke, Schlafmatten, Kleider, Lebensmittel, Deetpahis
und andere aufgestapelten Gegenstände entflammte. Sie beobachtete, wie der durch die offenen Fenster wehende Wind die Flammen in eine wirbelnde orangerote Säule verwandelte, die im Nu die Deckenbalken erreichte. Bald brannten auch sie. Als das Feuer sich ausbreitete, stand Dar wie erstarrt da und erlebte erneut ihre Vision von der in Flammen stehenden Feste.
    Jemand berührte sanft ihre Schulter. »Muth Mauk«, sagte Zna-yat. »Wir müssen jetzt gehen.«
    Dar begriff, dass er und sie die Einzigen waren, die sich noch in diesem Raum aufhielten. Die anderen waren gegangen, um weitere Brände zu entfachen. Sie durchschritten Gänge, die sich allmählich mit Rauch füllten, erreichten den Ausgang und traten in die kalte Nacht hinaus. Als Dar sich zur Terrasse aufmachte, stiegen über der Feste schon Flammen auf. Der fallende Schnee nahm einen roten Farbton an. Helle, aufsteigende Funken mischten sich mit den Flocken. Dar roch Rauch und brutzelnde Lebensmittel. Sie lächelte kurz und malte sich aus, welche Wirkung der Duft wohl auf ausgehungerte Söldner hatte.
    Auf der Terrasse hatten sich schon verschiedene in weißen Stoff gekleidete Söhne eingefunden. Dar wickelte sich ebenfalls ein und wartete. Während die Gruppe langsam größer wurde, überfiel sie die Sorge, der Brand könnte die Söldner zu früh wecken. Hoffentlich verwirrte die brennende Feste sie und verlangsamte ihre Reaktion.
    Als ihre Leute alle versammelt waren, wogten hohe Flammen zum Himmel empor. Alle Fenster waren hell erleuchtet und verliehen dem Komplex ein trügerisch festliches Aussehen.
    »Zna-yat, sei mein Auge, geh uns voran. Bleib im Dunkeln, wann immer es möglich ist, und wähle einen Weg, der
schwierig zu beschreiten ist, denn dort werden uns weniger Washavoki begegnen.«
    Zna-yat marschierte los. Dar folgte ihm dichtauf. Die Nordostseite des Hügels war der steilste Teil und wurde landwirtschaftlich kaum genutzt. Terrassenfelder gab es hier nur wenige, und den schmalen schneebedeckten Trampelpfaden, die sie miteinander verbanden, konnte man nur schwer folgen. Im Schatten der Brandhelligkeit konnte Dar kaum etwas sehen. Mehr als einmal verlor sie den Halt auf dem glatten Hang und wäre abgerutscht, hätte Zna-yat sie nicht gepackt und festgehalten.
    Als der Weg

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