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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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wären dabei nicht rücksichtsvoll. Nicke, wenn du mich verstanden hast.«
    So gut es möglich war, da eine Orkpranke sich auf seinen Mund presste und eine Dolchspitze seine Gurgel kitzelte, nickte der Sustolum.
    »Sag kein Wort. Erlaube dir kein Stöhnen. Am besten atmest du nicht mal zu laut. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Der junge Offizier nickte ein zweites Mal. Die Frau äußerte ein paar Worte in einer fremden Sprache, und die Orks ließen von ihm ab. Anschließend ging sie zu seinem Pferd und murmelte einige beschwichtigende Worte, bevor sie die Zügel ergriff. »Komm mit«, sagte sie zu dem Offizier und schlug die Richtung zum Wald ein.
    Von Orks umringt musste der Sustolum wohl oder übel gehorchen. Als sie zu den Bäumen gelangten, wandte die Frau sich erneut an die Orks. Sie schnitten Kiefernzweige ab und benutzten sie auf dem weiteren Weg, um ihre Spuren zu verwischen.
    Kurz darauf kam die wieder Frau zum Sustolum. »Wie heißt dein Pferd?«
    »Feindschlächter.«
    Seine Häscherin lächelte spöttisch. »Feindschlächter?«
    »Ja.«
    Die Frau streichelte dem Pferd die Nase. »Feindschlächter, du bist ein feiner Kerl, und ich bin sehr müde. Darf ich auf dir reiten? Ach ja, du bist ein guter Junge. Anständiger Kerl.«
    Obwohl die Frau offenbar mit Pferden glänzend umzugehen
verstand, verhielt sie sich beim Aufsitzen ungeschickt. Sobald sie im Sattel saß, sagte sie etwas zu einem Ork, und dieser nahm die Zügel. Während sie den Weg fortsetzten, döste die Frau im Sattel. Der Sustolum erkannte, dass sie nach Norden zogen. Er überlegte, ob die Frau möglicherweise die Ork-Königin war. Jedenfalls hatte sie ein herrisches Auftreten. Noch nie war er einem dermaßen gebieterischen Weibsbild begegnet. Tatsächlich fiel ihm zum Vergleich nur ein Mensch ein, der sich durch ein ähnliches Herrschaftsbewusstsein auszeichnete. General Kol persönlich.
     
    Dar ließ Zna-yat das Pferd führen, während sie im Sattel zu dösen versuchte. Aber unter solchen Umständen zu schlafen, war weder behaglich noch leicht. Sie nickte mehrmals ein, spürte aber immer Hände, die verhinderten, dass sie aus dem Sattel fiel. Vorwiegend schwebte sie an der trübseligen Grenze zwischen Träumen und Wachsein.
    Als der Himmel sich erhellte, stellte sie alle Bemühungen ein, Schlaf zu finden, und warf einen müden Blick auf den Gefangenen. Er machte nicht den Eindruck eines erprobten Soldaten. Er war eher ein Bürschchen, dessen Eltern es sich hatten leisten können, ihm ein Offizierspatent zu kaufen. Er erwiderte ihren Blick, wagte aber nicht zu sprechen.
    »Den Namen deines Pferds kenne ich«, sagte Dar. »Vielleicht sollte ich auch deinen Namen wissen.«
    »Dedrik, Majestät.«
    Dar grinste. »Du weißt also, wer ich bin.«
    »Ja. Was wollt Ihr von mir?«
    »Verrate mir, was ich wissen will, und du darfst noch weitere Sonnenaufgänge erleben. Andernfalls …« Es befriedigte Dar, Dedrik erbleichen zu sehen. Er wird reden, dachte sie.
    »Was wünscht Ihr zu erfahren?«

    »Wir unterhalten uns später. Bis dahin schweig.«
    Noch war es Vormittag, als Zna-yat plötzlich stehen blieb. »Ich rieche Urkzimmuthi.«
    Dar schaute umher. Auf der verschneiten Landstraße waren keine Spuren zu sehen, und in den Wäldern an den Seiten schien es außer Bäumen nichts zu geben. Da zerfiel mit einem Mal eine Schneewehe, und Sevren und Kovok-mah kamen zum Vorschein.
    »Bleibt wo ihr seid«, sagte Kovok-mah. Er meinte offenbar andere versteckte Orks. Dann wandte er sich an Dar. »Wir warten auf Washavoki, die den Müttern folgen. Sevren hat uns das beigebracht.«
    »Er unterrichtet euch gut«, antwortete Dar. »Ich konnte nicht erkennen, dass ihr da seid. Wo sind die Mütter?«
    »Sie rasten nicht weit von hier. Ich lasse dich von einem Sohn hinführen. Ich muss bleiben und mit Sevren reden.« Kovok-mah rief einen Namen. Hinter mit Schnee beladenen Kiefernzweigen zeigte sich ein Sohn.
    Er verbeugte sich. »Muth Mauk, deine Rückkehr freut uns.«
    »Auch ich bin froh, wieder bei euch zu sein«, antwortete Dar, »und sehne mich nach den Müttern.«
    »Ich bringe dich zu ihnen«, sagte der Sohn. Der Weg, den er nahm, führte kreuz und quer durch den Wald. Jemand hat ihn im Täuschen unterwiesen, schlussfolgerte Dar und fragte sich, ob Sevren dafür infrage kam oder Zor-yat, oder ob beide daran mitgewirkt hatten. Endlich betraten sie eine Senke, in der sich viele Mütter und Kinder wie Tiere im Winterschlaf zusammendrängten. Kein Feuer brannte,

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