Herrscher
Stimme klang bedrohlich.«
»Hast du verstanden, was sie redeten?«, fragte Dar.
»Sie redeten über einen Herrn. Dass der Herr unzufrieden ist.«
»Wie hat der General sich dazu geäußert?«
»Sehr unterwürfig, würde ich sagen; ein für den General ungewöhnliches Verhalten. Er hat beteuert, dass er sie aufspürt. Ich gehe davon aus, dass er die Orks meinte.«
Dar kam auf ihre Hauptsorge zu sprechen. »Hat Gorm ihm mitgeteilt, wo er uns finden kann?«
»Nein. Nur, dass er sich dringend bewähren muss. Und dass die Zeit knapp wird, hat er erwähnt.«
»Inwiefern?«
»Ich weiß es nicht, aber Gorms Stimme klang sowohl verärgert als auch bang.«
Dar brach die Vernehmung ab, um die Orks in das bisherige Ergebnis einzuweihen. Unterdessen richtete Zor-yat eine Frage an Dedrik. »Glaubst du, dass es Gorms Herr um die Zerstörung unserer Feste ging?«
»Nein.«
»Worum dann?«
»Um euren Tod.«
»Du kannst nur eines tun, Dar«, ergriff Sevren das Wort. »Schick Boten zu sämtlichen Ork-Sippen. Stellt ein Heer auf und lockt Kol in einen Hinterhalt. Die beiden Schildronen waren nur zu Erkundungszwecken unterwegs. Wenn sie nicht zurückkehren, geht er nach Norden. Die Mütter sollen ihn in eine Falle locken. Genau wie heute die beiden Schildronen werden wir auch sein restliches Heer niedermachen. Zauberei kann ein Schwert nicht hemmen. «
»Aber mein Sohn ist bei dem Heer«, rief Königin Girta.
»Es ist sein Heer«, erwiderte Dar. » Er hat diesen Krieg angezettelt.«
»Er ist nur ein Knabe, den Kol so irregeleitet hat wie mich«, antwortete Girta eindringlich und flehentlich. »Verschont ihn! Ihr müsst ihn verschonen.«
»Im Schlachtgetümmel herrscht Chaos«, sagte Dar. »Ich kann dir nichts versprechen.«
»Genauso ist es«, stimmte Sevren ihr zu. »Wenn das Blut schäumt, ist Gnade ein Fremdwort.«
»Er hat den Tod nicht verdient«, jammerte Girta.
»Wir haben ihn ebenso wenig verdient«, entgegnete Dar. Ein plötzlicher Einfall verlieh ihrem Gesicht einen freundlicheren Ausdruck. »Wir können den Krieg nicht beenden, aber dein Sohn ist dazu imstande. Er glaubt, wir hätten dich umgebracht. Beweise ihm das Gegenteil, und er macht mit dem Krieg Schluss.«
»Kol wird sie nicht in seine Nähe lassen«, wandte Sevren ein. »Eher erschlägt er sie.«
»Er hat mich schon einmal fast getötet«, sagte Girta und
berührte ihre verletzte Schulter. »Ich kann … ich kann unmöglich …«
Dar erkannte die Furcht in ihren Augen und wollte schier verzweifeln. So sehr sie ihren Sohn auch liebt, ihr graut vor Kol. Sie versuchte, Girta die Lage zu verdeutlichen. »Dann gibt es für deinen Sohn keine Hoffnung«, sagte sie. »Er wird mit den anderen sterben.«
Wie auf ein Stichwort streckte Zor-yat den Arm aus und tätschelte sanft Girtas Hand. »Falls wir seinen Leichnam finden«, sagte sie, »werden wir deinen Sohn ehrenvoll bestatten. «
Diese Bemerkung hatte zur Folge, dass Girta in Tränen ausbrach. Dar ließ sie ein Weilchen lang schluchzen, bevor sie ihr letztes Angebot unterbreitete. »Ich begleite dich. Wir verkleiden uns als Soldaten und machen deinen Sohn ausfindig. Vor den Augen des Königs kann Kol dir nichts antun.« Sie wandte sich an Dedrik. »Wüssten die Söldner, was du jetzt weißt: Würden sie lieber auf Kols Geheiß gegen die Orks kämpfen oder ihrem König gehorchen und heimkehren? «
»Sie leiden Hunger, und es gibt kaum Aussicht auf Beute. Sie würden frohen Herzens ihrem König gehorsam sein.«
»Hast du genug Mut«, fragte Dar die Königin, »um deinen Sohn zu retten?«
»Wenn du mich begleitest, werde ich den Mut finden.«
»Dann will ich es tun«, sagte Dar. »Ich muss diesen Krieg beenden.«
»Du kannst unmöglich in die Höhle des Löwen gehen«, rief Sevren, »wenn dort selbst Königin Girta um ihr Leben fürchten muss. Du bist die Erzfeindin.«
»Es ist das Wagnis wert«, antwortete Dar. »Haben wir Erfolg, ist der Krieg heute Abend zu Ende.«
»Muth Mauk, du setzt mehr als dein Leben aufs Spiel«, gab Zor-yat in orkischer Sprache zu bedenken. »Wenn du scheiterst, geht auch das Fathma verloren.«
»Das Fathma geht erneut verloren?«, fragte Muth-pah, die dem Gespräch zuvor nicht hatte folgen können. »Was sind das für Reden?«
Als Dar ihren Plan erläuterte, war die Matriarchin sehr erschüttert. »Deiner Niederlage würde ein verheerendes Verhängnis folgen. Es wäre wie damals, als Tarathank fiel. Wir hätten keine Königin, und die Washavoki könnten
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