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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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kümmern.«
    »Zu gütig, Majestät«, erwiderte Kol.
    »Komm, mir ist kalt.«
    Kol saß ab, überließ Donners Zügel einem Gardisten und folgte der Königin in den Palast. Sie führte ihn in einen großen Raum ihrer Gemächer. Durch ein Fenster hatte man Ausblick auf die Stadt. Im Kamin loderte ein Feuer, und ein Diener stand mit einem Krug erhitzten Würzweins bereit.
    Auf Girtas Geheiß füllte er zwei Becher. Die Königin wärmte sich an ihrem Trinkgefäß die Hände, bevor sie ein Schlückchen schlürfte. Tolum Kol trank gleichfalls einen Schluck und stieß einen Seufzer des Behagens aus.
    »Der Tag war kälter, als er zunächst aussah. Wir haben uns so wacker gehalten wie bewährte Soldaten.«
    »Ich bin im westlichen Tiefland aufgewachsen.«
    »Feldzüge haben mich in die dortige Gegend geführt. Die Winter sollen rau sein.«
    »Es stimmt, aber ich reite gerne während des ganzen Jahres aus.«
    »Dann müsst Ihr Euch in Taiben eingeengt fühlen.«
    »Bisweilen, ja. Ich glaube, die Frauen, die du kennst, führen ein abenteuerlicheres Leben.«

    »Ich kenne keine Frauen«, log Kol. »Ich habe zwar Schwestern, aber ich habe sie seit Jahren nicht gesehen. Ein Soldat muss sich mit einem unsteten Dasein zufriedengeben. «
    »Aber es haben doch Frauen in eurem Regiment gedient. «
    »Gebrandmarkte Metzen! Ehrbare Männer blieben ihnen fern.«
    »Wieso?«, fragte Girta. »Weil es Elende waren?«
    »Ihr Unglück ging auf eigenes Verschulden zurück. Wenn es Frauen auszuheben galt, haben die Dörfer unweigerlich ihren Abschaum geschickt: Huren, Diebinnen und schlimmere Weibsbilder. Dennoch missfiel es mir, sie zu brandmarken. «
    »Warum habt ihr es trotzdem getan?«
    »Es geschah auf Befehl des Königs. Nicht gebrandmarkte Weiber flohen aus dem Regiment. Die Orks sind keine gutmütigen Herren.«
    »Dar hat das Gegenteil erzählt.«
    »Sie wusste, wie man sie günstig stimmen kann.«
    »Und wie hat sie es getan?«, fragte Königin Girta.«
    »Um das zu schildern, müsste ich gegen ein Verbot verstoßen. «
    »Also schlecht über sie sprechen?«
    »Ja, und zwar auf unsittlichste Art und Weise.«
    Offenkundig weckte Kol damit Girtas widerwillige Neugierde. »Beschreib, was es zu erzählen gibt. Ich will es hören. «
    »Meines Wissens sind Orkweiber menschlichen Frauen ziemlich ähnlich. Obwohl Orkbullen unsere Frauen für hässlich halten, betrachten sie sie durchaus nicht als abstoßend. «

    »Soll das etwa heißen, dass … dass …« Girta schüttelte sich.
    »Wie gesagt, es ist sittenwidriger Gesprächsstoff.«
    »Wie widernatürlich!«
    »Widernatürlich, aber keineswegs selten. Alle wissen wir von Schäfern, die Trost bei ihren Schafen finden. Einem lüsternen Ork kann eine Frau sich unmöglich widersetzen. Aber mit Dar verhielt es sich anders. Sie leistete keinen Widerstand. Ganz im Gegenteil.«
    »Ich kann es nicht glauben.«
    »Fragt irgendeinen Gardisten nach der Ork-Metze, Majestät. Sie wissen Bescheid. So nämlich nannte man Dar: Ork-Metze. Und sie trug diesen Titel voller Stolz.«
    »Soll das heißen, dass sie die Krone durch Hurendienste erlangt hat?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Hurerei hat ihr gewiss mancherlei Vorteile eingehandelt, doch ich bin der Überzeugung, sie hat viel mehr als ihre Gunst geboten.«
    »Was denn?«
    »Euer Reich.«
    Girta trank einen großen Schluck Wein. »Kannst du diese Mutmaßung näher erläutern?«
    »Orks sind zwar wilde und grausame Kämpfer, aber dumm. Wir Menschen haben seit eh und je den Verstand gebraucht, um sie uns untertan zu machen. Deshalb haben sie für uns und nicht gegen uns gekämpft. Dennoch bezweifle ich nicht, dass sie es nur widerstrebend tun. Ich vergleiche sie mit Hunden. Wir sind die Herren, aber sobald wir nicht achtgeben, springen sie uns an die Kehle. Ich glaube, Dar hat das Angebot unterbreitet, an uns Verrat zu verüben, wenn ihr dafür die orkische Krone zufällt. Man muss nur sehen, wie sie den Vertreter der Königin und deinen seligen Gemahl
getäuscht hat. Und durch den Vertrag, den du unterzeichnet habt, sind die Orks in den Palast gelangt.«
    »Wie sollte der Vertrag ihr von Nutzen sein?«, fragte Girta. »Sie lag doch im Sterben.«
    »Falls sie tot ist, hat sie keinen Nutzen davon. Doch allemal würde ich ein Auge auf die Ork-Leibwache haben.«
    »Dieselbe Leibwache, die nicht zu fürchten du den Prinzen lehrst?«
    »Furcht fordert Übergriffe heraus. Man sollte gelassen, aber wachsam sein.«
    »Ich habe auf jeden ein wachsames Auge.

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