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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Gedächtnis geblieben. Er betrug sich dem Prinzen gegenüber zwar fröhlich, doch ehrerbietig, und anscheinend verhalf seine Gegenwart ihrem Sohn zu frischer Munterkeit.
    Königin Girta winkte den Haushofmeister zu sich, der sofort
herbeieilte. »Wer ist der Mann, der mit dem Prinzen spricht?«
    Verächtlich kräuselte Lokung die Lippen. »Tolum Kol, ein Offizier niedriger Herkunft. Soll ich ihn verscheuchen? «
    »Nicht doch.« Königin Girta fühlte sich von der Überheblichkeit des Haushofmeisters noch mehr angewidert. »Er darf heute Abend an der Königlichen Tafel neben dem Prinzen Platz nehmen.«
    Lokung verdrehte die Augen. »Wie’s beliebt, Majestät.«
    Königin Girta behielt ihn im Auge, als er den Tolum in Kenntnis setzte, und sah ihren Sohn ein fröhliches Gesicht machen. Tolum Kol schaute in ihre Richtung und verbeugte sich anmutig, bevor er seine Beachtung von Neuem dem Prinzen schenkte.
    Das Bankett begann, sobald Königin Girta und der Prinz ihre Plätze eingenommen hatten. Lakaien trugen Speisen und Getränke auf, dann bedienten sie die anderen Gäste. Sitze an der Königlichen Tafel waren begehrt, am begehrtesten jene in der Nähe der Königin, da sie die Gelegenheit boten, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Gewöhnlich entwickelte es sich so, dass derjenige, der neben dem Prinzen saß, sich nicht mit ihm befasste, sondern mit der Königin.
    Tolum Kol dagegen benahm sich anders. Er unterhielt Königin Girtas Sohn mit Erlebnissen aus seiner Dienstzeit im Heer, die so lustig waren, dass sogar die Königin die Ohren spitzte, um sie mit anzuhören.
    Das Bankett endete, als Königin Girta aufstand, um zu gehen. Meistens schlief ihr Sohn dann längst, doch heute hatte Tolum Kols Zuwendung ihn hellwach gehalten. Gemeinsam mit den übrigen Gästen hatte sich Kol von seinem Platz erhoben.

    Nun sprach die Königin ihn an. »Es macht auf mich den Eindruck, Tolum, dass der Prinz den Umgang mit dir genießt. «
    Kol vollführte eine Verbeugung. »Er ist ein prächtiges Bürschlein, Majestät.«
    »Die restliche Hofgesellschaft hat davon nichts gemerkt. Im Allgemeinen missachtet man ihn.«
    »Mag sein, dass man ihn nicht wahrnimmt. Ein Knabe ist leicht zu übersehen, wenn man die Nase hoch in der Luft trägt.«
    Girta lächelte. »Ich glaube, Tolum, du triffst den Nagel auf den Kopf. Aber du hast ihn nicht übersehen.«
    »Ich bin ein Hahn unter Pfauen, Majestät. Ich tauge mehr als Unterhalter eines Knaben und weniger als Kumpan der Hochgestellten und Mächtigen.«
    »Dennoch ist ein Hahn nützlicher als ein Pfau. Reitest du, Tolum?«
    »Gewiss, Majestät.«
    »Dann finde dich morgen zur Mittagsstunde, wenn das Wetter schön ist, bei den Stallungen ein. Ich gönne mir gern Frischluft zu Pferd.«
    Kol verbeugte sich erneut. »Zu viel der Ehre, Majestät.«
     
    Kovok-mah brauchte kein Abzeichen und keine gesonderte Kluft, um als Minatri kenntlich zu sein.
    Seine Anwesenheit im Königinnen-Hanmuthi genügte. Während Dars Fest empfand er starke Befangenheit. Er aß wortlos und versuchte, Dar nicht zu oft anzuschauen. Das fiel ihm schwer, denn so, wie sie sich gewandelt hatte, machte sie auf ihn gehörigen Eindruck.
    Sie ist wahrlich unsere Muth Mauk, dachte er, als sie die Gäste bediente und sich voller Zuneigung mit ihnen unterhielt.
Er erinnerte sich noch an die wilde, schmutzige Washavoki, die er zum Baden hatte zwingen müssen, und staunte über das Ausmaß der Veränderung. Es ist Muth’las Werk.
    Dar war als Urkzimmuthi wiedergeboren worden, und das Fathma hatte sie zur Königin erhoben; dennoch war sich Kovok-mah dessen bewusst, dass ihr seine Sinne fehlten. Ihre Unbekümmertheit sprach dafür, dass sie offenbar nicht wahrnahm, wie sehr ihr Geruch ihre Gefühle verriet. Alle im Hanmuthi Anwesende rochen ihn, und obwohl sie jetzt schwiegen, würden sie hinterher darüber reden.
    Wieso weiß Dargu das nicht? Kovok-mah erwog, dass sie es vielleicht wusste, es aber vorzog, dem Althergebrachten zu trotzen. Sie hatte immer einen starken Willen. Er bereitete ihm tiefe Besorgnis, wohin solche Auflehnung vielleicht führte.
    Später machte Falfhissi die Runde, und nachdem er zum dritten Mal einen tüchtigen Schluck getrunken hatte, konnte er den Blick nicht mehr von Dar abwenden. Sein Liebesduft erfüllte das Hanmuthi, aber es scherte ihn nicht mehr. Er versank in lebhafte Erinnerungen an den Abend in Tarathank, als Dar seine Gefühle gern erwidert hatte. Ihm fiel ein, dass er mit feuchter, kühler Haut in einem

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