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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Mintari.«
    »Einen Mintari hast du schon?«
    »Hai. Es ist Kovok-mah.«
    »Ich erinnere mich an ihn. Du hast in seinem Schutz geschlafen. «
    »Hai«, sagte Dar. »Und nach der großen Schlacht waren wir gemeinsam unterwegs.« Nagtha-yats Miene änderte sich, und Dar vermutete, dass das Atur ihre Gefühle verriet. Rasch wechselte sie das Thema. »Ich habe mit deiner Tante Meera-yat geredet. Erst hat sie mir mit Ratschlägen geholfen, aber dann hat sie abgelehnt, sich weiter mit mir zu unterhalten.«
    Als Nagtha-yat nicht nach dem Grund fragte, nannte Dar ihn von sich aus. »Sie glaubt, dass ich die Königin aus dem Westen bin.«
    Bei dieser Mitteilung zuckte Nagtha-yat mit keiner Wimper. »Weil du aus dem Westen gekommen bist?«
    »Hai.«
    »Was soll es damit auf sich haben?«
    »Es gibt gewisse Sagen um die Königin aus dem Westen. Kennst du sie?«
    »Thwa.«
    »Es ist mein Wunsch, dass du mein Mintari wirst. Deine Erfahrungen wären für mich wertvoll. Doch zuvor muss ich dich warnen. Meera-yat befürchtet, dass meine Herrschaft Zerstörung über diesen Familiensitz bringt. Für sie bin ich ein Vorzeichen des Untergangs.«
    Nachdenklich musterte Nagtha-yat sie. »Du warnst mich,
damit ich mich vielleicht weigern kann, meinen Nacken für dich zu beugen?«
    »Ich will vermeiden, dass du deine Einwilligung nachträglich bereust.«
    »Obwohl Muth’la selten zu Söhnen spricht, weiß ich dies: Sie stellt einen oft vor schwierige Entscheidungen. Ich spreche nicht von mir, sondern von dir. Magst du diesen Familiensitz? «
    »O ja. Ich bin hier wiedergeboren worden. In diesen Mauern habe ich Zuneigung und Entgegenkommen gefunden. Früheren Königinnen verdanke ich schöne Erinnerungen an diese Stätte.«
    »Hai«, sagte Nagtha-yat leise. »Darunter sind auch Erinnerungen meiner Muthuri. Deine Augen haben eine sonderbare Farbe, und doch erkenne ich sie darin.« Kurz schwieg er. »Es kann so kommen, dass Muth’la dich vor eine schreckliche Wahl stellt. Geschieht es, dann wirst du, so glaube ich, eine kluge Entscheidung fällen. Und da ich es glaube, kann ich dir ohne Vorbehalte dienen. Wenn es dein Wunsch ist, beuge ich vor dir meinen Nacken.«
     
    Tolum Kol hatte alles gründlich vorbereitet und deswegen schon ein Geschenk dabei, als er sich das erste Mal mit dem Prinzen traf, um ihn in den Kampfkünsten zu unterrichten. Das Geschenk war ein sorgfältig geschmiedetes Schwert, das in den Abmessungen zwar der Körpergröße des Knaben angepasst, doch im Übrigen eine ebenso gefährliche Waffe war wie das Schwert an Kols Hüfte. Ohne viel Federlesens zog der Prinz die Waffe blank und schwang sie mit sichtlichem Vergnügen. Kol lächelte, während der Knabe einen Scheinkampf vollführte, mit der Klinge wild in der Luft fuchtelte.

    »Denk daran, es ist kein Spielzeug«, sagte Kol. »Mit dieser Waffe kann man so schnell töten wie mit jedem anderen Schwert.« Er schlug einen verschwörerischen Tonfall an. »Wenn du so damit herumfuchtelst, wirst du deine Mutter noch ängstigen.«
    Der Prinz zog eine Schnute. »Nimmt sie’s mir weg?«
    »Ich hoffe nicht. Du wirst schnell ein Mann werden, und ein Mann braucht ein Schwert. Und einen Dolch.« Kol holte einen Dolch für Erwachsene heraus, der beim Prinzen die gleiche Begeisterung auslöste wie vorher das Schwert.
    Kol begann den Unterricht. Nicht nur unterwies er den Knaben in bewährter Selbstverteidigung, sondern erzählte auch abenteuerliche Geschichten, die sich um Waffen drehten. Er verfolgte weniger das Ziel, ihn im Umgang mit dem Kampfgerät zu unterweisen, als die Absicht, ihn allgemein auf seine Seite zu ziehen. Aus seinen Beobachtungen und den Angaben seiner Mitverschwörer hatte er die Erkenntnis gewonnen, dass der Prinz Sehnsucht nach einem Vater verspürte. Nach allen Darstellungen war Kregant II. ein gleichgültiger, seinem Sohn ferner Vater gewesen, der schon vor dem Tod im Leben des Knaben nur eine Lücke hinterlassen hatte. Kol hatte vor, diese Lücke zu füllen; er umwarb den Prinzen, als wolle er eine Frau verführen.
    In der Tat machte Kols Lebensgeschichte ihn zu einem begabten Menschenverführer. Sein Vater war ein Rohling gewesen, der Flüche und Prügel kannte, aber keine Zuneigung. Als Kind hatte auch Kol sich nach väterlicher Liebe gesehnt, ähnlich wie ein Hungernder von Festessen träumt. Aus Enttäuschung war er gallig geworden. Kols Vater führte ein Wirtshaus, und da hatte Kol gelernt, herzlos mit Menschen umzugehen. Als er fortlief, war er

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