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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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marschierten sie in ordentlicher Formation hinaus.
    Für Girta sah es so aus als hätte sich ein Stück Erde vom Boden abgelöst und ginge fort. Der Abmarsch erleichterte sie, doch irgendwie beunruhigte er sie auch. Sie versuchte ihre zwiespältige Stimmung als töricht abzutun, doch vergebens.
    Ihr Vertreter trat neben sie. »Der Raum, in dem sie gehaust haben, muss gründlich geschrubbt werden«, sagte er. »Er ist völlig verrußt. Die Dielen kann man nicht mehr retten. Sie haben nämlich mit ihren Fußkrallen einen Kreis ins Holz geritzt.«
    »Gehen die Frauen, die die Orks bedienen, ebenfalls fort?«
    »Ja«, sagte Kol. »Es ist praktischer für sie, in der Kaserne zu wohnen.«
    »Ich möchte, dass sie komfortabel untergebracht werden. Es kann ja sein, dass Dar in vielerlei Hinsicht gelogen hat – aber sicher nicht in der Frage, wie das Militär Frauen behandelt hat.«
    »Denen wird’s schon gut ergehen. Dafür habe ich gesorgt. «
    »Die Orks werden doch nicht …« Girta errötete. »Sie werden sich bei den Frauen doch keine … Frechheiten herausnehmen, jetzt, da sie außer Sichtweite sind?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Kol. »Die Frauen werden sich nachts einschließen. Außerdem habe ich Angehörige unserer Garde in der Kaserne stationiert. Die Orks werden schon keinen Unfug anstellen.«
    »Deine Gründlichkeit freut mich«, sagte die Königin. Sie wollte sich gerade vom Fenster abwenden, als eine Gruppe schwarz gekleideter Männer in den Palasthof kam: Zwei
Dutzend Mann marschierten in einer doppelten Kolonne. Es waren jedoch nicht die Männer, die Girtas Beachtung fanden, sondern die kleine in Schwarz und Gold gekleidete Gestalt, die neben ihnen hermarschierte. Es sah aus, als dirigiere sie die Bewegungen der Gardisten. »Ist das mein Sohn?«
    »Ja, Majestät. Der Prinz drillt die Leibgarde.«
    »Seit wann tut er das?«
    »Er wird irgendwann König sein. Da muss er sich beizeiten daran gewöhnen, Männer zu kommandieren.«
    Girta sah, wie der blasse Wintersonnenschein sich im üppigen Gold auf der Uniform des Prinzen widerspiegelte. »Ich möchte nicht, dass er Soldat spielt.«
    »Die Männer der Königin sind keine Soldaten. Sie sind Beschützer. Es ist nur natürlich, wenn dein Sohn dich in Sicherheit wissen möchte. Immerhin ist sein Vater ermordet worden.«
    »Du brauchst mir nicht zu erklären, wer und was der Prinz ist. Ich bin seine Mutter.«
    Kol errötete zwar, doch sein Ausdruck blieb ruhig und bescheiden. Er verneigte sich. »Tut mir leid, wenn ich den Kleinen verwöhnt habe. Aber er wollte so gern etwas lernen. Es kommt nicht wieder vor.«
    Girta schaute kurz aus dem Fenster. Die Kolonne wechselte die Richtung. Sie hörte ihren Sohn in der Ferne etwas rufen, und die Männer schwenkten in eine andere Richtung. »Nein, nein, er soll nicht aufhören«, sagte sie. »Wenn er Spaß daran hat, kann es ihm auch nicht schaden.«
    »Stets zu Diensten, Majestät.«
    General Kol ist immer entgegenkommend, dachte Girta. Wieso habe ich trotzdem das Gefühl, dass ich nichts allein bestimme? Sie sah den letzten Ork, der das Tor passierte. Sie hatte
sich gewünscht, dass die Orks außerhalb des Palastes wohnten, und nun war es so weit. Sie hatte geglaubt, sie würde sich sicherer fühlen.
    Aber so war es nicht.
     
    Je näher Zna-yat und Sevren dem Pass kamen, umso höher lag der Schnee. Ihr Ziel war zwar sichtbar, doch fern – ein schmaler Einschnitt in einem fast senkrecht verlaufenden Bergrücken.
    »Das haben die Urkzimmuthi gemacht?«, fragte Sevren in dem Versuch, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Hai.«
    »Warum?«
    »Weil sie Narren waren.«
    Sevren ritt eine Weile schweigend neben ihm her. »Was war das Närrische daran?«, fragte er dann.
    »Sie haben geglaubt, die Washavoki seien das Töten leid. Das Große Washavoki wollte Sandeis haben, gelbes Eisen, Holz und sogar Pashi. Es wollte Kupfer, Eisen und Milchstein dagegen tauschen.«
    »Schwere Güter«, sagte Sevren. »Deswegen habt ihr die Straße gebaut?«
    »Hai. Einige Washavoki haben geholfen.«
    »Und was ist dann passiert? Die Straße wurde nicht oft benutzt.«
    »Das Große Washavoki starb. Sein Sohn wurde das neue Große Washavoki.«
    »Kregant der Zweite.«
    »Ich kenne seinen Namen nicht. Ich weiß nur, dass es lieber Dinge wegnahm statt sie zu tauschen. Dann waren keine Wagen mehr auf der Straße. Nur Söhne, um für das Große Washavoki zu töten.«

    »Ich wollte seinem Vater dienen«, sagte Sevren. »Doch als

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