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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sie herrschten, haben unsere Söhne selten getötet. Doch nach der Krönung des letzten Großen Washavoki änderten sich die Dinge: Viele Söhne wurden gerufen, um für ihn zu töten. Der Schwarze Washavoki hat unsere Königin mit Zauberei dazu gebracht, ihm zu gehorchen.«
    »Hai«, sagte Muth-tok. »Aber die beiden sind tot. Jetzt herrscht die Muthvashi des Großen Washavoki. Du hast einen Vertrag mit ihr geschlossen.«
    »Sie hat den Eindruck erweckt, im Frieden Klugheit zu sehen«, sagte Dar. »Doch die Washavoki-Mütter werden von Söhnen regiert.«
    »Auch ihre Großen Mütter?«, fragte Muth-smat.
    »Hai. Außerdem weiß ich nun, wer ihr Ratgeber ist. Er ist bösartig und tötet gern.«
    »Wie kann sie regieren, wenn es ihr gleichzeitig an Klugheit mangelt?«, fragte Muth-smat.
    »Washavoki sind anders als wir. Sie haben kein Fathma. Die Krone wird vom Vater an den Sohn vererbt, ob er sie nun verdient oder nicht. Die Muthuri regiert nur, weil ihr Sohn noch zu jung ist. Wenn er älter wird, muss sie ihm die Krone übergeben.«
    »Was für ein Unsinn!«, sagte Muth-smat.
    »Die Washavoki haben nur Unsinn im Kopf«, sagte Dar. »Der Vertrag, den wir mit ihnen geschlossen haben, ist klug, denn er bringt uns Frieden. Ich glaube allerdings, dass sie irgendwann vielleicht verlangen, dass unsere Söhne wieder für sie töten. Ich werde es nicht erlauben. Es sind schon zu viele Söhne gestorben.«
    »Wenn wir den Washavoki unsere Söhne verweigern, greifen sie uns vielleicht wieder an«, sagte Muth-yat.
    »Ich glaube, du hast recht«, erwiderte Dar. »Sie werden
über die Straße kommen, die von hier nach Taiben führt. Wir müssen uns etwas ausdenken, das sie aufhält.«
    »Die Stein-Sippe hat die Straße gebaut«, sagte Muth-tok. »Damals war meine Großmutter Matriarchin. Sie hatte eine Vision. Der Geist ihrer Großmutter ist ihr erschienen und hat sie gefragt, warum sie ein Tor bauen lässt, das man nicht schließen kann. Meine Großmutter wusste, dass sie damit den engen Pass meinte, weil er einem Tor gleicht. Nun wisse: Wir können das Tor schließen.«
    »Und wie?«, fragte Dar.
    »Auf den Höhen über dem Pass haben wir mehrere tiefe Löcher in den Fels gebohrt. Sie wurden ausnahmslos versiegelt und getarnt. Wenn man die Tarnung entfernt und die Löcher mit Wasser füllt, gefriert das Wasser und sprengt das Gestein. Dann kann man es in die Tiefe stürzen lassen und den Weg unpassierbar machen.«
    »Gibt es keinen anderen Weg von hier nach Taiben?«, fragte Dar.
    »Doch«, sagte Muth-yat. »Man nennt ihn die Alte Straße. Aber niemand verwendet sie. Sie ist lang und gefährlich, besonders im Winter. Fuhrwerke können sie nicht befahren. Deswegen wurde die Neue Straße gebaut.«
    »Ich möchte, dass du nach einigen Söhnen schickst, die den Pass, falls nötig, schließen, Muth-yat. Ich möchte vorbereitet sein.«
    »Ich kümmere mich darum, Muth Mauk.«
    »Deine Reise nach Taiben dürfte gefährlich werden«, sagte Muth-jan.
    »Das wird sie mit Sicherheit«, sagte Dar. »Doch bisher hat Muth’la mein Leben erhalten, und ich glaube, dass ich so lange leben werde, bis meine Aufgabe erfüllt ist.«

     
    Nach einer auf der Wache verbrachten Nacht schlief Sevren bis zum frühen Nachmittag. Nach dem Aufstehen begab er sich zu Thamus’ Haus, um sich nach dem Mädchen zu erkundigen.
    Der Sandeishändler wirkte erschöpft, als er ihm die Tür öffnete. »Welchen Dämon hast du mir da nur aufgehalst?«, fragte er. »Seit du gegangen bist, hatte ich keine ruhige Minute mehr.«
    Sevren hörte hinter einer verschlossenen Tür jemanden klopfen. »Hast du sie nicht an einen Stuhl gefesselt?«
    »Doch. Sie hat ihn umgekippt und schlägt mit dem Kopf gegen den Boden.«
    »Hast du sie gefüttert?«
    »Mein Essen hat ihr nicht geschmeckt – dafür aber meine Hand.«
    »Ich nehme an, sie hat nichts gesagt.«
    »Kein Wort. Nur eins hat sich verändert: Das Zucken in ihrem Gesicht hat sich verschlimmert. Und jetzt sabbert sie auch noch.«
    Sevren seufzte. »Gehen wir zu ihr.«
    Thamus entriegelte die Tür zu einem kleinen Lagerraum. Sevrens Gefangene war fest an einen Stuhl gefesselt, die Füße an die Stuhlbeine, die Hände auf den Rücken. Sie hatte den Stuhl umgekippt und schlug mit dem Kopf auf den Boden. Thamus hatte versucht, den Boden mit einer Wolldecke zu polstern, doch durch das sture Klopfen der Kleinen war sie nun blutig.
    Sevren schaute in ihre Augen und sah nur ein kaltes Nichts.
    »Wer ihr das auch angetan hat«,

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