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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sagte Thamus, »hat sich einer Abscheulichkeit schuldig gemacht.«
    »Ich habe gedacht, der Bann lässt vielleicht nach«, sagte Sevren. »Aber das war wohl eine irrige Hoffnung.«

    Er wollte den Stuhl aufrichten, doch Thamus sagte: »Mach dir keine Mühe; sie wird ihn nur wieder umwerfen und sich vielleicht noch mehr verletzen.«
    »Ich muss noch etwas erledigen«, sagte Sevren. »Danach komme ich zurück und nehme sie mit.«
    »Lass sie bei mir. Die Wache wird nicht freundlich mit ihr umspringen. Sie macht zwar Ärger, aber sie tut mir auch leid.«
    »Ich wünsche dir Karms Segen«, sagte Sevren. »Du hast ein gutes Herz.«
    Er verließ Thamus’ Haus und ging zu den Stallungen der Wache. Dort besorgte er sich eine dicke Seilrolle, sattelte Skymere und ritt zur Leichengrube vor der Stadt. Als er sie erreicht hatte, fiel ihm auf, dass im Schnee keine Spuren zu sehen waren. Die kalte Luft roch nur nach einem Anflug von Verwesung. Welch ein Glück, dass jetzt kein Sommer war, denn dann verwesten die Leichen schnell.
    Sevren saß ab und ging an den Rand der Grube. Er hoffte, Othars geschwärzten Leichnam schnell zu finden, doch der war nicht unter den starr aus dem Schnee zu ihm aufschauenden Toten.
    Vielleicht liegt er unter dem Schnee. Oder unter anderen Leichen.
    Obwohl er es abscheulich fand, in die Grube hinabzusteigen, hatte er keine Wahl, denn er wollte in Erfahrung bringen, ob der Hofzauberer wirklich tot war. Er band das Seil an Skymeres Sattel und ließ sich zu den steif gefrorenen Toten hinab. Seine schaurige Suche erbrachte jedoch keine Spur von schwarzen Kleidern oder verkohltem Fleisch. Othar war weg, obwohl Sevren annahm, dass niemand den Leichnam freiwillig mitgenommen oder angefasst hätte. Mithilfe des Seils stieg er aus dem offenen Massengrab. Selbst als die
Grube längst hinter ihm lag, haftete ihr Geruch noch an ihm. Er schüttelte sich, doch nicht wegen des Gestanks, sondern weil er nun etwas noch Abscheulicheres wusste: Othar lebt!
    Sein Schluss schien jeder Logik zu trotzen. Doch war dies bei Hexerei nicht immer so? Othar befand sich nicht mehr in der Grube. Irgendjemand in dieser Stadt verstand sich auf Zauberei – jemand, der sich in einer Sänfte tragen ließ. Laut Valamar hatten Othars Leiche die Füße gefehlt. Die Sänfte war also keineswegs abwegig. Ebenso wenig wie einige andere Dinge. Doch auch die Schlüsse, die Sevren nun zog, gaben keinen Hinweis auf das, was Othar plante. Er wusste auch nicht, wem er von seinen Erkenntnissen erzählen sollte.
    Dar ist tot, und Königin Girta hat mich entlassen.
    Dars Schicksal hatte Sevren mit Grimm gegen die Orks erfüllt, deswegen war er kaum geneigt, sie zu warnen. Vielleicht konnte er den Leiter der Stadtwache informieren … Doch der lachte ihn vermutlich nur aus.
    Am Ende erzählte er außer Valanar niemandem etwas von seinen Mutmaßungen. Valamar lauschte seinen Worten jedoch ziemlich skeptisch und riet ihm anschließend, alles für sich zu behalten. Vielleicht war das ein guter Ratschlag.

31

    NACH DER VERSAMMLUNG der Matriarchinnen kehrte Dar in ihr Hanmuthi zurück, um mit Nir-yat zu sprechen. »Begleitest du mich nach Taiben, Schwester?« Nir-yat verbeugte sich. »Ich werde alles tun, was du befiehlst.«
    »Ich werde es nicht befehlen«, sagte Dar. »Du sollst mich nur begleiten, wenn du es selbst willst.«
    »Ich war noch nie in Taiben. Vor dir habe ich auch noch nie ein Washavoki gesehen …« Nir-yat hielt verlegen inne.
    Dar grinste. »Nicht ein; eine. «
    »Du wurdest wiedergeboren. Ich sollte dich gar nicht so nennen.«
    »Ich sehe aber noch immer wie eine Washavoki aus.«
    »Ach, Sevren habe ich ja auch gesehen. Sind alle Washavoki-Söhne so klein?«
    »Die meisten«, erwiderte Dar. »Klein, aber gefährlich. Unsere Reise wird auch gefährlich sein. Du sollst es wissen, bevor du antwortest.«
    »Ich möchte an deiner Seite sein, Schwester.«
    Dar lächelte. »Deine Worte erwärmen meinen Brustkorb.
Hol Thorma-yat, denn für unseren Besuch brauchen wir neue Kleider.«
    Als die Näherin kam, erläuterte Dar ihr, was sie benötigte. »Es gibt bei den Washavoki ein Kleidungsstück, das man Hemd nennt. Es bedeckt den Torso und die Arme. Davon werden Nir-yat und ich mehrere brauchen.«
    Thorma-yat schaute sie verdutzt an. »Warum wollt ihr denn so etwas anziehen?«
    »Um unsere Brüste zu bedecken«, sagte Dar.
    »Verschieben die Washavoki-Mütter ihre Kefe nicht, wenn ihnen kalt ist?«, fragte Nir-yat.
    »Sie tragen keine Kefe«,

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