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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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man hätte denken können, die Königin wolle Ayla damit zu einer unüberlegten Reaktion provozieren, wie zum Beispiel, sie eine Lügnerin zu nennen. Doch Mabb löste die Verschlüsse ihrer Robe und streifte sie seelenruhig von den Schultern, als störe es sie nicht im Geringsten, sich vor einer ihr im Grunde völlig fremden Person zu entkleiden. „Hast du dich nie gefragt, weshalb ich meine Flügel nicht in der Öffentlichkeit zeige? Warum sie stets verhüllt sind?“ Sie begann rabiat die Bänder ihres Mieders durch die Schlaufen zu ziehen, riss und zerrte daran, bis die Montur sich schließlich aufklappen ließ und den Blick auf ihre weiße Haut darunter freigab. „Niemand, nicht einmal meine Kammerzofen, sieht mich jemals komplett nackt. Es ist zu beschämend, trotz meiner bedeutsamen Bestimmung, und ich erlaube nicht, dass irgendjemand etwas über meine niedere, gewöhnliche Herkunft weiß.“
    Sie entledigte sich des nun lose an ihrem Oberkörper hängenden Kleidungsstückes und drehte sich langsam um, sodass sie Ayla den Rücken zukehrte. Der Anblick, der sich Ayla bot, ließ sie erschrocken aufkeuchen. Hier war der Beweis für Mabbs unfassbare Behauptung, hässlich an ihr herabbaumelnd, krumm und unförmig. Zwei mickrige Lappen weißer Haut, an seitlich hervorstehenden Knochen befestigt, an deren plumpen, abgerundeten Enden man sie zweifellos als menschlich erkennen konnte. Offensichtlich waren diese beiden „Flügel“ so verkümmert, dass sie sich kaum eigenständig bewegen ließen, denn Mabb griff mit der Hand danach und klatschte sie mit einer geübten Bewegung flach an ihre Schulterblätter, bevor sie sich wieder anzog.
    Ayla hatte es förmlich die Sprache verschlagen, schweigend und noch immer ungläubig starrte sie die Königin an, während diese ihre Robe überwarf, sie vorn zuschnürte und ihr Haar in Ordnung brachte, indem sie die beiden Messer zurück an ihren Platz steckte. Erst nachdem sie ihren Spiegel zurate gezogenund der ihr gezeigt hatte, dass alles wieder dort war, wo es hingehörte, wandte sie sich Ayla zu.
    „Du wirst mit niemandem darüber sprechen. Mir wird sicherlich bald ein schwerwiegendes Vergehen einfallen, dessen ich dich bezichtigen kann, um dich aus der Lightworld zu verbannen. Und dann bist du wieder das, was du schon immer warst, ein Nichts.“ Diese Feststellung schien ihre Stimmung deutlich gehoben zu haben. Beschwingt ging sie zu einer Wand hinüber und schob ein vorher nicht als beweglich erkennbares Stück der Holzvertäfelung zur Seite. „Du darfst gehen. Hier entlang. Damit du meine privaten Räumlichkeiten nicht auch noch auf dem Rückweg durchqueren musst.“
    Anstatt sich zu entfernen, stand Ayla wie betäubt da und rührte sich nicht von der Stelle. Ihre Füße wollten ihr einfach nicht gehorchen. Wenn sie Mabb jetzt von ihrer Verfehlung erzählte, die Gäis missachtet zu haben, würde sie ihr damit die Entschuldigung liefern, die sie brauchte, um sich ihrer zu entledigen. Entweder durch Verbannung, wie sie angedroht hatte, oder, wenn ihr gerade danach war, sogar, indem sie Ayla hinrichten ließe.
    Noch vor Kurzem hatte ihr diese Aussicht nicht annähernd so viel Angst gemacht, wie sie es jetzt tat. Der Bruch des Assassineneides wurde für gewöhnlich immer hart bestraft, und das vermutlich zu Recht. Lediglich zur Befriedigung von Mabbs Selbstgefälligkeit geopfert zu werden war jedoch etwas, das Aylas spärlicher, hart erkämpfter Stolz nicht zulassen konnte. Sie straffte die Schultern und verließ den Raum durch den Geheimgang, der sie zu ihrer Überraschung ganz in der Nähe der großen Halle der Gilde wieder ausspuckte. Von dort aus war es nicht mehr weit bis zum Ausgang des Palastgeländes.
    Die Straßen der Lightworld waren nahezu verlassen und die Stille beinahe gespenstisch. Um diese Zeit schlummerten die meisten Bewohner schon seit Stunden. Ayla wünschte, sie könnte dasselbe tun. Sie dachte an Garrets Bett, wie weich undwarm es gewesen war, wie sie darin so tief und fest geschlafen hatte, dass sie nicht einmal träumte. Es wäre so einfach, zu ihm zurückzugehen. Sich reumütig zu fügen, welche Strafe er ihr auch immer auferlegen würde, so sie denn nur schlafen könnte, bis er sich für etwas Angemessenes entschieden hatte.
    Aber er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie als seine Gefährtin keinen unbeaufsichtigten Schritt mehr tun könne, und daran zweifelte sie keine Sekunde. Außerdem, so lange sie bei ihm war, hieß das

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