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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Oder ich bin einfach nicht ihr Typ. Oder es war schlichtweg der falsche Zeitpunkt für die Begegnung zwischen ihnen. 
        Falls deine Skrupel also daraus resultieren, dass du Angst hast, Katja zu enttäuschen – vergiss es. Wie sagtest du so schön zu ihr: Grit hat dich nicht auf ihrem Plan. Und Katja hat dich nicht auf ihrem! 
       Aber es ging nicht nur darum, was Katja von ihr dachte, sondern darum, was richtig war. 
       »Ich fühle mich mies dabei. Die Art und Weise, wie das alles abläuft, gefällt mir nicht. Da könnt ihr sagen, was ihr wollt.«
       Volker beugte sich in seinem Stuhl vor und fixierte seine Schwester. »Janny«, sagte er eindringlich. »TAMAs verkauft seit fünfzehn Jahren Sportschuhe. Und es war von Anfang an ein hartes Geschäft. Erinnere dich. Begonnen haben wir mit einem Modell. Mit Opas alten, rostigen Werkzeugen haben wir die ersten Muster gemacht, in Jens´ Garage. Uns taten die Finger weh, weil wir noch mit der Hand genäht haben. Anschließend haben wir Türklinken geputzt, aber niemand wollte unseren Schuh kaufen. Alle haben uns belächelt. Puma, Adidas, Nike – das waren die Marken, die man kannte und wollte. Und wo stehen wir heute? Natürlich können wir mit den großen Marken nicht gleichziehen, aber wir haben die Möglichkeit, einen guten Schritt näher an sie heranzukommen. Du bist doch Geschäftsfrau. Du weißt, dass man Opfer bringen muss. In diesem Fall ist das Opfer leider das Gewissen. Aber glaub mir, das erholt sich wieder.«
       »Mag sein und du hast recht, was die Opfer betrifft. Aber im Moment ist mir das kein Trost.« 
     
     

17. Kapitel
     
     
     
    »Hallo Doktorin. Heute muss ich Sie belästigen. Sie wissen schon, das Audit naht.«
       »Hab davon gehört. Wie kann ich Ihnen helfen?«
       »Ich muss kontrollieren, ob auch im Labor das QM-System angewandt wird.
       Wo ist denn der Ordner mit den Arbeitsanweisungen?«
       »Ähm, soweit ich weiß, da – irgendwo.« Lydia wies unbestimmt auf ein Regal.
       Janny hob die Augenbrauen, ging zu besagtem Regal und suchte die Ordnerrücken mit den Augen ab.
       »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
       »Neun Monate.«
       »Und?« Janny grinste in sich hinein. »Schon mal eine Arbeitsanweisung gelesen?« Sie hatte den entsprechenden Ordner gefunden und zog ihn heraus.
       Lydia atmete tief ein und ließ die Luft geräuschvoll wieder entweichen. »Also, wenn Sie mich so genau fragen …«
       »Was ist mit den technischen Unterlagen?«, fragte Janny weiter. »Wo stehen die? Und wie sichern Sie Ihre Daten?«
       »Sicherungskopien?« Lydia fuhr sich nervös durchs Haar. »Ich denke, das macht die IT-Abteilung mit automatischen Back-ups.«
       »Nein, ich meine die Systematik. Haben Sie für jedes Projekt einen separaten Pfad eingerichtet? Ist das irgendwo dokumentiert? Wenn Sie zum Beispiel krank werden und jemand anderes müsste ein bestimmtes Untersuchungsergebnis finden. Könnte er das?«
       Lydia lächelte schief. »Mit etwas Geduld. Aber er müsste mich sowieso fragen, wo ich das Passwort versteckt habe, und da könnte ich gleich erklären, wie man die Datei findet.« 
       Janny hob entsetzt die Hände vors Gesicht. Zwar kam ihr die Information mehr als gelegen, doch ihr QM-Ich schüttelte sich dabei vor Grausen. »Lydia, erzählen Sie das bloß niemandem so.«
       »Ich habe einfach keine Zeit für solche Dinge«, murmelte die Wissenschaftlerin verlegen.
       »Diese Zeit müssen Sie sich nehmen. Das ist wichtig. Sie versauen sonst das Audit. Das würde Holst überhaupt nicht gefallen.« Janny winkte ab. »Aber was soll´s. Dafür bin ich ja jetzt da. Wir werden die Dinge in Ordnung bringen.«
       Lydia lächelte. »Sie sind nett, wissen Sie das?«
       Janny lächelte zurück. Sie durchschaute die Doktorin. »Ja, aber es wird Ihnen nichts nützen, mir Komplimente zu machen. So kommen Sie nicht um Ihren Teil der Arbeit herum.«
       Lydia zog ertappt einen Flunsch. »Ich hab´s nicht so mit Vorschriften«, gestand sie. »Dieser ganze Anweisungskram hält nur auf.«
       »Oberflächlich betrachtet ist das so. Aber sobald Prozessstörungen auftreten, sind sie Gold wert. Zum Beispiel, wenn plötzlich ein Gewebe permanent auf der Maschine reißt, dann ist es doch gut, wenn die Eingangskontrolle dokumentiert hat, dass der Hersteller gewechselt hat. Denn das könnte eine Ursache dafür sein, dass die Materialbeschaffenheit abweicht. Meinen Sie nicht?«
       Lydia

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