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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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wackelte mit dem Kopf. »Na ja«, murmelte sie. 
       »Ich habe übrigens von Katja gehört, dass der Präsentation des Plasmabeschichtungsprozesses jetzt nichts mehr im Wege steht. Da gab es ja wohl ein paar Schwierigkeiten.«
       »Also, Schwierigkeiten würde ich das nicht nennen«, schwächte Lydia ab.
       »Das war ein Paradebeispiel dafür, warum es Sinn macht, ein QM-System zu implementieren«, fuhr Janny unbeirrt fort. »Es sichert die Dokumentation im Arbeitsprozess.«
       »Ja, ja, ist schon gut«, brummte Lydia. »Ich hab´s verstanden.«
       Janny nickte. Und fragte sich dabei, was sie hier eigentlich tat. Sie hielt der Doktorin einen Vortrag über Prozessreproduzierbarkeit und Fehleranalyse, dabei war sie doch nur auf eines aus: Lydia einen Fehler unterzujubeln! Noch nie im Leben hatte Janny sich bei etwas, das sie tat, so schlecht gefühlt. Sie verfluchte sich, Volker und Jens. - Und machte trotzdem weiter.
       »Und übrigens. Dein Passwort solltest du dir merken und nicht auf einen Zettel schreiben, den du unter die Schreibtischunterlage schiebst«, sagte Janny. Sie ging bewusst zum Du über, um noch mehr Vertrauen aufzubauen. 
       »Ich bitte dich. Das kennst du doch«, nahm Lydia das Du sofort und unkompliziert auf. »Überall muss man heutzutage ein Passwort haben. Beim Homebanking, beim Interneteinkauf, im Chat. Wer soll sich das denn alles merken? Aber ganz so leichtsinnig bin ich dann doch nicht.« Lydia zwinkerte Janny zu. »Ich hab´s unterm Stuhl kleben. Clever, oder?«
       Janny seufzte. »Ja, ziemlich.« Wenn du verrückte Nudel es für dich behalten würdest. »Jetzt zeige mir mal das Versionsverwaltungssystem, in dem du deine entwickelten Programme erfasst und die Versionsänderungen dokumentierst.«
       Lydias Lächeln verzog sich zu einer schiefen Grimasse. »Ja, ähm, also das … da bin ich in den letzten Wochen etwas hinterher, sozusagen«, stotterte sie. Plötzlich kam Bewegung in sie. Sie stürzte zu ihrem PC. »Aber ich speichere Zwischenversionen, so ist es nicht.« Lydias Finger hantierten mit der Maus. »Hier.« Sie winkte Janny zu sich und deutete stolz auf den Bildschirm. »Das Plasmaprojekt. Es hat einen eigenen Pfad mit diversen Unterverzeichnissen. Eines für die gesicherten Quelltextversionen, eines für die Datenfiles und ein Arbeitsverzeichnis, in dem ich debugge. So mache ich das bei jedem Projekt.« Sie hüstelte kurz. »Mehr oder weniger.« 
       »Erklärst du einem Laien, was debuggen ist?«
       »Einfach gesagt kann ich mittels des sogenannten Debuggers mein Programm, also den Quelltext, schrittweise ablaufen lassen und so vorhandene Fehler diagnostizieren. Bevor ich den Quelltext kompiliere, also in Maschinencode übersetze, und den endgültigen Programmcode erzeuge.«
       »Verstehe«, meinte Janny. Die Tatsache, dass es ein sehr langgezogenes verstehe wurde, deutete jedoch darauf hin, dass ihr die Sache noch nicht ganz klar war. »Und wie erfolgt die Verbindung von Programm und Daten?« 
       Auch das erklärte Lydia bereitwillig. »Dafür sind im Programm Ein- und Ausgabeprozeduren implementiert, die in diesem Fall auf die Datenfiles zugreifen, bzw. in ein solches schreiben. Die Ergebnisse macht das Programm dann durch eine Auswertungsgrafik auf dem Bildschirm sichtbar.«
       »Klingt wahnsinnig kompliziert.«
       »Ist es nicht. Das Problem besteht nur darin, je komplexer das Programm, je schwieriger die Fehlersuche. Logisch. Irgendwann glaubst du, dir platzt der Kopf. Da denkt man an alles Mögliche, aber nicht an Dokumentation.«
       »In Zukunft wirst du das müssen«, ermahnte Janny die Doktorin. »Und du wirst sehen, am Ende ist es auch gar nicht so schwer. Du musst dir dafür eben auch eine Prozedur schreiben. Um es mal in deiner Sprache auszudrücken.«
       Lydia grinste. »Wenn du das so formulierst, klingt es für mich tatsächlich machbar.«
     
     
    ***
     
     
    Katja kam von einem kurzen Stelldichein bei Holst zurück. Zeit für die Mittagspause, stellte sie mit einem Blick auf die Uhr fest. Alexa wartete auch schon ungeduldig. Jannys Platz dagegen war immer noch leer. Aber das wunderte sie nicht. Dass Jannys Ausflug ins Labor von längerer Dauer sein würde, daran hatte Katja keinen Zweifel gehabt. Wer, wenn nicht sie, wusste schließlich, was für eine Chaotin Lydia war. Wahrscheinlich wusch Janny der Doktorin ordentlich den Kopf.
       Am besten, ich gehe nach der Mittagspause mal runter. Jemand muss Lydia ja

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