Herz auf Umwegen
einen Geheimbund gegründet zu haben.«
Alexa schmollte noch bis zur Mittagspause. Danach überwog die Erwartung darauf, was ihr Krankenbesuch bei Grit an Neuigkeiten ergeben würde. Je mehr es dem Feierabend zuging, umso hibbeliger wurde sie, und irgendwann hielt sie es gar nicht mehr aus. Eine halbe Stunde vor Schluss verabschiedete sie sich mit einer »wichtigen Erledigung«.
Damit erinnerte sie Katja daran, dass auch sie noch etwas erledigen musste. Etwas, das sie aus ihrem Gedächtnis verdrängt hatte, aber nun, zurück in der Firma, konnte sie das Problem nicht länger ignorieren. Das Problem, das Lydia hieß. Katja hatte die Doktorin noch nicht gesehen. Scheinbar verkroch sie sich immer noch in ihrem Kabuff. Und das konnte für die am Freitag angesetzte Präsentation nichts Gutes bedeuten.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch machte Katja sich auf den Weg in den Keller. Die Tür zum Labor war nur angelehnt. Katja zog sie auf, betrat das Labor – und blieb verblüfft stehen. Von dem sonst üblichen Durcheinander fehlte jede Spur. Es war nicht nur aufgeräumt. Die Regale, sonst Sammelstelle für alles, was mal eben abgelegt wurde, wirkten wie ein gut geordnetes Lagersystem. Auf dem Schreibtisch, der normalerweise von Ordnern und Büchern überquoll, herrschte gähnende Leere, abgesehen vom PC und der zugehörigen Tastatur. Sogar der Fußboden blitzte.
Katja ging zwischen zwei Regalen hindurch in den dahinter liegenden Teil des Raumes, wo die Plasmaanlage stand.
»Lydia?«, rief sie fragend in den Raum. »Wo bist du?« Lieber Gott, flehte sie dabei still in sich hinein, lass das hier keine Verzweiflungstat sein, sondern ein gutes Omen. Dann durchfuhr sie ein erschreckender Gedanke. Lydia hatte es nicht geschafft, das Experiment zu wiederholen, musste ihr Versagen bei Holst beichten und der hatte die Doktorin kurzerhand gefeuert. Die Neubesetzung, wo immer Holst die auch so schnell auftreiben konnte, hatte erst mal aufgeräumt.
»Verdammt«, murmelte Katja vor sich hin. Ob ihr jetzt auch der Rausschmiss blühte? Zwar hatte sie der Chef nicht zu sich zitiert, aber das hieß noch nichts. Wahrscheinlich hatte er Wichtigeres zu tun. Die Präsentation abzusagen, ohne dass es dem Ansehen der Firma schadete, zum Beispiel. Oder blutdrucksenkende Mittel nehmen.
Katja seufzte ausgiebig. Sie hätte vielleicht doch hierbleiben und Lydia helfen sollen, statt in den Urlaub zu fahren. Insbesondere, wenn sie bedachte, zu welcher Katastrophe sich dieser entwickelt hatte. Zwar war nicht sicher, dass mit ihrer Hilfe das Experiment gelungen wäre, aber wenigstens hätte sie sich jetzt nicht vorwerfen müssen, Lydia im Stich gelassen zu haben.
»Buh«, machte es da hinter Katja. Sie zuckte zusammen und fuhr herum.
Lydia lachte sie an. »He. Na, wieder zurück? Wie war der Urlaub?«
»Lydia, was … was machst du hier?«, stotterte Katja in ihrer Überraschung.
Die lachte noch eine Spur fröhlicher. »Schon vergessen? Das ist mein Labor.«
»Ja, es sieht nur nicht so aus.«
»Ach das.« Lydia winkte ab. »Das war das Geringste von allem.«
»Heißt das, du hast es hinbekommen?« Katja hielt den Atem an, wartete auf Lydias Antwort.
»Na selbstverständlich«, verkündete die Doktorin triumphierend, als hätte daran nie ein Zweifel bestanden.
Katja stieß erleichtert die Luft aus. »Oh, Gott sei Dank.«
»Möchtest du das Wunderwerk sehen? Ich kann einen Test fahren«, bot Lydia stolz an.
»Na los, zeig´s mir.«
Zwanzig Minuten später und sehr erleichtert nahm Katja, immer zwei Stufen auf einmal, die Treppe vom Keller nach oben. Schwungvoll öffnete sie die Tür zum Büroraum. Janny saß immer noch an ihrem Schreibtisch.
»Du bekommst wohl auch nicht genug?«, fragte Katja gut gelaunt.
»Und du scheinst in einen Honigtopf gefallen zu sein oder warum bist du plötzlich so fröhlich?«, spöttelte Janny.
»Ich war bei Lydia im Kabuff. Du erinnerst dich an das Problem die Präsentation betreffend?«
Der Spott verschwand aus Jannys Gesicht. Sie nickte ernst, aber stumm.
»Das Problem ist gelöst«, verkündete Katja strahlend. »Alles ist bestens. Lydia hat die Parameter und diesmal auch alles für die Nachwelt dokumentiert. Wir sind aus dem Schneider.«
Janny schien für einen Moment verwirrt, doch dann lächelte sie. »Das ist gut.«
»Gut? Das ist mehr als nur gut.
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