Herz auf Umwegen
Das ist fantastisch. Ich behalte meinen Job!« Katja ließ sich erleichtert auf ihren Stuhl fallen.
»Glaubst du wirklich, man hätte dich gefeuert, wenn die Präsentation schiefgegangen wäre?« Janny klang doch eher zweifelnd.
Zwei aufgeblasene Backen und hochgezogene Augenbrauen vorausschickend, meinte Katja: »Ich bin froh, es nicht darauf ankommen lassen zu müssen.«
***
Volker saß in seinem schwarzen Lederchefsessel und trommelte auf die Glasplatte des Schreibtisches. Janny und Jens hatten jeder in einem der weißen Polstersessel Platz genommen. Zwischen ihnen, auf dem runden Beistelltisch, hatte Janny einen Ordner abgelegt.
»Ich habe die Anträge für die Bank schon fertiggemacht. Ihr müsst nur noch unterschreiben«, sagte sie.
»Das ist nach wie vor keine Option für mich«, stellte Volker klar. »Wir waren uns doch einig, dass wir unter allen Umständen den Deal mit FORCE machen.«
Einig? Janny schüttelte den Kopf. Davon konnte wohl kaum die Rede sein. Aber selbst wenn. »Hast du mir nicht zugehört? Die Präsentation von AKTIV SPORTS wird erfolgreich sein. Die Entwicklerin konnte den Versuch wiederholen, und diesmal hat sie alles ganz genau notiert.«
»Im Computer oder auf Papier?«, schaltete Jens sich ein.
Janny zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht.«
»Finde es raus. Finde raus, wo diese Aufzeichnungen sind.«
Janny runzelte die Stirn. »Und dann?«
»Wirst du ein wenig mit den Zahlen spielen«, meinte Jens lächelnd. Er nickte Volker zu. Der nickte zustimmend zurück.
»Ihr wollt, dass ich die Aufzeichnungen manipuliere?«
»Hast du eine bessere Idee?«, fragte Volker.
»Ja.« Janny klopfte demonstrativ auf den Ordner neben sich. »Wir lassen es einfach, finden uns damit ab, dass wir von FORCE kein Geld bekommen, und wenden uns an die Bank.«
»Aufgeben?« Jens schaute sie missbilligend an. »Kommt ja gar nicht infrage.«
»Ihr spielt mit dem Job dieser Entwicklerin. Und vielleicht noch anderer Leute. Ist euch das klar?«
»Wenn sie so gut ist, machen wir ihr vielleicht ein Angebot«, feixte Volker.
Janny stand auf und nahm ihre Unterlagen. »Ich mach da nicht länger mit«, sagte sie und schickte sich an, den Raum zu verlassen.
»Wie du meinst«, vernahm sie Volker in ihrem Rücken. »Lass die Firma im Stich. Uns! Nach allem, was wir für dich getan haben.«
Janny hatte schon die Hand nach der Türklinke ausgestreckt. Sie verhielt mitten in der Bewegung und drehte sich um. »Das ist unfair«, wehrte sie sich. »Immer kommt ihr damit.«
»Bis jetzt hat´s noch jedes Mal gezogen«, grinste Volker.
»Diesmal nicht«, erwiderte Janny. »Das hier ist kein Gefallen wie sonst. Was ihr von mir verlangt, ist Sabotage. Was, wenn man mich erwischt?«
»Dann bist du nicht mal wegen Hausfriedensbruch dran, denn du hast einen Firmenausweis«, sagte Volker gelassen. »Man entlässt dich, na und? Was ist das schon? Es geht hier um die Zukunft von TAMAs.«
»Und damit auch um deine«, fügte Jens hinzu.
»Komm schon.« Volker stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum zu Janny, breitete lächelnd die Arme aus. »Wir drei, wir sind doch ein Team.«
Ich hasse es, wenn sie diese Tour abziehen.
Sich bei AKTIV SPORTS einzuschleusen und umzuhören, war eine Sache, aber Sabotage? Alles in Janny sträubte sich dagegen. Und dann war da noch ein Gedanke. Ein nicht ganz unwesentlicher.
Ich kann das Katja nicht antun.
»He, lass uns nicht betteln, Schwesterchen«, sagte Jens.
Immer wenn er sich seiner Sache sowieso schon sicher war, nannte er sie so. Janny seufzte. »Wir können doch einfach noch mal die Bank fragen.«
»Aber das bringt uns doch nicht weiter! So eine Gelegenheit wie mit FORCE kommt nicht alle Tage, und das weißt du.«
Zu Jannys Verdruss musste sie dem zustimmen. Leider. Sonst würde sie hier schon längst nicht mehr stehen. Auch Janny wusste, dass ein Investor und Geschäftspartner für die Entwicklung der Firma um Längen besser war als ein Bankkredit. FORCE bedeutete Image und Größe, die Bank nur Geld.
Und was bedeutet Katja? , fragte eine Stimme in ihrem Inneren und schlang damit eine schwere Kette um ihr Herz, schnürte es ein.
Katja bedeutete ihr etwas, sie mochte sie. Aber Katja schien das nicht zu bemerken. Vielleicht wollte sie es auch nicht merken.
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