Herz auf Umwegen

Wahrscheinlich hat jemand an der Reaktionskammer rumgespielt. Wenn ich herausbekomme, wer das war, kann sich derjenige warm anziehen. Katja, ruf beim CSI an, jemand soll kommen und das Ding auf Fingerabdrücke untersuchen.«
       Katja griente. »Lydia, CSI ist Fernsehen, das hier ist die Wirklichkeit.«
       »Dann besorgen wir uns die notwendigen Dinge übers Internet«, ließ Lydia nicht locker. Sie meinte es durchaus ernst.
       »Und wenn ihr doch irgendwo einen Fehler gemacht habt?«, warf Janny ein. Sie kam sich schändlich dabei vor. Schließlich wusste sie es besser.
       »Dann feuert uns Holst unter Umständen doch noch. Er hat sich diese Entscheidung noch vorbehalten.«
       »Ernsthaft?«
       »Oh ja.«
       Janny biss sich auf die Unterlippe. Sag´s ihr , verlangte eine drängende Stimme in ihr.
        Und dann?, begehrte eine andere auf. Wird sie mich für den Rest ihres Lebens hassen. Und natürlich würde Katja zu Holst gehen und die Schuldige nennen. Dem würde bei den Verhandlungen irgendwann auffallen, wofür TAMAs stand. Spätestens, wenn er die drei Namen der Inhaber erfuhr. Dreimal Talmann. Die Talmanns oder auch einfach TAMAs.
       Niemals würde AKTIV SPORTS mit einem Partner zusammengehen, der die Firma sabotieren wollte. FORCE würde sich unter diesen Umständen aber garantiert nicht nur einen anderen Partner suchen, sondern gleich beide Firmen ersetzen. So sehr Janny Volker und Jens diese Blamage gönnte, damit war niemandem geholfen. 
       »So ein Mist«, fluchte sie leise. 
       Katja bezog es auf sich und Lydia, weshalb sie Janny dankbar anlächelte. »Mach dir keine Sorgen, wir kommen dahinter, was los war, und dann klärt sich alles auf.«  
       Janny brachte ein gequältes Lächeln zustande. 
       »Aber jetzt köpfen wir erst mal eine Flasche Sekt«, verkündete Lydia und zauberte aus dem Minikühlschrank, der zur Aufbewahrung von Chemikalien diente, eine Flasche hervor. »Auch wenn die zum Anstoßen auf unseren Erfolg gedacht war. Zur Aufmunterung ist sie genauso gut.«
     
     
    ***
     
     
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass man bei FORCE seine Pläne geändert hat? Ich hätte die Katastrophe vielleicht noch aufhalten können.« Janny stand aufgebracht vor Volker. Der lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah sie verständnislos an.
       »Welche Katastrophe?«
       »Na, die Präsentation selbstverständlich. Ich hätte sie nicht manipulieren müssen.«
       »Aber das spielt doch eh keine Rolle mehr«, bagatellisierte Volker. Er schnipste ein imaginäres Staubkorn von der Schreibtischplatte. »Und so ein Patzer der anderen lässt uns besser dastehen. Also ist alles so, wie es sein soll.«
       »Du willst es nicht verstehen, oder?« Janny lief ärgerlich auf und ab. »Es macht mir keinen Spaß, die Leute zu hintergehen. Dass ich vorgebe, jemand anderes zu sein, ist schon schwierig genug für mich. Die Präsentation platzen zu lassen, damit Jobs zu gefährden, dafür schäme ich mich. Auch wenn du es nicht begreifst, das da bei AKTIV SPORTS ist mir nicht gleichgültig.« 
       Volker grinste. »Das da? Oder die neugierige Kleine, die in deinem Garten rumgeschlichen ist? Was willst du, sie scheint in dich verknallt zu sein.«
       Jannys Ärger kam ins Stolpern. Er löste sich in einem Gefühl gedämpfter Freude auf. Sie blieb stehen und lächelte unsicher. »Meinst du?«
       »Na hör mal, die steht auf dich.«
       Janny seufzte. »Bis sie die Wahrheit erfährt.«
       »Muss sie doch nicht.«
       »Aber ich kann doch nicht ewig inkognito bleiben. Irgendwann müssen wir Holst erklären, warum ich bei AKTIIV SPORTS gearbeitet habe. Er wird ganz richtig vermuten, dass wir ihn ausspionieren wollten. Und natürlich wird das die Runde machen. Katja wird mich hassen.« 
       Volker lächelte milde nachsichtig, wie man eben seine kleine Schwester anlächelte, wenn die etwas länger brauchte, um das Offensichtliche zu sehen. »Du leistest dort doch gute Arbeit, oder?«
       »Sicher.«
       »Wann ist das Audit?«
       »In zwei Wochen.«
       »Na also. Bis dahin bleibst du noch inkognito. Dann kommst du zu den Verhandlungen dazu und wir behaupten, schon vor einigen Wochen gerüchteweise von FORCEs Absichten gehört zu haben. Wir sagen, wir hätten uns ein Bild von unserem zukünftigen Partner machen wollen. Deshalb hättest du dort gearbeitet. Wir loben AKTIV SPORTS in den höchsten Tönen, und alle sind zufrieden.«
       Janny runzelte