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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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suchten und fanden die Datei mit den Eingangsparametern. Und das bedrückende Gefühl in Janny nahm zu. Es machte ihre Bewegungen langsamer und gab dem Zweifel eine lautere Stimme. 
        Du willst das doch gar nicht tun, Janny! Also warum sitzt du hier? Bis jetzt ist noch nichts passiert. Wenn du den PC ausschaltest, einfach gehst, kannst du morgen früh deinem Spiegelbild offen in die Augen schauen. Volker und Jens sagst du einfach, du hättest die Sache erledigt.  
       Ja, das war eine verlockende Idee. Sie hatte nur einen Haken. Wenn am Tag der Präsentation alles glatt lief, würden Volker und Jens den Schwindel aufdecken und sie aus der Firma werfen.
       Du hättest doch Jens die Sache überlassen sollen.  
       Janny starrte resigniert auf den Bildschirm vor sich. Druck, Temperatur, Zeitintervalle, Gasgemischanteile. Die Folge der Zahlen und Zusammensetzungen war endlos. Jannys Finger schwebten unentschlossen über der Tastatur, legten sich dann um die Maus. Langsam schob sie den Pfeil auf das weiße Kreuz in der roten Ecke rechts oben und klickte es an. Die Datei schloss sich.
       Bevor sie die Daten manipulierte, würde sie das Original kopieren. Unmittelbar nach der Präsentation musste sie es wieder aufspielen, um den Dateneingriff zu vertuschen. Janny setzte den USB-Stick ein. Wenige Handgriffe später zog sie ihn wieder ab und öffnete die Datei erneut.
       Diesmal zögerte sie nicht mehr. Willkürlich wählte sie die Zeilen, die sie aus der Datentabelle löschte. Als sie den PC ausschaltete, saß sie noch eine Minute still da. Dann stand sie auf und ging mit schnellen Schritten hinaus. Im Bauch das Gefühl, vom Ort eines Verbrechens zu fliehen.  
     
     

20. Kapitel
     
     
     
    »Bitte Katja, du musst mir helfen«, flehte Lydia. »Sieh mich doch an, ich zittere am ganzen Körper. Ich kann mich nicht vor all diese Leute stellen und reden. Allein der Gedanke treibt mir Schweißperlen auf die Stirn. Bitte, lass mich das nicht allein machen. Das stehe ich nicht durch.«
       Im Labor wimmelte es vor Menschen. Gemurmel erfüllte den Raum, Kamerablitze zuckten. Holst hatte für die Anwesenheit von Presseleuten gesorgt und gab ein Interview.
       Auch Katja war nervös. Aber nicht wegen des ganzen Zaubers hier. Lydias Aufregung befand sie als völlig überflüssig. Sie brauchten nur das Programm zu fahren, wie sie es am Mittwoch geprobt hatten. Da war alles perfekt gelaufen. Was sollte also schiefgehen?
       Katjas Nervosität hatte andere Ursachen. Ihre Augen suchten Janny. Seit sie die vorgestern Abend mit ihren beiden - hm, Partnern – allein ließ, war sie wie vom Erdboden verschwunden. Jedenfalls, was das Firmengelände betraf. Gestern nach der Arbeit hatte Katja mit dem Gedanken gespielt, noch einmal zu Janny nach Hause zu fahren, sich dann aber nicht getraut. Stattdessen hoffte sie, dass Janny an einem so wichtigen Tag wie diesem wieder da sein würde. Doch Janny erschien auch heute nicht. Nun spielte sich in Katjas Kopf ein ziemlich abenteuerlicher Film ab. 
       … Janny stand auf einem hohen Dach. Sie hatte einen armbrustähnlichen Schussapparat in der Hand, legte an und schoss einen Pfeil ab, an dem ein Stahlseil befestigt war. Der Pfeil sirrte mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die dunkle Nacht. Am Ende seines Fluges stand der Aufbau einer Klimaanlage auf dem Dach eines Geschäftsgebäudes. Das Geschoss bohrte sich in die Einmauerung, vier Widerhaken fuhren aus und verkrallten sich in den Beton …
       »Bitte Katja.« Lydias Stimme bettelte. »Du könntest doch den Prozess erklären und ich überwache das Programm.« 
       »Hast du Janny heute schon gesehen?«, erkundigte sich Katja abwesend. 
       »Nein, wieso? Hallo, hörst du mir zu?«
       »Ja, natürlich.«
       … Janny montierte eine Laufrolle am Stahlseil und schwebte, an dieser hängend, dreißig Meter über der Erde durch die schwarze Nacht. Fast sah es so aus, als würde sie gegen die Mauer prallen. Aber genau im richtigen Moment ließ sie los, kam mit den Füßen federnd auf dem Dach auf, lief zum Gitter der Klimaanlage, entfernte es und stieg mit raubkatzengleichen, geschmeidigen Bewegungen in die Öffnung …
       »Und, machst du´s?«
       »Was?«
       »Mensch Katja!«
       »Janny wird sich das hier doch nicht entgehen lassen«, meinte Katja, immer noch Ausschau haltend. 
       … Janny kroch durch einen engen Schacht, aus dem sie nach einigen Metern durch Herausnehmen eines

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