Herz auf Umwegen
achtlos auf die Garderobe. »Gerade richtig.« Sie wies zum Wohnzimmer. Ungewohnt nervös, wie Katja fand. Während sie rätselte, was wohl der Grund dafür war, durchquerte sie den Flur, kam an die Tür des Wohnzimmers – und blieb mit einem fassungslosen Staunen im Gesicht stehen. Mit halb offenem Mund starrte sie auf den Raum vor ihr.
»Was …« Katja suchte nach Worten, fühlte den sanften Druck in ihrem Rücken, mit dem Janny sie weiterschob. »Ist das hier ein Date?«, brachte Katja endlich heraus.
»Lass mal sehen«, sagte Janny dicht neben Katjas Ohr. »Ein Tisch gedeckt für zwei, dekoriert mit Rosenblättern und Kerzen – ja, ich würde sagen, das ist ein Date.« Sie stahl sich an Katja vorbei, streifte dabei leicht ihren Arm. Jetzt stand sie vor Katja und sah ihr direkt in die Augen. »Ist dir das unangenehm?«
Katja fühlte ihr Herz schneller schlagen. »Nein.« Sie räusperte sich, um den Frosch aus ihrem Hals zu bekommen. »Es kommt nur überraschend.«
»Dann setz dich doch einfach. So verdaut sich der Schreck leichter. Ich hole das Essen.«
Katja nahm den Rat an. So konnte sie ihre Hände unter dem Tisch verstecken, die nervös nach einer Beschäftigung suchten. Während ihre Finger ineinandergriffen und die Daumen nervös gegeneinander schlugen, folgte Katjas Blick Janny, die hinter dem Tresen der offenen Küche hantierte.
»Was gibt es denn?«, fragte Katja. Sie wollte keine peinliche Pause aufkommen lassen.
»Siehst du gleich.« Janny goss Nudeln in ein Sieb. Während sie abliefen, öffnete sie eine Flasche Weißwein, brachte sie zum Tisch und füllte die Gläser.
»Nun mach nicht so ein Geheimnis draus«, versuchte Katja es erneut.
»Einen Moment noch.« Janny verschwand wieder hinter der Theke. Sie schüttete die Nudeln in eine Schüssel, träufelte etwas Speiseöl darüber, rührte um. Dann tauchte sie ab. Es klapperte mehrmals. Katja hörte Janny vor sich hinmurmeln, bevor sie wieder auftauchte. Mit einer Auflaufschüssel in dick behandschuhten Händen kam Janny zum Tisch. Breit lächelnd stellte sie die dampfende Glasform darauf ab. »Voilà, Lachsauflauf.«
Katja betrachtete die Kreation fasziniert. Sie war nicht nur ein Augenschmaus. Der Duft, der in Katjas Nase stieg, verhieß ihren Geschmacksnerven viel Gutes für die kommenden Minuten.
»Das nennst du Kleinigkeit?«, entfuhr es ihr, und neugierig fragte sie: »Was ist da alles drin?«
»Lachs natürlich, Porree, Sahne mit frischen Kräutern, geriebener Käse«, zählte Janny auf. »Und ein paar frisch gebratene Garnelen auf dem Ganzen.«
Janny holte die Schüssel mit den Nudeln und setzte sich nun ebenfalls.
Katja bestaunte immer noch den Auflauf. »Machst du so was jeden Tag?«
»Ich koche oft, aber ich gebe zu, nicht mit diesem Aufwand.«
»Soll das heißen, du hast dir die Mühe für mich gemacht?«
»Ja.« Janny lächelte. »Ich will mich damit dafür entschuldigen, dass ich mich in den letzten Tagen etwas rargemacht habe. Du sollst nicht denken, ich gehe dir aus dem Weg.« Janny hielt inne. Katja merkte deutlich, wie sie zögerte. Janny nahm den Pastaheber und streckte die Hand aus. »Gibst du mir deinen Teller?«, fragte sie.
Katja tat es.
»Ich möchte dir einige Dinge erklären, bevor es offiziell bekannt gegeben wird«, sagte Janny, während sie Katja auffüllte. »Aber lass uns erst essen.«
»Offiziell bekannt gegeben?« Katja nahm den Teller mit den Nudeln entgegen. »Was meinst du denn damit?«
Janny schüttelte leicht den Kopf. »Nachher, ja? Nimm dir von dem Auflauf.«
Katja nahm die Kelle neben der flachen Glasschale. »Okay. Aber nur, weil dieser Auflauf so verdammt verführerisch aussieht.«
»Also dann, lass es dir schmecken. Stoßen wir an?« Janny hob ihr Glas.
Katja griff nach ihrem, hielt es Janny entgegen. »Worauf?«
»Auf unseren ersten gemeinsamen Abend.«
Katja zog ihr Glas etwas zurück. »Das ist nicht unser erster gemeinsamer Abend. Hast du die anderen beiden schon vergessen?«
»Nein, ganz und gar nicht. Aber das kann man wohl kaum miteinander vergleichen.« Janny zwinkerte. »Diesmal bist du freiwillig mit mir zusammen.«
Sie stießen an.
»Auch wenn es unfreiwillig war, ich war so froh, dass ich da draußen nicht alleine war«, gestand Katja.
»Ein weiterer Vorteil unseres heutigen Zusammentreffens – es
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