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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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hieß, grinste sogar. »Ist sie in dich verknallt?« 
       Janny lächelte schwach. »Nein.«
       »Warum mischt sie sich dann in Dinge ein, die sie nichts angehen?«, wollte Volker wissen. Sein Misstrauen hielt sich hartnäckig.
       Janny sah Katja an. Ihr Blick sagte, dass auch sie gerne eine Antwort auf diese Frage hätte. 
       Katja schwieg beklommen.
       »Scheint so, als wisse sie es selbst nicht«, meinte Janny schließlich. »In jedem Fall wird unser Besuch jetzt gehen«, erklärte sie rigoros und schob Katja an Volker vorbei Richtung Wohnzimmertür und weiter in den Flur.
       »Habe ich dich in Schwierigkeiten gebracht?«, fragte Katja dort beklommen. »Das wollte ich nicht.«
       »Mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung«, beschwichtigte Janny.
       »Wohl kaum«, erwiderte Katja. »Ich ahne zwar nicht, was ihr vorhabt, aber bei dieser Nervosität der Beteiligten ist es wohl nicht in Ordnung. Vielleicht sogar gefährlich?« 
       Janny schüttelte mit dem Kopf. »Nein, wirklich nicht«, versicherte sie. »Es ist nur …«, sie seufzte, »… schwierig.«
       »Pass auf dich auf«, bat Katja leise.  
     
     

19. Kapitel
     
     
     
    Volker und Jens waren nicht umzustimmen gewesen. Immerhin, Jens hatte angeboten, ihr die unangenehme Aufgabe abzunehmen. »Gib mir deinen Firmenausweis. Eine Gelegenheit, am Wachmann vorbeizukommen, finde ich schon. Und einen Rechner auch. Hauptsache, das Passwort stimmt.« 
        Warum hatte sie das Angebot eigentlich ausgeschlagen?
       Weil es keinen Unterschied mehr machte. Sie hatte das Passwort von Lydia geklaut, die Verantwortung für alles, was daraus folgte, lag damit bei ihr. 
       Janny schaute auf die Uhr. Halb neun. Das Büro lag menschenleer da, die Putzkräfte waren schon durch. In dieser Jahreszeit brauchte man auch um diese Zeit noch kein Licht, das ihre Anwesenheit verraten konnte. Es bestand also kaum eine Gefahr, dass sie gestört wurde. Aber selbst wenn jemand  hereinkam, konnte sie sich leicht damit ausreden, dass sie mit ihren Vorbereitungen fürs Audit zurücklag. Zu allem Überfluss war es also auch noch verdammt leicht, das hier zu tun. Wesentlich schwieriger würde es werden, ihr schlechtes Gewissen vor Katja zu verbergen.
       Einen Vorgeschmack darauf hatte sie in dieser Woche schon bekommen. Es war ihr schwergefallen, Katja aus dem Weg zu gehen. Doch ihr in die Augen zu sehen, noch mehr. 
       Als Katja gestern so unerwartet in ihrem Wohnzimmer stand, hatte Janny sich gefühlt, als stände sie auf einem selbstgebauten, wackligen Floß. Um sie herum in alle Richtungen bis zum Horizont nichts als Wasser. Sie wusste, es war ihre eigene Schuld, dass sie so weit hinaus aufs Meer getrieben war, und nun kam auch noch heftiger Wind auf. Das Floß begann zu schaukeln. Janny wusste, sie drohte, ins Wasser zu fallen. 
       Die Minuten, in denen sich das Gespräch hingezogen hatte, stand Janny unter äußerster Anspannung. Ein unbedachtes Wort von Volker oder Jens konnte sie jede Sekunde verraten. Aber alles ging gut. 
       Der Wind flaute ab. Das Floß lag wieder ruhig auf dem Wasser. Aber Erleichterung stellte sich nicht ein. Warum auch? Sie befand sich immer noch allein auf einem wackligen Floß weit draußen auf dem Meer.
       Janny verwünschte sich selbst. Ein weiteres Mal hatte sie Katja angelogen. Nicht direkt zwar, aber sie hatte deren falsche Schlussfolgerungen stehen lassen, was am Ende dasselbe war. Nun hielt Katja sie für eine Kriminelle. 
       Ironischerweise fühlte Janny sich in diesem Moment genauso. Das, was sie hier vorhatte, war Betrug. An Katja, an Lydia, an all ihren neuen Kollegen. Aber sie hatte keine Wahl. Volker hatte deutlich gemacht, was er von ihr erwartete. Der Grundsatz war einfach und galt, seit die Geschwister die Firma leiteten. Drei Köpfe, drei Stimmen. Wann immer sie Entscheidungen trafen, gab es eine Mehrheit. Und auch wenn man dieser nicht zustimmte, war die Entscheidung für alle bindend. Wenn sie die Entscheidung boykottierte, wäre ihre Rolle in der Firma zukünftig auf die einer Statistin reduziert.
        Also los jetzt, Janny! Bring es hinter dich.
       Sie loggte sich mit Lydias Passwort ein, suchte das Verzeichnis für das Plasmabeschichtungsprojekt und fand es dank Lydias ausführlicher »Einweisung« auch schnell. Janny verdrängte den quälenden Gedanken daran, wie sie Lydias Arglosigkeit ausnutzte, klickte sich runter zu dem Pfad mit den Datenfiles. Ihre Augen

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