Herz aus Eis
Handlungsweise verstehen und sie fast verzeihen; doch deine Handlungsweise verstehe ich nicht. Du magst dir einbilden, ich hätte dich deines Geldes wegen geheiratet; aber tatsächlich habe ich dich geheiratet, weil ich mich in dich verliebte. Ich schätze, ich liebte einen Mann, der nur in meiner Vorstellungswelt existierte. Du bist nicht dieser Mann. Du bist für mich ein Fremder, und ich will nicht mit einem Fremden zusammenleben.«
Kane funkelte sie einen Moment an und trat dann ebenfalls vom Schreibtisch zurück. »Wenn du dir einbildest, ich würde dich bitten, bei mir zu bleiben, hast du dich getäuscht. Du hast mir eine Menge Spaß gebracht, Baby, mehr, als ich mir von dir versprochen habe; aber ich brauche dich nicht.«
»Doch, das tust du«, sagte Houston ruhig und kämpfte die Tränen nieder, die ihre Augen trüben wollten. »Du brauchst mich mehr, als du weißt oder ahnst; aber ich kann meine Liebe nur einem Mann geben, der auch meinen Respekt verdient. Du bist nicht der Mann, für den ich dich gehalten habe.«
Kane ging zur Bürotür, öffnete sie und machte eine Handbewegung, die sie einlud, sein Haus zu verlassen.
Houston gelang es irgendwie, an ihm vorbeizugehen, durch den Korridor und dann hinaus in die Nacht. Sie dachte keinen Moment daran, ihre Kleider einzupacken oder etwas aus dem Haus mitzunehmen.
Eine Kutsche stand draußen in der Auffahrt.
»Du verläßt ihn, nicht wahr?« hörte sie Pamela Fentons Stimme aus der Kutsche.
Houston blickte zu der Frau hoch. Pamela Fenton hielt erschrocken den Atem an, als sie den Ausdruck auf Houstons Gesicht sah.
»Ich wußte, daß etwas Schreckliches passiert sein mußte. Der Arzt ist gerade bei meinem Vater. Er zitterte so heftig, daß ich fürchtete, er würde sich alle Knochen brechen. Steig ein, Houston. Ich habe jetzt ein eigenes Haus in der Stadt, und du kannst bei mir und Zach wohnen, bis du alles geregelt hast.«
Houston stand nur da und starrte die Frau an, bis Pamela ausstieg und Houston halb schiebend, halb ziehend, in das Fuhrwerk beförderte. Houston hatte keine Ahnung, wo sie sich überhaupt befand. Sie dachte nur immer daran, daß nun alles vorbei war — daß sie alles, was sie besaß, verloren hatte.
Kane stürmte in den großen Salon im ersten Stock, den Ian und Edan sich teilten. Edan saß allein in einem Sessel und las.
»Ich möchte, daß du feststellst, was Houston in den Kohlenminen treibt. Alles, jede Kleinigkeit.«
»Was möchtest du wissen?« fragte Edan und legte langsam sein Buch beiseite.
»Wann? Wie? Warum? Alles, was du herausbekommen kannst.«
»Sie verkleidet sich jeden Mittwochnachmittag als alte Frau, nennt sich dann Sadie und fährt mit einem Fuhrwerk voller Gemüse in das Bergwerkslager. In dem Gemüse sind Arzneimittel, Schuhe, Seife, Tee - eben alles versteckt, was sie darin unterbringen kann und die Frauen der Bergarbeiter dringend benötigen. Sie verkauft das Gemüse gegen Gutschein, die Jean Taggert anschließend, wenn Houston das Lager wieder verlassen hat, den Frauen zurückerstattet.«
»Du hast das alles gewußt und mir keinen Ton davon gesagt?« brüllte Kane.
»Du hast mich losgeschickt, um sie zu überwachen; aber du hast mich nie danach gefragt, was ich beobachtet habe.«
»Ich bin von allen verraten und verkauft worden! Erst von dieser verlogenen kleinen Schlampe und jetzt von dir. Und Fenton wußte genau Bescheid, was in seinem Lager vorgeht.«
»Wo ist Houston, und was hast du zu ihr gesagt?«
Kanes Gesicht wurde hart. »Sie hat soeben das Haus durch die Vordertür verlassen. Sie konnte die Wahrheit nicht vertragen. Sobald sie erfuhr, daß ich ihr kleines, hinterhältiges Komplott aufgedeckt habe, für das sie mich und mein Geld mißbrauchte, lief sie davon. Ich weine ihr keine Träne nach. Ich kann gern auf eine geldgierige miese . . .«
Edan packte Kane bei der Schulter. »Du engstirniger, hirnverbrannter Hundesohn! Diese Frau ist das Beste gewesen, was dir in deinem Leben begegnen konnte; und du Idiot hast so ein Brett vor dem Kopf, daß du nicht einmal siehst, was du hast. Du mußt sie zurückholen!«
Kane schüttelte seine Hand ab. »Einen Teufel werde ich tun. Sie war auch nicht besser als alle anderen; sie war nur eine Hure der teuersten Klasse.«
Kane sah nicht einmal die Hand kommen, die nun auf sein Gesicht einschlug und ihn zu Boden schickte. Edan stand über dem großen, dunkelhaarigen Mann, der sich das Kinn rieb.
»Weißt du was?« sagte Edan. »Ich habe jetzt auch genug
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