Herz aus Eis
kleiner Anstoß — daß Kane ihn noch mehr reizte —, und er konnte die Damen der Schwesternschaft verhaften lassen.
»Darf ich dein Telefon benutzen?« fragte Houston. »Ich muß ein paar Leute anrufen.«
Kapitel 25
Houston rief als erste ihre Mutter an und unterbrach Opal bei einem Heulkrampf. Nachdem es Houston gelungen war, ihre Mutter wieder einigermaßen zu beruhigen, ohne zu viele Informationen preiszugeben, überredete sie Opal dazu, ihr bei der telefonischen Benachrichtigung der Schwesternschaft zu helfen. Die einzige Stelle, die ihnen die Gewähr bot, daß sie nicht belauscht wurden, schien der Oberstock der Teestube zu sein.
»Wir treffen uns dort dann um zwei«, sagte Houston, ehe sie wieder auflegte und die anderen Mitglieder der Schwesternschaft anrief, die an das städtische Telefonnetz angeschlossen waren.
Als die Damen sich um zwei in Miss Emilys Salon versammelten, warfen sie alle schräge Blicke auf Houston. Zweifellos starben sie fast vor Neugierde, die wahren Gründe zu erfahren, die zu diesem spektakulären Massenauszug aus Kanes Haus in der vergangenen Nacht geführt hatten. Houston trat vor die versammelten Frauen hin, die wartend am Tisch standen.
»Gestern nacht ist mir eine sehr wichtige Information zu Ohren gekommen«, begann sie. »Jacob Fenton weiß davon, daß wir uns verkleiden und heimlich seine Bergwerkslager betreten. Wie weit er von unseren Aktivitäten dort unterrichtet ist, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Ich habe diese außerordentliche Versammlung einberufen, damit wir darüber beraten können.«
»Aber die Wächter wissen doch nichts davon, oder?« rief Tia. »Hat Fenton bis jetzt sein Wissen für sich behalten? Will er andere davon unterrichten? Wie hat er überhaupt davon erfahren?«
»Ich kann deine Fragen leider nicht beantworten, Tia. Mir ist nur bekannt, daß Fenton weiß, auf welche Weise wir uns in seine Kohlengruben einschleichen . . . und er hat gedroht, mich dafür gerichtlich zu belangen.«
»Dich?« keuchte Blair. »Warum ausgerechnet dich? Warum nicht alle, die mit unseren Fuhrwerken in die Gruben fahren?«
Houston blickte auf den Fußboden. »Das hängt mit einer persönlichen Sache zwischen meinem Mann und Mr. Fenton zusammen; doch ich glaube nicht, daß man mich verhaften wird.«
»Das können wir trotzdem nicht riskieren«, rief Blair. »Du mußt deine Fahrten in die Kohlegrube einstellen.«
»Moment mal!« rief Miss Emily. »Fenton muß doch schon lange von unseren Unternehmungen gewußt haben. Er hat das doch nicht erst gestern erfahren und ist dann in dein Haus gestürmt, um dir zu drohen. Habe ich recht, Houston?«
Houston nickte.
»Es geht mich zwar nichts an; aber ich glaube, ich gehe nicht fehl in der Annahme, daß die Erklärung von Fenton, er wisse von unseren Aktivitäten, nur eine von vielen kontroversen Themen gestern abend im taggertschen Haus gewesen ist.«
Houston nickte zum zweitenmal.
»Daraus schließe ich, daß Fenton unsere Tätigkeit für gar nicht so schädlich hält, wie du das zu befürchten scheinst, Houston. Vielleicht sorgte er deshalb sogar dafür, daß wir unbehelligt seine Lager betreten durften. Wenn mich nicht alles täuscht — und ich kenne Jacob gut —, wird er sich sogar im stillen über diese törichten Weiber amüsiert haben, die sich verkleiden und glaubten, ihn damit hinters Licht führen zu können. Ich plädiere dafür, daß wir unsere Besuche in den Lagern fortsetzen. Mir ist sogar wohler, wenn ich weiß, daß wir das im stillen Einvernehmen mit dem Eigentümer machen können.«
»Aber mir gefällt das nicht!« rief Meredith.
»Und wie willst du geheimhalten, was bereits bekannt ist?« fragte Sarah. »Fentons Drohung würde ich gar nicht so ernst nehmen, Houston. Er übersieht sowieso das meiste, was in seinen Kohlegruben passiert. Erinnerst du dich an den Gewerkschafter, der im vergangenen Jahr erschlagen aufgefunden wurde? Die offizielle Version lautete: >Tod durch eine oder mehrere unbekannte Personen.< Fenton wußte genau, wer den Mann umgebracht hatte; aber er wollte sich die Hände nicht schmutzig machen. Glaubst du, er unternimmt jetzt gerichtliche Schritte gegen die Töchter der einflußreichsten Bürger dieser Stadt? Mein Vater würde mir zwar zuerst das Fell gerben, doch dann würde er seine Schrotflinte nehmen und warten, bis Fenton aus seinem Haus herauskommt.«
»Wenn Fenton sich über uns amüsiert und wir unter dem Schutz des Mineneigentümers stehen — warum dann noch
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