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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Säubern von Samtstoffen suchte. Am Abend stank dann das ganze Haus nach Ammoniak; doch Houston konnte den zukünftigen Magazinlesern mitteilen, daß »zwei Teelöffel Ammoniak und zwei Teelöffel warmes Wasser, mit einer steifen Bürste aufgetragen« fast jeden Flecken aus Samt entfernten. Blair sagte, vielleicht würde sie diese Geschichte zum Leitartikel machen. Pam lächelte erfreut; doch Houston wußte, ihre Schwester hatte das nur ironisch gemeint.
    Das Schreiben lieferte Houston einen perfekten Vorwand, in ihren vier Wänden zu bleiben und sich nicht den Fragen der Stadtleute aussetzen zu müssen. Pam verließ oft das Haus, ohne jemandem zu sagen, wohin sie ging, und konnte so Houston auf dem laufenden halten, was man sich in der Stadt von Kane erzählte. An seinem Zustand hatte sich wenig geändert: er lebte nach wie vor allein in seinem Haus — ohne Dienstboten und ohne Freunde.
    »Und ohne seine Verwandten. Das sollte ihn glücklich machen«, sagte Houston. »Nun kann er ununterbrochen arbeiten, ohne daß ihn jemand stört.«
    »Sei nicht bitter, Houston«, sagte Pam. »Man soll nicht darüber klagen, was hätte sein können — das macht einen nur unglücklich. Ich weiß das. Was hältst du davon, wenn wir dieses Rezept in der ersten Ausgabe bringen: für einen Pfennig Blauholz und für einen Pfennig Seifenbaumrinde erhält man ein tadelloses Färbemittel. Ich habe damit meinen schwarzen Filzhut zweimal aufgefrischt. Sieht er nicht aus wie neu?«
    »Ja, natürlich«, sagte Houston geistesabwesend, während sie Tinte abscheuerte, die die Typen verklebte. Blair hatte ihr erzählt, daß die Typenhebel dauernd miteinander ver-klemmt waren bei den ersten Remington-Schreibmaschinen, die auf den Markt kamen. Als man nach der Ursache suchte, stellten die Fabrikanten fest, daß die Maschinenschreiber so schnell schrieben, daß die Mechanik nicht mitkam, und daher beschlossen sie, die Tastatur so kompliziert wie möglich zu machen. Sie verstreuten die am meisten verwendeten Buchstaben so über das Tastenbrett, daß der Schreiber mit den Fingern ständig weite Wege gehen mußte, und so wurde die Schreibgeschwindigkeit natürlich erheblich reduziert.
    Zwei Wochen, nachdem Houston Kane verlassen hatte, traf der Eisenbahnwagen, den Kane für Opal hatte anfertigen lassen, in Chandler ein und erregte beträchtliches Aufsehen in der Stadt. Opal kam mit tränenüberströmtem Gesicht zu Houston und redete eine Stunde lang davon, was für einen wunderbaren Mann sie verlassen habe und wie sie so etwas nur habe fertigbringen können. Und daß eine Frau ohne Baby keine Frau sei, und da Houston jetzt nicht einmal mehr einen Ehemann habe, wäre das alles so schrecklich, daß man gar nicht darüber nachdenken durfte.
    Houston gelang es schließlich, ihrer Mutter zu sagen, daß es Kane war, der sie nicht haben wollte, und nicht umgekehrt. Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit; aber warum sollte man nicht seine Mutter belügen, wenn man sie nicht anders beruhigen konnte?
    Houston kehrte an ihre Schreibmaschine zurück und versuchte nicht an das zu denken, was einmal gewesen war.
    Opal Chandler Gates bewegte sich langsam durch die Hachette Street auf die Villa Taggert zu. Eigentlich wollte sie nur in der Stadt einkaufen, und Mr. Gates hätte sich niemals darüber gewundert, warum sie ihr neues Kostüm mit dem Pelzbesatz und der dazu passenden Silberfuchskappe zum Einkaufen anzog. Männer verstanden nur selten die Bedeutung von Kleidern. Heute mußte sie den besten Eindruck machen; denn heute ging sie zu Kane, um ihn zu bitten, Houston zurückzunehmen — falls er sie wirklich aus dem Haus geworfen hatte, wie Houston durchblicken ließ.
    Houston konnte so unnachgiebig sein, überlegte Opal. Da war sie ihrem Vater so ähnlich. Bill konnte noch so eng mit jemandem befreundet gewesen sein; doch wenn dieser Jemand sein Vertrauen enttäuschte, hatte er ihm nie — niemals — verziehen. Houston verhielt sich nicht anders. Nach dem Schimpf, den Leander ihr angetan hatte, war er ihr so gleichgültig geworden, als lebte er auf einem anderen Stern.
    Und nun mußte etwas unternommen werden in dieser Sache. Opal war überzeugt, daß Kane etwas Schlimmes angestellt hatte, etwas Ungeschicktes und Primitives und Dummes. Doch das wiederum gehörte zu Kanes rührendsten Eigenschaften: Er war so ungeschliffen, wie Houston geschliffen war. Sie paßten perfekt zueinander, und Opal hatte vor, sie wieder zusammenzubringen.
    Sie klopfte an die

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