Herz aus Eis
schätze, ich habe mich an sie gewöhnt. Manchmal hätte ich sie dafür erwürgen können, daß sie mich zwang, etwas zu tun, womit ich gar nicht einverstanden war — doch jetzt. . . jetzt fehlen mir ihre Haarspangen, auf die ich so oft getreten bin. Es fehlt mir, daß sie mich und Edan bei der Arbeit stört. Es fehlt mir das Baseballspiel mit Ian und meinem Sohn. Ich vermisse . . .« Er stand auf, und sein Gesicht wurde dunkel vor Zorn. »Verdammt — wäre ich ihr nur nie begegnet! Ich war ein glücklicher Mann, bevor ich sie kennenlernte, und das will ich auch wieder sein. Geh und sag ihr, daß ich sie nicht zurücknehme, und wenn sie auf allen Vieren gekrochen käme.«
Kane stapfte den Pfad zum Haus hinauf, Opal ihm dicht auf den Fersen.
»Kane, bitte, ich bin eine alte Dame«, rief sie ihm nach in dem Versuch, ihn einzuholen.
»Damen werden doch nicht alt«, rief er über die Schulter. »Ich hätte bei meinen Dirnen bleiben sollen«, murmelte er. »Die wollen nur mein Geld.«
Opal holte ihn erst wieder in seinem Büro ein, wo er schon wieder hinter seinen Papieren saß. »Du mußt sie zurückholen.«
»Einen Teufel muß ich. Ich will sie gar nicht wiederhaben.«
Opal setzte sich auf einen Lederstuhl und fächelte sich Kühlung zu. Dabei schob sie verstohlen ihre neue Gesundheitskorsage zurecht, die mit dünnen Stahlstäben statt mit Walfischbein versteift war. »Wenn du die Hoffnung aufgegeben hättest, sie zurückzugewinnen, würdest du längst in einem Zug nach New York oder sonstwohin sitzen.«
Kane saß in seinem roten Ledersessel und blickte einen Moment stumm vor sich hin. »Ich weiß nicht, wie ich sie zurückholen soll. Wenn sie mich nicht meines Geldes wegen geheiratet hat, dann weiß ich nicht, warum sie mich überhaupt genommen hat! Frauen! Ich bin besser dran ohne sie.« Er sah durch seine Wimpern zu ihr hinüber. »Glaubst du, sie würde sich über ein Geschenk freuen?«
»Damit holst du sie nicht zurück. Nicht Houston. Sie hat die Moral ihres Vaters. Entschuldigungen und Liebesschwüre würden auch nicht helfen. Sie ist so unnachgiebig. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, sie wieder zum Einzug zu bewegen, und sie dir dann ein wenig Zeit ließe, könnte es dir vielleicht gelingen, sie davon zu überzeugen, daß du sie nicht nur geheiratet hast, um es diesem Mr. Fenton zu zeigen — dem du übrigens wirklich keinen Vorwurf machen kannst, weil er seiner Tochter nicht erlaubte, seinen Stallburschen zu heiraten.«
Kane öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu, ohne etwas zu sagen. Dann leuchteten seine Augen auf. »Ich weiß etwas; aber . . . Nein, das würde nicht klappen. Sie würde nie glauben, daß ich zu so einem hinterhältigen, üblen Trick fähig wäre.«
»Das hört sich gut an. Erzähl mir, woran du gedacht hast.«
Kane kam nur zögernd ihrer Aufforderung nach; doch zu seiner Verblüffung fand Opal seinen Einfall großartig. »Ladys!« schnaubte Kane leise.
Opal stand auf. »Jetzt muß ich aber gehen. Ach, fast hätte ich vergessen, dir den Grund zu sagen, der mich eigentlich hierhergebracht hat: Der Eisenbahnwagen ist eingetroffen, und ich kann ihn unmöglich annehmen. Es ist wirklich ein zu teures Geschenk. Du mußt es zurücknehmen.«
»Was, zum Kuckuck, soll ich mit einem pinkfarbenen Eisenbahnwagen anfangen? Du kannst doch darin reisen.«
Opal lächelte ihn liebevoll an. »Mein lieber Kane, wir haben alle unsere Träume; nur sind sie leider, wenn sie wahr werden, manchmal nicht so angenehm wie der Traum. Das Fahren mit der Eisenbahn macht mich sterbenskrank.«
»Nun, dann stell ihn irgendwo auf und veranstalte darin deine Teepartys. Bist du sicher, daß dieser Trick bei Houston ziehen wird? Ich weiß nicht, ob ich will, daß sie mir so etwas Zutrauen könnte.«
»Sie wird es tun, und ich denke, das wäre ein guter Verwendungszweck für den Eisenbahnwagen; nur könntest du ihn vielleicht in einer anderen Farbe streichen lassen.«
»Wenn du das Ding nicht annimmst, stelle ich es in deinen Vorgarten.«
»Wenn du mich schon damit erpressen willst . . .« sagte sie augenzwinkernd.
Kane stöhnte, als sie ihn auf die Wange küßte. »Ich habe das Gefühl, daß jetzt alles wieder gut wird. Herzlichen Dank für den Eisenbahnwagen, und wir sehen dich und Houston hoffentlich in der nächsten Woche beim Dinner. Leb wohl.«
Kane saß lange Zeit hinter seinem Schreibtisch und verdammte die Frauen im allgemeinen und die Ladys im besonderen.
Kapitel 26
Houston mußte ein
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