Herz aus Eis
und hob einen kleinen Koffer vom Boden auf. Houston wußte, daß dies sein Hochzeitsgeschenk an sie war, und sie hatte schon immer gewußt, was sich darin befand; hatte aber darauf gewartet, daß er es ihr selbst überreichen sollte. Und als er ihr nun Schmuck im Wert von einer Million Dollar in den Schoß schüttete, konnte sie nur daran denken, wie kalt diese Preziosen waren — so kalt, wie sie ich selbst innerlich fühlte.
Kane trat zurück und beobachtete ihre Reaktionen.
»Wenn du glaubst, du könntest mich damit kaufen . . .« begann sie.
Er schnitt ihr das Wort ab. »Verdammt noch einmal, Houston! Konntest du von mir erwarten, daß ich dir vor der Hochzeit etwas von meinen Plänen mit Fenton erzählte? Es war doch schon so schwierig genug, weil du sogar noch vor dem Altar in Westfields Arme sinken wolltest.« Er schwieg einen Moment. »Du kannst doch nicht leugnen, daß du Westfield heiraten wolltest, oder?«
»Es scheint nicht wichtig zu sein, was ich will. Du bist ein Experte darin, deinen Willen durchzusetzen. Du wolltest ein Haus haben, um damit Mr. Fenton zu imponieren; du wolltest eine Frau haben, um ihn damit zu beeindrucken. Dabei spielte es keine Rolle, daß dieses Haus Millionen kostete und die Frau ein menschliches Wesen ist mit eigenen Gefühlen. Für dich ist das eine Soße. Du mußt deinen Willen durchsetzen und wehe dem, der sich deinen Plänen zu widersetzen wagt.«
Kane verließ darauf wortlos ihr Schlafzimmer.
Die Juwelen funkelten und glitzerten in Houstons Schoß, und sie breitete eine Decke darüber, ehe sie aus dem Bett stieg.
Sie verbrachte die Tage mit Lesen in ihrem Salon. Die Dienstboten kamen zu ihr, wenn sie eine Frage hatten; doch sonst blieb sie dort allein. Sie hoffte nur, Kane würde endlich zu der Einsicht kommen, daß sie nicht mit ihm Zusammenleben wollte, und sie wieder freilassen.
Eine Woche nach ihrer Rückkehr stürmte er, Bankauszüge in der Hand, in ihren Salon.
»Was, zum Teufel, soll das denn bedeuten?« rief er. »Das Konto von Mrs. Houston Chandler Taggert ist mit den Kosten für Badesalz, zwei Meter Seidenband und der Telefonrechnung des taggertschen Hauses belastet worden.«
»Ich glaube, ich bin die einzige hier, die das Telefon benützt, und daher bezahle ich auch die Kosten dafür.«
Er setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel. »Houston, bin ich jemals knauserig gewesen in Geldsachen? Habe ich mich jemals darüber beschwert, daß du zuviel ausgibst? Habe ich auch nur einmal etwas gesagt oder getan, was dir das Gefühl gab, ich würde dir Geld vorenthalten?«
»Du hast mir vorgeworfen, ich hätte dich deines Geldes wegen geheiratet«, sagte sie kalt. »Da dir dein Geld so kostbar ist, mir aber nicht, darfst du es behalten.«
Er schien ihr darauf etwas entgegnen zu wollen; behielt es jedoch für sich. Er betrachtete wieder die Kontoauszüge und sagte nach einer Weile: »Ich werde heute abend nach Denver fahren und ungefähr drei Tage wegbleiben. Ich möchte, daß du in dieser Zeit hier im Haus bleibst. Ich will nicht, daß du irgendwelche Dummheiten machst — zum Beispiel einen Aufstand in den Kohlengruben anzettelst.«
»Und was machst du mit den unschuldigen Familien, wenn ich es doch täte? Willst du sie aus ihren Häusern in den kalten Schnee hinauswerfen?«
»Wenn du es noch nicht bemerkt haben solltest — wir haben immer noch Sommer.« Er ging zur Tür. »Du kennst mich offenbar sehr schlecht. Ich werde der Bank sagen, daß sie mir deine Rechnungen schicken soll. Kaufe dir, was du willst.« Damit ließ er sie allein.
Sobald er das Zimmer verlassen hatte, trat sie ans Fenster und blickte auf die Stadt hinunter. »Du kennst mich auch nicht besonders gut, Kane Taggert«, flüsterte sie. »Es gelingt dir nicht, mich in deinem Haus anzuketten.«
Drei Stunden später sah sie Kane mit seiner Kalesche fortfahren. Sie rief Reverend Thomas an, um ihn zu bitten, ein Fuhrwerk vorzubereiten; denn morgen würde Sadie die Little-Pamela-Kohlenzeche besuchen.
Kapitel 27
Als Sadie verkleidet, kutschierte Houston das Fuhrwerk den Hügel zur Kohlegrube hinauf, und als sie die Pferde um eine tiefe Pfütze in der Straße herumlenkte, die nach den schweren Regenfällen der letzten Tage noch nicht ausgetrocknet war, glaubte sie ein Geräusch auf der Ladefläche des Fuhrwerks zu hören. Im vergangenen Sommer hatte sich eine Katze unter der Plane versteckt, und sie war überzeugt, es waren auch wieder Katzenpfoten, die an der Zeltbahn kratzten.
Sie
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