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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Pam. »Er braucht eine Frau mit Ihrer Courage. Ich habe immer darauf bestanden, daß er mir nachlaufen sollte. Ich hoffe, Sie sind auf seinen Zorn vorbereitet. Er kann zuweilen ganz fürchterlich sein. Ich wünsche Ihnen alles Glück dieser Welt.«
    Houston war so überrascht von Pams Worten, daß ihr keine passende Antwort einfallen wollte. Einerseits ärgerte sie sich darüber, daß eine andere Frau ihren Mann so intim kannte, andrerseits war sie dieser Frau auch wieder dankbar für ihren guten Rat. Nur hörte diese sich so an, als habe sie freiwillig auf Kane verzichtet. War Kane der Liebende von den beiden, und hatte Pamela Fenton ihn nicht haben wollen?
    »Vielen Dank«, murmelte Houston und gab ihrem Pferd die Sporen.
    Sie begegnete niemandem mehr auf ihrem Ritt durch den Park, und als die letzten Häuser von Chandler hinter ihr zurückblieben, seufzte sie erleichtert.
    Nun kam der leichteste Teil ihrer Reise, so daß sie Zeit zum Nachdenken hatte, wie es nun in Kanes Haus zugehen mußte. Arme Blair! Sie hatte es wirklich gut mit ihr gemeint. Sie hatte geglaubt, Houston wollte Leander zum Mann haben, und war zu dem heroischen Opfer bereit gewesen, ihr Leben mit einem >Schuft< wie Kane Taggert zu verbringen. Vielleicht war Kane deshalb so empört gewesen, weil er spürte, Blair wollte ihn wie eine bittere Medizin schlucken, um ihre Schwester zu >entschädigen<.
    Nur hatte Kane dabei übersehen, daß die Gäste gar nicht gemerkt hatten, was bei der Trauung wirklich passiert war. Sie hatten das Ganze für ein Versehen gehalten, für einen Scherz, der keinem ernsthaft geschadet hatte. Und wenn Kane im Haus bei den Gästen geblieben wäre, hätte er am Ende wohl selbst darüber lachen müssen, und alles wäre verziehen gewesen — doch Kane mußte die Kunst, über sich selbst lachen zu können, erst noch lernen.
    Sie erreichte den Fuß der Berge und lenkte das Pferd den Pfad hinauf, auf dem sie schon einmal mit Kane geritten war. Als sie die Stelle erreichte, wo sie damals ihr Picknick abgehalten hatten, stieg sie ab und trank einen Becher voll Wasser. Über ihr ragte eine Bergwand auf, die ihr unüberwindlich erschien. Doch Kane hatte gesagt, seine Hütte stünde dort oben, und wenn er in seiner Hütte war, mußte sie auch dorthin gelangen können.
    Sie zog ihre Jacke aus, band sie am Sattel fest und suchte dann nach einem Pfad zwischen dem Gestrüpp und den Krummholzkiefern. Nachdem sie ein paar Minuten umhergewandert war und die Wand aus verschiedenen Blickwinkeln studiert hatte, entdeckte sie etwas, was man als Trampelpfad bezeichnen konnte. Er führte steil nach oben zu einer Felsenterrasse und verschwand dann zwischen den Latschen.
    Einen Moment fragte sie sich, was, zum Kuckuck, sie an ihrem Hochzeitstag eigentlich hier verloren hatte. Von Rechts wegen müßte sie jetzt in ihrem Hochzeitskleid mit ihrem Mann tanzen. Dieser Gedanke brachte sie wieder in die Gegenwart zurück. Ihr Mann befand sich dort oben auf dem Gipfel des Berges — vermutlich. Edan mochte sich auch geirrt haben, und Kane saß vielleicht in einem Zug nach Afrika. Wer konnte das schon wissen außer Kane?
    Dann tränkte sie ihr Pferd, band den Hut mit dem Schleier unter dem Kinn fest, damit er nicht verrutschte und sie vor der grellen Sonne schützte, und schwang sich wieder in den Sattel.
    Der Weg war viel beschwerlicher, als er von unten ausgesehen hatte. Zuweilen wurde der Pfad so schmal, daß die Zweige der Krummholzkiefern nach ihren Beinen griffen und sie Mühe hatte, ihr Pferd auf dem Trail voranzutreiben. Die Pflanzen, die hier aus den Felsen wuchsen, waren nicht die weichen, behüteten Gewächse eines städtischen Gartens. Diese Bäume mußten jeden Tag um ihr Leben kämpfen und weigerten sich, sich vor einem Menschen zu krümmen oder ihm gar Platz zu machen.
    Ein Dornenkronen-Kaktus, der an der Felswand emporrankte, griff nach ihrem geschlitzten Rock und riß ihn noch ein Stück weiter auf. Houston hielt das Pferd an, zog mehrere nagellange Dornen aus ihren Kleidern und entfernte ein Dutzend fette Kletten aus ihrem Haar und von ihren Ärmeln. Hatte sie sich nicht vorgenommen, so hübsch wie möglich vor ihm zu erscheinen?, dachte sie, während sie ein paar zerzauste Strähnen unter den Hut schob.
    Dann kam sie zu einer Stelle, wo der Pfad einen scharfen Knick nach rechts machte und der Himmel durch herabhängende Zweige und vorspringende Felsen verdunkelt wurde. Um sie herum sprossen Pilze von bizarrer Gestalt und in unmöglichen

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