Herz aus Eis
haben«, sagte er grinsend. »Hier oben bekomme ich nur selten Besuch.«
»Vielleicht liegt das an deiner Begrüßung«, antwortete sie und deutete mit dem Kopf auf die Schrotflinte in seiner rechten Hand.
»Willst du hereinkommen? Ich habe ein Feuer in der Hütte brennen«, sagte er mit sehr amüsierter Stimme — einer sehr angenehm enttäuschten Stimme, wie Houston hoffte.
»Danke, sehr gern«, sagte sie, und dann stieß sie plötzlich einen Schrei aus und sprang auf ihn zu, weil über ihr ein Ast im Wind laut knarrte.
Sie stand nun dicht vor ihm, und während er auf sie hinunterblickte, las sie eine stumme Frage in seinen Augen. Jetzt oder nie, dachte Houston, und nun hatte es auch keinen Sinn mehr, schüchtern oder keusch zu sein. »Du sagtest, du würdest zur Hochzeit kommen, wenn ich zur Hochzeitsnacht käme. Du hast deinen Teil der Abmachung erfüllt, und jetzt bin ich hier, um meinen zu erfüllen.«
Sie sah ihn an und wagte nicht zu atmen.
Da wanderten erst die verschiedenartigsten Gefühle über sein Gesicht, ehe er den Kopf zurückwarf und so laut lachte, daß er sogar den Donner übertönte. Im nächsten Moment trug er sie auf seinen Armen zur Hütte. Vor der Schwelle hielt er an und küßte sie. Houston klammerte sich an ihn und wußte, daß der beschwerliche Weg hierher sich gelohnt hatte.
In der kleinen, nur aus einem Raum bestehenden Hütte brannte ein lustiges Feuer in einem steinernen Kamin, der die hintere Wand gänzlich ausfüllte.
Kane hielt eine Decke hoch. »Ich habe hier keine Vorräte an trockenen Kleidern. Du ziehst dir die Sachen aus, während ich dein Pferd suche und es anpflocke.«
»Ich habe was zu essen mitgebracht«, rief sie ihm nach. »Die Sachen sind in den Satteltaschen.«
Als Houston allein in der Hütte war, begann sie sich auszukleiden. Als sie sich die nasse Unterwäsche von der kalten, klammen Haut schälte, blickte sie alle zwei Sekunden zur Hüttentür. »Feigling!« schalt sie sich leise. »Du hast eben deinem Mann einen Antrag gemacht, und nun mußt du auch halten, was du ihm so großspurig versprochen hast.«
Als Kane in die Hütte zurückkam, war Houston bis zum Hals in die Wolldecke eingewickelt. Nach einem raschen Blick auf sie und einem verständnisvollen Lächeln stellte Kane die prall gefüllten Satteltaschen auf den Boden.
Das einzige Möbelstück in der Hütte war ein großes, aus Fichtenbrettern gezimmertes Bett, auf dem ein buntes Sortiment von Decken lag, die alle nicht besonders sauber aussahen. An der Wand daneben war ein großer Berg aus übereinander gestapelten Konservenbüchsen, größtenteils Pfirsiche im eigenen Saft, wie sie auf einen Blick feststellte. Solche Büchsen hatte sie auch in Kanes Küche gefunden, als sie zum erstenmal sein Haus besichtigt hatte.
»Ich bin froh, daß du Proviant mitgebracht hast«, sagte er. »Ich hatte in der Eile ganz vergessen, mir etwas von den Büfetts mitzunehmen. Edan würde es nicht glauben; aber wenn ich drei Büchsen Pfirsiche auf einmal esse, hängen mir die Dinger zum Hals heraus.«
»Edan hat die Satteltaschen für dich gepackt, und deine Kusine Jean sorgte dafür, daß er die Hochzeitstorte nicht vergaß.«
»Ah, ja«, sagte Kane, sich wieder aufrichtend, »die Hochzeit. Ich schätze, ich habe dir diesen Tag verdorben, und dabei haben die Frauen doch immer so viel Spaß an Hochzeiten.« Er begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
»Viele Frauen haben so eine Hochzeit, wie ich sie geplant habe; aber nur wenigen ist es vergönnt, an ihrem Hochzeitstag so viele Überraschungen zu erleben wie ich heute.«
Als er sein nasses Hemd aus der Hose zog, lächelte er ihr zu. »Deine Schwester hat das angestiftet, was bei der Trauung passiert ist, nicht wahr? Du hattest doch nichts damit zu tun, oder? Das ist mir allerdings erst aufgegangen, als ich bereits hier vor der Hütte stand.«
»Nein, ich hatte nichts damit zu tun«, antwortete sie. »Aber Blair tat es nicht in böser Absicht. Sie liebt mich und dachte, ich wollte Leander zum Manne haben; also versuchte sie, ihn mir zu schenken.« Als Kane begann, seine Hose auszuziehen, blickte Houston zurück ins Feuer. Das war ihre Hochzeitsnacht, ging es ihr durch den Kopf, und dabei erwärmte sich ihr Körper beträchtlich.
»Dachte?« fragte Kane, und als sie ihm nicht antwortete, wiederholte er hartnäckig: »Du sagtest eben, sie dachte, du wolltest Westfield zum Mann haben. Denkt sie das jetzt nicht mehr?«
»Nein. Aber das hat sie erst eingesehen, als ich nach
Weitere Kostenlose Bücher