Herz aus Eis
wie du. Vergiß nicht, daß ich im Vergleich zu dir ein alter Mann bin.«
Kichernd bewegte Houston ihre Kehrseite auf seinem Schoß hin und her.
»Und zudem werde ich mit jeder Sekunde älter«, fuhr er fort. »Willst du endlich stillsitzen? Gates hatte recht daran getan, euch zwei Ladys einzusperren.«
»Willst du mich ebenfalls einsperren?« flüsterte Houston und lehnte ihren Kopf an seinen Hals unter dem Kinn.
Er brauchte so lange für seine Antwort, daß sie sich umdrehte und ihn ansah. »Könnte sein«, sagte er schließlich, und dann, offensichtlich bemüht, das Thema zu wechseln, murmelte er: »Ich habe seit Jahren nicht mehr so viel geredet — ich meine über Dinge, die nichts mit meinen Geschäften zu tun haben.«
»Worüber hast du mit deinen anderen Frauen geredet?«
»Welchen anderen Frauen?«
»Den anderen. Mit Miss LaRue zum Beispiel.«
»Ich kann mich nicht entsinnen, daß ich bei Viney überhaupt etwas geredet habe.«
»Aber der nette Teil kommt doch danach, wenn man so beieinander liegt und redet.«
Er strich mit der Hand an ihrer Seite entlang. »Ich schätze, übel ist es nicht. Aber ich würde lügen, wenn ich behaupte, daß ich so was schon mal gemacht hätte. Ich meine, nachdem wir . . . Ich ging danach einfach nach Hause, meine ich. Ich kann mich auch nicht darin erinnern, daß ich danach bloß so herumgelegen hätte. Ohne etwas zu reden, meine ich. Wäre reine Zeitverschwendung gewesen«, setzte er hinzu, machte aber keine Anstalten, von ihr wegzurücken. Houston schmiegte sich noch enger an ihn.
»Kalt?«
»Nein. So warm ist mir noch nie gewesen.«
Kapitel 19
Houston blickte vom Bett in der Hütte zu ihm hoch, sah ihm beim Anziehen zu und wußte, daß dies das Ende ihrer kurzen Flitterwochen war. »Wir müssen offenbar die Hütte räumen«, sagte sie traurig.
»Ich erwarte ein paar Männer heute vormittag, und ich kann es mir nicht leisten, den Termin platzen zu lassen.« Er drehte sich zu ihr um. »Ich wünschte, ich könnte noch länger hier oben in der Hütte bleiben; aber das geht nicht.«
Auch in seiner Stimme schwang Bedauern mit, und Houston beschloß, ihm lieber zu helfen als Widerstand zu leisten. Rasch sprang sie aus dem Bett und begann, ihr Reitkostüm anzuziehen. Kane mußte ihr beim Schnüren der Korsage helfen.
»Wie, in aller Welt, bringst du es fertig, in diesem verdammten Ding zu atmen?«
»Ich glaube nicht, daß es dabei auf das Atmen ankommt. Ich dachte, du weißt die Rundungen an deiner Frau besonders zu schätzen. Und ohne diese verflixten Dinger würden wir alle bald Taillenweiten von siebenundsechzig oder achtundsechzig Zentimetern haben. Zudem stützen die Korsetts den Rücken einer Frau. Sie sind im Grunde sehr gesund.«
Kane brummelte irgend etwas und stopfte den Rest ihrer Nahrungsvorräte in die Satteltaschen. Sie konnte ihm ansehen, daß er mit seinen Gedanken bereits wieder bei seiner Arbeit war.
Schweigend bereiteten sie sich nun auf den Abstieg ins Tal vor. Houston war sich nicht sicher, was in Kanes Kopf vorging; doch sie wußte, daß sie noch nie so glücklich in ihrem Leben gewesen war. Ihre Angst, eine frigide Frau zu sein, war verflogen, und vor ihr lag ein Leben mit dem Mann, den sie liebte.
Als sie die Hütte verließen, hielt Kane noch einmal auf der Schwelle an und blickte zurück in den kleinen Innen-raum. »So gut ist es mir hier noch nie gegangen«, sagte er, ehe er die Tür abschloß und hinüberging zu den gesattelten Pferden.
Houston wollte sich gerade in den Sattel schwingen, als Kane sie um die Taille faßte und auf das Pferd hinaufschob. Sie versuchte, ihr Erstaunen zu verbergen, als sie auf ihn hinuntersah. War das der Mann, der sie in ihren Reitstiefeln über glitschige Felsen gescheucht hatte?
Kane zog den Kopf ein. »In diesem Reitkostüm siehst du wieder wie ein Lady aus«, murmelte er.
Schweigend begannen sie auf dem schmalen Pfad den steilen Hang hinunterzureiten. Ein paarmal hielt Kane an einer gefährlichen Stelle an, um ihr notfalls Hilfe leisten zu können.
Erst als sie schon nahe bei der Stadt waren und sie nur noch im Schneckentempo dahinzockelten, richtete Houston wieder das Wort an ihn.
»Kane, du weißt doch, was mich in den letzten Tagen so sehr beschäftigt hat, nicht wahr?«
Er sah sie an und grinste unverschämt. »Klar, weiß ich das, mein Schatz; und ich fand deine Gedanken großartig.«
»Das meine ich doch nicht« sagte sie ungeduldig. »Ich hatte daran gedacht, deine Kusine Jean zu uns ins
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