Herz aus Eis
Haus zu nehmen.«
Als sie sich zu Kane umdrehte, saß er mit offenem Mund im Sattel und starrte sie an.
»Ich bezweifle jedoch, daß sie eine offene Einladung, bei uns zu wohnen, annehmen würde, weil ihr Taggerts alle viel zu stolz seid, um euch etwas schenken zu lassen; und deshalb habe ich mir absichtlich so viel Zeit gelassen, eine Haushälterin zu engagieren, weil ich mir dachte, dieser Job könnte ihr gefallen. Erstens käme sie dann endlich aus diesem Bergwerkslager heraus, und zweitens — meinst du nicht, daß Edan und sie ein herrliches Paar abgeben würden?«
Kane starrte sie immer noch an.
»Nun — was sagst du dazu?«
Es gelang ihm, den Mund wieder zu schließen und sie wieder einigermaßen normal anzuschauen.
»Als ich zu Edan sagte, daß ich mich mit dem Gedanken trage, zu heiraten, fragte er mich, ob ich bereit wäre, mein Leben mit einer Frau zu teilen. Er lachte sich halbtot, als ich erwiderte, ich dächte gar nicht daran, einer Ehe wegen mein Leben zu ändern. Allmählich begreife ich, warum er mich ausgelacht hat. Hast du vor, noch mehr Leute in meinem Haus unterzubringen? Vielleicht die Pennbrüder von Chandler? Aber wenn du einen Prediger ins Haus nimmst, mache ich nicht mehr mit, verstanden? Ich kann Geistliche noch weniger ausstehen als Kinder. Allerdings scheint es ziemlich egal zu sein, ob ich sie mag oder nicht, weil du . . .« Er brach ab, als Houston ihm den Rücken zudrehte und ihr Pferd in Trab setzte.
Einen Moment saß er da und starrte ihr nach, und dann gab er seinem Pferd die Sporen und holte sie im Galopp wieder ein. »Du wirst mir jetzt doch nicht böse sein, Honey! Du kannst von mir aus einladen, wen du willst. Es stört mich nicht — wirklich nicht.« Es war das erstemal in seinem Leben, daß er versuchte, eine aufgebrachte Frau zu besänftigen. Das brachte ihn in Verlegenheit.
Er faßte nach dem Zügel ihres Pferdes. »Aber ich kenne diese Frau ja nicht einmal! Wie sieht sie denn aus? Vielleicht ist sie so häßlich, daß ich sie nicht anschauen kann, wenn wir uns auf dem Flur begegnen.« Er glaubte, den Hauch eines Lächelns in ihren Mundwinkeln zu entdecken. Aha — Humor war die richtige Methode.
»Jean trug violetten Chiffon über einem purpurfarbenen Unterkleid, kleine Brillanten an den Schultern und . . .«
»Moment mal«, unterbrach er sie, »meinst du etwa diese kleine schwarzhaarige, grünäugige Person mit den zierlichen Fesseln und dem schönen Hintern? Ich sah, wie sie aus der Kutsche stieg, und ich muß schon sagen, ihre Waden waren auch nicht zu verachten.«
Houston funkelte ihn an. »Du hast an deinem Hochzeitstag anderen Frauen nachgeschaut?«
»Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war, deine Kletterkünste am Rosenspalier zu bewundern. Ehrlich gestanden, hast du mir in deiner Unterwäsche von allen Frauen am besten gefallen.« Er streckte die Hand aus und streichelte ihren Arm.
Vor ihnen lagen die Zivilisation und die Stadt mit den Leuten, die ihnen in Zukunft viel Zeit stehlen würden. Es war ihre letzte Chance für ein intimes Beisammensein.
Als könnte er ihre Gedanken lesen, zog Kane sie vom Pferd herunter und in seine Arme. Und als sie zusammenkamen, hätte man glauben können, dies wäre die letzte gemeinsame Nacht ihres Lebens.
Als sie zwei Stunden später in das taggertsche Haus kamen, hatten sie Schmutz an ihren Kleidern, Kletten in ihren Haaren und hochrote Gesichter. Kane hielt Houston bei der Hand, bis Edan erschien.
Edan warf nur einen Blick auf die beiden, und als er seine Sprache wiederfand, sagte er zu Houston: »Wie ich sehe, haben Sie ihn gefunden. Kane, da sind vier Männer und ein halbes Dutzend Telegramme, die auf dich warten. Und, Houston, ich glaube, die Dienstboten, die Sie angeheuert haben, vertragen sich nicht besonders.«
Houston spürte, wie Kane ihr einen letzten Händedruck gab und dann mit Edan den Korridor hinuntereilte. Sie wandte sich der Treppe zu, um sich in ihrem Schlafzimmer ein sauberes Kleid anzuziehen. Die Wirklichkeit hatte sie wieder eingeholt.
Zehn Minuten später schaute Kane durch die Schlafzimmertür und sagte, er müsse dringend geschäftlich verreisen. Er käme sofort zurück, wenn alles geregelt sei.
Er blieb drei Tage fort.
Kapitel 20
Binnen vier Stunden, nachdem Kane sie verlassen hatte, wußte Houston, daß es ihre Lebensaufgabe war, eine Ehefrau zu sein. Blair mochte den Ehrgeiz haben, die Welt zu reformieren; doch sie wollte nur dem Mann, den sie liebte, den Haushalt
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